Experte: Talsohle in Sicht IFO-Index stagniert - Stimmung bleibt schlecht
25.09.2023, 15:17 Uhr Artikel anhören
Die Baubranche beurteilt ihre Lage erneut schlechter und die Erwartungen bleiben "äußerst pessimistisch".
(Foto: picture alliance / Panama Pictures)
In den deutschen Chefetagen ist die Stimmung weiterhin gedrückt. Die Unternehmen blicken weiter pessimistisch auf die kommenden Monate. Experten verweisen auf die schwierigen Finanzierungsbedingungen angesichts der Zinspolitik der EZB. Dennoch könnte Experten zufolge die Talsohle in einigen Branchen erreicht sein.
Die deutsche Wirtschaft tritt auf der Stelle - die Stimmung in den Unternehmen bleibt schlecht: Das ist das Ergebnis des aktuellen Geschäftsklimaindex des Münchner IFO-Instituts. Wie die Forscher mitteilten, fiel der Index im September minimal auf 85,7 Punkte. Demnach waren die Firmen erneut weniger zufrieden mit den laufenden Geschäften, der Pessimismus für die kommenden Monate ging hingegen leicht zurück. Für den Geschäftsklimaindex antworten monatlich rund 9000 Unternehmen auf Fragen des IFO-Instituts. Sie werden gebeten, ihre gegenwärtige Geschäftslage zu beurteilen und ihre Erwartungen für die nächsten sechs Monate anzugeben.
Im verarbeitenden Gewerbe stieg der Index leicht an, die Firmen waren mit der aktuellen Lage etwas zufriedener, die Erwartungen verschlechterten sich hingegen weiter. Im Dienstleistungssektor ging das Klima das sechste Mal in Folge zurück - vor allem wegen der verschlechterten aktuellen Lage. Die Umsätze entwickelten sich schlechter als in den vergangenen Monaten.
Im Handel stieg der Index laut IFO-Institut an, vor allem wegen weniger pessimistischer Erwartungen. Mit den laufenden Geschäften waren die Firmen jedoch weniger zufrieden. Im Bauhauptgewerbe fiel der Index auf den niedrigsten Wert seit Januar 2009. Hier beurteilten die Firmen ihre Lage erneut schlechter und die Erwartungen bleiben "äußerst pessimistisch", wie das IFO ausführte.
BIP dürfte weiter schrumpfen
Auch der ING-Analyst Carsten Brzeski sieht in dem aktuellen Geschäftsklimaindex ein Sinnbild für die "derzeitige Stagnation der deutschen Wirtschaft". Der Index sei einer der schwächsten Werte der vergangenen fünf Jahre. Das liege auch nach wie vor an der schwächelnden chinesischen Wirtschaft, außerdem laste die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) auf der Konjunktur.
Für Jörg Zeuner, Chefvolkswirt von Union Investment, bedeutet der abermalige Rückgang nichts Gutes für die Wirtschaftsentwicklung im dritten und vierten Quartal. "Unserer Ansicht nach wird die Wirtschaftsleistung in Deutschland bis zum Jahresende weiter schrumpfen", schreibt er. Für das dritte Quartal erwartet er einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 0,3 Prozent und für das vierte Quartal ein Minus von 0,1 Prozent. Auch er verweist auf die "unter anderem die kräftigen Zinsanhebungen, die zu erschwerten Finanzierungsbedingungen führen und das Wachstum immer mehr drücken".
Trotzdem gibt es Zeuner zufolge auch Licht. "Die Auftragseingänge in der Industrie dürften die Talsohle gerade durchschreiten, und bei den privaten Haushalten dienen die Ersparnisse als konjunkturstabilisierender Puffer", kalkuliert er. Die Unternehmen beurteilten ihren Ausblick zudem wieder etwas zuversichtlicher als in den vergangenen Monaten. "Das Schlimmste könnte also demnächst hinter uns liegen."
Quelle: ntv.de, jwu/AFP/DJ