Zehntausende Stück pro Monat Helsing baut KI-Kamikaze-Drohnen bald in Serie
02.12.2024, 11:57 Uhr Artikel anhören
Die HX-2-Drohnen werden den Angaben nach zu "geringen Stückkosten" produziert.
(Foto: PR/Helsing)
Der deutsche Softwareexperte Helsing startet mit der umfangreichen Herstellung von Kamikaze-Drohnen, die mit KI ausgestattet werden. Die Fluggeräte sollen sich trotz Störsendern orientieren und hocheffektive Munition abfeuern können. Trotz aller Technik haben Menschen die Entscheidungshoheit.
Die Münchner Software-Schmiede Helsing startet bald mit der Serienproduktion seiner Kamikaze-Drohnen HX-2, teilt das deutsche Unternehmen mit. Diese könnten schon bald in der Ukraine zum Einsatz kommen, wo bereits die zugrundeliegende Software der KI-gesteuerten Kampfgeräte an anderen Systemen erprobt werde.
Bei den Flugwaffen handelt es sich um "X-Wing-Präzisionsdrohnen mit einer Reichweite von bis zu 100 Kilometern". Die KI-Technologie sorge dafür, dass HX-2 "resistent gegen elektronische Kriegsführung und Störmaßnahmen" sei, erklären die Münchner Softwarespezialisten in einer Mitteilung. Dies sei eine Besonderheit. Demnach seien die Drohnen in der Lage, sich trotz Störsendern des Gegners zu orientieren und könnten ihr Ziel erfolgreich erreichen. Dort wird neben der Munition auch das Gerät selbst zerstört, weshalb HX-2 zur Kategorie der Kamikaze-Drohnen gehört.
Das Betriebssystem wurde in der Ukraine entwickelt und getestet, heißt es weiter. "Helsings Aufklärungs- und Steuerungssoftware ermögliche es, mehrere HX-2-Drohnen zu Schwärmen zusammenzufassen, die von einem menschlichen Bediener kontrolliert werden", so das Unternehmen. Damit seien gezielte Großschläge gegen Aggressoren möglich, aber auch die Verteidigung von längeren Grenzstreifen.
"Mit HX-2 haben wir einen neuen Drohnentyp geschaffen, der Masse mit Autonomie und extremer Präzision kombiniert", führt Unternehmensgründer Niklas Köhler aus. "Einzelne HX-2 können gepanzerte Ziele auch in elektromagnetisch stark umkämpften Umgebungen zuverlässig treffen. Wenn sie in großem Maßstab entlang von Landesgrenzen eingesetzt werden, kann HX-2 auch als Invasionsschild gegen Landstreitkräfte dienen."
Die Innovation liege dabei auch darin, dass trotz Künstlicher Intelligenz nicht ein Computer allein entscheidet, wo die Drohnen attackieren sollen. "HX-2 bietet Autonomie durch den Einsatz von Software und KI - und das bei vollständiger menschlicher Kontrolle und Aufsicht", erklärt Helsing-Chef Gundbert Scherf. "Die elektronische Kriegsführung drohte, dies zu untergraben, jetzt geben wir den Bedienern die Kontrolle zurück."
"Wir sehen es als einen unserer prinzipiellen Grundsätze an, dass ein Mensch bei allen kritischen Entscheidungen eingebunden sein muss", erklärt die Firma auf der Produktseite im Internet. "Interne Prozesse" würden es ermöglichen, dass "alle Mitarbeitenden, den ethischen Entscheidungsprozess mitgestalten, unterstützen und kritisch hinterfragen" können. Alleingänge der durch ein Computerprogramm gesteuerten Kampfgeräte seien damit ausgeschlossen.
Zehntausende Drohnen sollen jeden Monat hergestellt werden
Die Drohnen würden zu "deutlich geringeren Stückkosten als herkömmliche Systeme" produziert werden. HX-2 sei eine "leistungsstarke Ergänzung zu gängigen Artilleriesystemen", so die Hersteller. Diese bauen derzeit eine größere Produktionskapazität in Europa auf, weil schon ab nächstem Monat 1000 Geräte monatlich hergestellt werden sollen, berichtet die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (FAZ) weiter. Mittelfristig solle die Produktion sogar auf Zehntausende Drohnen pro Monat ansteigen. Köhler hofft auf große Aufträge: "Die NATO benötigt dringend Technologien, um die Integrität der Ostflanke zu schützen." Dabei könne HX-2, die bisher laut Unternehmensangaben in Deutschland produziert werde, helfen.
Die Drohnen fliegen mit bis zu 220 Kilometern pro Stunde und wiegen nur 12 Kilogramm. HX-2 könne Mehrzweck-, Anti-Panzer- und Anti-Struktur-Munition laden.
Helsing ist nicht nur in der Drohnenproduktion tätig. Das Unternehmen rüstet etwa die Airbus-Kampfflugzeuge vom Typ Eurofighter aus und entwickelt KI-Lösungen unter anderem für U-Boote sowie Panzer. Der FAZ zufolge arbeiten rund 400 Menschen bei Helsing. Im kommenden Jahr soll die Belegschaft um mehr als 100 Arbeitskräfte anwachsen.
Quelle: ntv.de, mpa