Wirtschaft

"So wird es nicht weitergehen" Erlebt US-Wirtschaft vorerst letztes Wachstumsquartal?

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In den USA kühlt sich die Konjunktur ab.

(Foto: REUTERS)

Die Konjunktur in den USA trübt sich ein. Doch für das letzte Jahresviertel meldet die weltgrößte Volkswirtschaft ein solides annualisiertes Plus. Ökonomen sehen in den Zahlen aber eindeutige Vorzeichen für eine nachlassende Dynamik. Hinzu komme die verzögerte Wirkung der Fed-Politik.

Trotz hoher Inflation und steigender Zinsen bleibt die US-Wirtschaft weiter auf Wachstumskurs. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) legte von Oktober bis Dezember auf das Jahr hochgerechnet um 2,9 Prozent zu, wie das Handelsministerium auf Basis vorläufiger Zahlen mitteilte. Experten hatten lediglich mit einem Plus von 2,6 Prozent gerechnet. Im Sommer 2022 wuchs die Wirtschaft noch um 3,2 Prozent. Trotz des überraschend starken Schlussquartals musste die Wirtschaft zwischen Los Angeles und New York voriges Jahr Federn lassen: Real, also preisbereinigt, fiel das Wachstum 2022 mit plus 2,1 Prozent eher durchwachsen aus. 2021 waren es noch 5,9 Prozent.

"Die US-Wirtschaft hat 2022 einen Schlussspurt hingelegt. So flott wird es nicht weitergehen", sagte Ökonom Bastian Hepperle von der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank. Die kräftige Leitzinsstraffung der Fed werde ihre volle Bremswirkung erst noch entfalten.

Trotz der hohen Lebenshaltungskosten, die die Notenbank mit einer straffen Geldpolitik drücken will, ließen sich die Verbraucher vor der Jahreswende die Kauflust nicht nehmen. Sie steigerten ihre Ausgaben im vierten Quartal um 2,1 Prozent, nach 2,3 Prozent im Sommer. Die Unternehmen erhöhten ihre Investitionen mit plus 0,7 Prozent jedoch nicht mehr so stark wie im Sommer mit damals 6,2 Prozent. Die Exporte verringerten sich im Schlussquartal um 1,3 Prozent, die Importe jedoch weit stärker - und zwar um 4,6 Prozent.

Viele Sondereffekte?

Commerzbank-Ökonom Christoph Weil findet das Wachstum im Schlussquartal 2022 zwar kräftig: "Allerdings dürfte dies das letzte starke Quartal für eine Weile gewesen sein, zumal bereits die Details nicht ganz so erfreulich ausfallen." Der Experte verweist darauf, dass sich die Lager in den USA Ende 2022 auffüllten. Dieser Effekt habe alleine 1,5 Prozentpunkte zum BIP-Wachstum beigetragen und sollte sich im aktuellen Quartal nicht wiederholen. "Außerdem lieferte der Außenhandel einen rechnerischen Wachstumsbeitrag von 0,6 Prozentpunkten, was allerdings an einem Einbruch der Importe lag, die vom BIP abgezogen werden." Insofern zeichnen die Details des Berichts ein schwächeres Bild als das Gesamtwachstum.

Als positive Überraschung erwies es sich, dass die Industrie im vorigen Monat unerwartet viele Aufträge eingesammelt hat. Die Bestellungen für langlebige Gebrauchsgüter wie Flugzeuge und Maschinen stiegen im Dezember um 5,6 Prozent zum Vormonat. Experten hatten mit plus 2,5 Prozent gerechnet, nachdem es im November ein Minus von revidiert 1,7 Prozent gegeben hatte.

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Nach Ansicht der Vizechefin der US-Notenbank, Lael Brainard, könnte eine Rezession in den USA vermieden werden. Daten deuteten allerdings auf ein gedämpftes Wirtschaftswachstum im laufenden Jahr hin. Dazu zählten eine beträchtliche Abschwächung des Industriesektors und ein verhaltener Konsum. Die steigenden Zinsen haben zudem der Immobilienwirtschaft zugesetzt.

Die Finanzmärkte rechnen angesichts der inzwischen abebbenden Inflationswelle damit, dass die Fed den Leitzins am kommenden Mittwoch nur noch um einen Viertel Prozentpunkt anheben wird. Der aktuelle Leitzins liegt seit der jüngsten Erhöhung um einen halben Prozentpunkt im Dezember in der Spanne zwischen 4,25 und 4,50 Prozent.

Quelle: ntv.de, jwu/rts

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