Aussichten sind eher gering Herr Pang lässt bei Air Berlin nicht locker
29.09.2017, 15:44 Uhr
Jonathan Pang betreibt mit seiner Firma Link Global Logistics den Flughafen Parchim.
(Foto: dpa)
Hinsichtlich der Zerschlagung von Air Berlin sind die Weichen gestellt. Der chinesische Unternehmer Pang bleibt dennoch bei seinem Angebot. Er bietet angeblich 600 Millionen Euro und will 8000 Mitarbeiter übernehmen.
Der chinesische Unternehmer Jonathan Pang sieht sich weiter im Rennen um die insolvente Fluggesellschaft Air Berlin. Pang habe am Donnerstag in einer Telefonkonferenz mit Air Berlin-Chef Thomas Winkelmann, dem Generalbevollmächtigten Frank Kebekus und dem Sachwalter Lucas Flöther sein Angebot erläutert, sagte Pangs Anwalt Helmut Naujoks. Der Jurist äußerte sich optimistisch, nannte aber keine Details.
Ein Insider hatte erklärt, Pang biete 600 Millionen Euro und wolle die 8000 Air-Berlin-Mitarbeiter übernehmen. Air Berlin bestätigte das Gespräch. Durch Pangs anhaltendes Interesse werden aber die Verkaufsverhandlungen mit den als aussichtsreich geltenden Bietern Lufthansa und Easyjet nicht aufgehalten: "Nun werden die Verhandlungen mit Lufthansa und Easyjet bis zum 12. Oktober fortgeführt", erklärte ein Sprecher von Air Berlin. Ziel sei die Übernahme von Teilen der insolventen Airline.
Pangs Aussichten, doch noch zum Zuge zu kommen, gelten als eher gering. So sieht etwa das EU-Recht vor, dass die Mehrheit des Eigentums und die Kontrolle der Airline von Europäern gehalten wird. Hier müsse Pang noch erläutern, wie er Air Berlin gemäß den EU-Regeln gesellschaftsrechtlich aufstellen wolle, hieß es in Verhandlungskreisen.
Zudem müsse der Chinese Nachweise für seine Finanzkraft bringen und sein Konzept für die Zukunft von Air Berlin konkretisieren. Pang betreibt seit 2007 mit seiner Firma Link Global Logistics den Flughafen Parchim in Mecklenburg-Vorpommern, rund 160 Kilometer nordwestlich von Berlin.
Derweil geht das getrennte Bieterverfahren für die Technik-Sparte von Air Berlin auf die Zielgerade. Interessenten müssen Angebote bis zum 6. Oktober vorlegen. "Die Aussichten für Air Berlin Technik haben sich verbessert, es gibt mehrere Interessenten", sagte ein Insider. Die Logistikfirma Zeitfracht sondiere hierzu Kooperationen mit Lufthansa und Easyjet als mögliche künftige Auftraggeber vor allem an den Standorten Berlin und Düsseldorf, wie aus Verhandlungskreisen verlautete.
Ein Zeitfracht-Sprecher sagte, man erwarte eine Rückmeldung über die Ergebnisse der Gläubigerausschüsse und das eigene Angebot. Die Berliner hatten eine Offerte für die Frachtsparte Leisure Cargo, die Regionalflugtochter Walter und Air Berlin Technik eingereicht.
Erste Air-Berlin-Piloten bei Eurowings
Derweil wächst die Lufthansa-Billigtochter Eurowings weiter und greift dabei auch auf Personal der insolventen Air Berlin zurück. Man habe die ersten Air-Berlin-Piloten eingestellt, teilte die Fluggesellschaft mit, ohne konkrete Zahlen zu nennen.
Man habe vor wenigen Wochen mehr als 1000 Stellen für Piloten, Flugbegleiter und Bodenpersonal ausgeschrieben. Inzwischen hätten sich 2000 Interessenten gemeldet - mehr als erwartet. Die Hälfte davon seien Piloten. "Die Bewerber kommen aus aller Welt", sagte Eurowings-Geschäftsführer Michael Knitter.
Lufthansa will Eurowings kräftig ausbauen und nach Worten von Konzernchef Carsten Spohr bis zu 3000 neue Mitarbeiter anheuern. Am Dienstag stellte der deutsche Branchenprimus die finanziellen Weichen dafür: Der Aufsichtsrat gab grünes Licht für Investitionen von rund einer Milliarde Euro für den Kauf und das Leasing von bis zu 61 Flugzeugen.
Quelle: ntv.de, wne/rts