"Konjunktur-Kartenhaus" Industrie warnt vor Wachstumseinbruch
25.04.2016, 14:44 Uhr
Die niedrigen Zinsen sorgen derzeit für ein Boom beim Bauen.
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Deutschland steht derzeit wirtschaftlich gut da. Die Industrievertreter sind dennoch nervös. Die Bundesregierung habe versäumt, die Wirtschaft auf gefährliche Risiken vorzubereiten, kritisieren sie.
Die deutsche Industrie befürchtet beim Wegfall der derzeit günstigen Rahmenbedingungen wie niedriger Ölpreise und Zinsen einen Wachstumseinbruch. "Wenn diese externen Faktoren nicht mehr wirken, kann unser Konjunktur-Kartenhaus in sich zusammenfallen", sagte der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie, Ulrich Grillo, auf der Hannover Messe.
Der Regierung warf Grillo vor, die Wirtschaftspolitik zu vernachlässigen: "Die Bundesregierung hat es in den vergangenen Jahren versäumt, Deutschland wetterfest zu machen." Stattdessen habe sie "unsinnige Entscheidungen" in der Renten-, Sozial, Energie- und Klimapolitik getroffen.
Angesichts steigender Risiken für die Exporteure hält der BDI ein geringeres Wirtschaftswachstum als bislang angenommen für möglich. Das Bruttoinlandsprodukt werde in diesem Jahr um 1,5 bis knapp zwei Prozent wachsen. Bislang war der BDI von knapp zwei Prozent ausgegangen. "Die deutsche Industrie spürt das Mehr von Konflikten, Risiken und Wachstumsschwächen heftiger als andere Wirtschaften", sagte Grillo. Deutschland stehe vor riesigen Herausforderungen. "Der Investitionsbedarf in den Infrastrukturen ist gewaltig: bei Straßen, Schienen und Brücken, in unseren Energienetzen und digitalen Netzen."
Wie der BDI warnte auch das Kölner IW-Institut trotz Rekordbeschäftigung und guter Kauflaune vor einem Konjunktur-Dämpfer. "Auf den ersten Blick geht es der deutschen Wirtschaft ganz gut", erklärten die arbeitgebernahen Forscher. Sie erwarten für 2016 wie bisher einen Anstieg des BIP um rund 1,5 Prozent, der sich im nächsten Jahr auf etwa 1,25 Prozent verlangsamen dürfte. Allerdings verdüsterten sich die Aussichten. "Der traditionell starke deutsche Export schwächelt."
Quelle: ntv.de, mbo/dpa/rts