Reise noch in dieser Woche Habeck wirbt in Katar und Emiraten um Energie
18.03.2022, 04:32 Uhr
Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine habe die Frage der Energiesicherheit in das Zentrum der internationalen Diskussion gerückt, sagt Robert Habeck.
(Foto: picture alliance / Flashpic)
Auf der Suche nach einem Ausweg aus der Abhängigkeit Deutschlands von russischem Gas reist Bundeswirtschaftsminister Habeck nach Katar und in die Arabischen Emirate. Mit den Machthabern dort sucht er das Gespräch, um sich endgültig von Russlands Präsident Putin zu lösen.
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck reist an diesem Wochenende nach Katar und in die Vereinigten Arabischen Emirate. Der Besuch ist Teil der Bemühungen, nach dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine die Abhängigkeit von russischen Energieimporten zu verringern. Katar ist einer der weltweit größten Exporteure von Flüssiggas (LNG). Der allergrößte Teil geht jedoch bisher nach Asien.
Der Grünen-Politiker sagte, der russische Angriffskrieg auf die Ukraine habe die Frage der Energiesicherheit auch in das Zentrum der internationalen Diskussion gerückt. "Wir müssen mehr denn je für eine globale Energiewende werben und aktuell die Diversifizierung von Erdgasquellen vorantreiben. So brauchen wir einerseits, kurzfristig und vorübergehend, mehr Flüssigerdgas und wollen dies an eigenen deutschen Terminals anlanden."
Anderseits müsse die künftige Umstellung von konventionellem Erdgas auf "grünen" Wasserstoff noch schneller auf den Weg gebracht werden, sagte Habeck. "Dies geht am besten im europäischen und internationalen Verbund. Für beides sind unsere Partner in Katar und den Vereinigten Arabischen Emiraten von zentraler Bedeutung."
Habeck fliegt am Samstag zunächst nach Katar, wie das Ministerium mitteilte. In der Hauptstadt Doha wird er vom Emir, Scheich Tamim bin Hamad Al Thani, empfangen. Geplant sind daneben Gespräche mit Ministern. Am Sonntag geht es weiter in die VAE, dort will Habeck mit mehreren Ministern zusammenkommen. Er wird bei der Reise, die bis Montag dauert, nach Ministeriumsangaben von einer hochrangigen Wirtschaftsdelegation begleitet.
Kritik an Katar wegen Menschenrechtslage
In den Gesprächen auf der Reise werde neben den Fragen der Wirtschaftsbeziehungen auch die Lage bei den Menschenrechten eine Rolle spielen, hieß es. Katar, Gastgeber der Fußball-WM in diesem Jahr, wird immer wieder vorgeworfen, Arbeitsmigranten auszubeuten. Die Regierung in Doha weist die Kritik zurück und verweist auf zahlreiche Reformen, die die Lage der ausländischen Arbeiter verbessert hätten.
Katar könnte aus Sicht von Wirtschaftsverbänden eine wichtige Rolle dabei spielen, die Abhängigkeit Deutschlands von russischem Gas zu verringern. Allerdings gebe es auch Hemmnisse. Der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK), Martin Wansleben, sagte, für die Versorgungssicherheit deutscher Unternehmen seien mehr Flüssiggas-Lieferungen (LNG) ganz entscheidend. "Katar hat das Potenzial, mit zusätzlichen Mengen teilweise russische Gaslieferungen zu ersetzen."
Experten warnen vor Transport-Problemen
Timm Kehler, Vorstand des Branchenverbands Zukunft Gas, sagt, Katar investiere derzeit sehr stark in die Ausweitung seiner ohnehin schon großen Exportkapazitäten. Allerdings gehe aktuell ein Großteil des LNG aus Katar in den asiatisch-pazifischen Raum. "Europa wird hier also in einen Preiswettbewerb mit Asien eintreten." Katar wolle seine hohen Investitionen langfristig absichern und entsprechend lange Lieferverträge abschließen. Europa habe politisch in den vergangenen Jahren aber stark auf kurzfristige Beschaffung gepocht und langfristige Vertragsbeziehungen durch verschiedene Regulierungen behindert. "Dieser Widerspruch muss aufgelöst werden, sonst werden die geplanten Beschaffungen von LNG sehr teuer."
Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft betonte, insbesondere in den USA, Katar und Australien seien Produzenten in der Lage, ihre Angebotsmenge kurzfristig auszuweiten. "Es besteht somit die Möglichkeit, zusätzliche Flüssigerdgas-Mengen zu beziehen - allerdings bei voraussichtlich hohen Preisen."
Wansleben sagte, es bestünden bisher erhebliche Hindernisse beim Transport. Trotz einer stetig wachsenden LNG-Tankerflotte gebe es deutliche Kapazitätsprobleme. "Darüber hinaus stellt sich die Frage der Anlieferung." Deutschland verfüge aktuell über kein eigenes LNG-Terminal. Die Bundesregierung will den Bau von Terminals vorantreiben. Wansleben sagte, die Genehmigungs- und Bauverfahren für die Terminals müssten erheblich beschleunigt werden, um schon 2023/24 in Betrieb genommen werden zu können.
Quelle: ntv.de, lve/dpa