Sanierungseffekt überschätzt? Internes Dokument lässt an Pünktlichkeitsziel der Bahn zweifeln
20.01.2024, 10:24 Uhr Artikel anhören
Die Riedbahn zwischen Frankfurt am Main und Mannheim wird die erste Strecke sein, die generalsaniert wird.
(Foto: picture alliance/dpa)
Die Deutsche Bahn ist seit Jahren großes Sorgenkind, will nun mit Sanierungen des Schienennetzes aber nachhaltig besser werden. Auf die Pünktlichkeit soll sich das allerdings nicht so stark auswirken, wie selbst behauptet. Darauf deutet eine vertrauliche Präsentation hin.
Die geplante Generalsanierung der Bahn wird auf absehbare Zeit nicht den Effekt bringen, den Bahn und Verkehrsminister Volker Wissing versprochen haben. Das legt eine vertrauliche Präsentation aus dem Konzern nah, die auf den 18. Oktober 2023 datiert ist und die Überschrift "Kunde & Qualität" trägt. Das Dokument liegt dem "Spiegel" vor. Kern der Unterlage sind mehrere Diagramme zur Pünktlichkeit im Fern-, Güter- und Regionalverkehr.
Bis 2030 sollen gemäß einer gemeinsamen Strategie von Bahn und Verkehrsministerium 80 Prozent der Züge im Fernverkehr pünktlich sein, also beispielsweise ICE- und Intercity-Züge. 2024 soll die Pünktlichkeit gemäß der internen Unterlage 71,5 Prozent betragen, 2028 dann 74,5 Prozent. Für 2030 sind im Diagramm keine Werte angegeben. Demnach müsste die Bahn bis 2030 eine Lücke von fünfeinhalb Prozentpunkten schließen.
Mit Blick auf die geplante Vollsperrung wichtiger Strecken ist diese Lücke bemerkenswert, weil die Bahn in derselben Unterlage einräumt, die Generalsanierung werde die Pünktlichkeit gerade einmal um 1,8 Prozentpunkte verbessern. Dieser Effekt ist laut der Unterlage so gering, dass er im Jahr 2028 vom zusätzlichen Verkehr (-2,3 Prozentpunkte), den Baustellen (-0,7) und den dann immer noch veralteten Anlagen (-0,4) aufgehoben wird. Außerdem liegt die Bahn bereits heute hinter ihren Prognosen zurück. Laut eigenen Zahlen hatte die Pünktlichkeit 2023 nicht wie prognostiziert 67, sondern lediglich 64 Prozent betragen. Der "Spiegel" berichtet, dass die Pünktlichkeit im Fernverkehr etwa am 8. Januar 2024 gerade mal bei 52,4 Prozent lag. Es habe sowohl an ICE als auch an Personal gefehlt.
Vom Sommer 2024 an will die Bahn wichtige Strecken sperren. Beginnen werden die Arbeiten auf der sogenannten Riedbahn zwischen Frankfurt und Mannheim, wo bereits jetzt eine dreiwöchige Testsperrung läuft. Dann folgt die Strecke zwischen Berlin und Hamburg. Bis 2030 sollen 750 Kilometer des Streckennetzes saniert werden. Bahn und Verkehrsministerium wollten sich auf "Spiegel"-Anfrage nicht zu dem internen Dokument äußern. Beide verwiesen darauf, dass die Pünktlichkeit im Fernverkehr nach Abschluss der Generalsanierungen 2030 bei 80 Prozent liegen werde.
Quelle: ntv.de, als