Exporte halbieren sich Handel mit Russland bricht ein
10.02.2023, 08:48 Uhr
In den deutsch-russischen Handelsbeziehungen herrscht für vermutlich lange Jahre Eiszeit.
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Wegen der Sanktionen infolge des Angriffs auf die Ukraine ist der Außenhandel mit Russland deutlich gesunken. Das Plus bei den Einfuhren geht ausschließlich auf die höhen Öl- und Gaspreise zurück. Der Ostausschuss erwartet, dass die Handelsbeziehungen in Summe um Jahrzehnte zurückgeworfen wurden.
Deutschland hat im vergangenen Jahr infolge der Sanktionen wegen des Angriffs auf die Ukraine erheblich weniger Waren nach Russland verkauft. Dagegen nahmen die Importe im Wert zu. Insgesamt wurden Waren im Wert von 14,6 Milliarden Euro in das Land geliefert - ein Minus von mehr als 45 Prozent im Vergleich zu 2021, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. "In der Rangfolge der wichtigsten Abnehmerstaaten deutscher Exporte fiel Russland im Vorjahresvergleich von Rang 15 auf Rang 23", hieß es.
Aufgrund kriegsbedingt stark gestiegener Preise für Energie - etwa Öl und Gas - wuchsen die deutschen Importe aus Russland dagegen um 6,5 Prozent auf 35,3 Milliarden Euro. Die aus Russland importierte Warenmenge ging allerdings um 41,5 Prozent zurück. "In der Rangfolge der wichtigsten Warenlieferanten fiel Russland dadurch von Rang 12 auf Rang 14", so das Statistikamt. "Ausgebliebene Energieimporte aus Russland wurden zum Teil durch Lieferungen aus anderen osteuropäischen Staaten ausgeglichen, insbesondere aus Kasachstan."
Höchster Importüberschuss seit 1992
Die Handelsbilanz mit Russland wies ein Defizit von 20,7 Milliarden Euro auf, weil wesentlich mehr importiert als exportiert wurde. 2021 hatte das Minus lediglich bei 6,5 Milliarden Euro gelegen. "Aufgrund der hohen Preise für Energieimporte und der niedrigeren Warenexporte infolge der Sanktionen verzeichnete der deutsche Außenhandel mit Russland den höchsten Importüberschuss im Handel mit Russland seit 1992, dem Jahr der Gründung der Russischen Föderation", betonte das Statistikamt.
Wichtigstes deutsches Exportgut nach Russland waren pharmazeutische Produkte, da der Gesundheitssektor von den westlichen Sanktionen ausgenommen wurden. Deren Exporte legten um 17,6 Prozent auf 3,1 Milliarden Euro zu. Die Maschinenexporte gingen dagegen um mehr als die Hälfte auf 2,8 Milliarden Euro zurück, die Ausfuhren chemischer Erzeugnisse sanken um 43,3 Prozent auf 1,7 Milliarden Euro.
Eine rasche Trendwende erwartet der Ost-Ausschuss der deutschen Wirtschaft nicht. "Die Aussichten für das Exportgeschäft mit Russland bleiben düster", sagte dessen Geschäftsführer Michael Harms kürzlich. "Der Krieg und seine Folgen - Sanktionen, Rezession und Kaufkraftverlust in Russland sowie der anhaltende Rückzug deutscher Unternehmen vom russischen Markt – werfen uns in den bilateralen Handelsbeziehungen um Jahrzehnte zurück." Die Güterexporte nach Russland dürften sich in diesem Jahr auf niedrigem Niveau einpendeln. "Da inzwischen kaum noch Energierohstoffe aus Russland bezogen werden, wird auch das Handelsbilanzdefizit deutlich zurückgehen", prognostizierte Harms.
Quelle: ntv.de, jwu/rts