Offenbar neue Pläne in London Johnson kann Biden nicht für Handels-Deal gewinnen
22.09.2021, 11:08 Uhr
"No Deal today" kann Premier Johnson nach dem Treffen laut englischen Zeitung notieren.
(Foto: REUTERS)
Es war eines der Brexit-Versprechen: Großbritannien kann nach einem EU-Austritt eigene Handelsabkommen schließen. Doch die Wirklichkeit sieht anders aus. Weder mit den USA noch mit China gibt es Deals. US-Präsident Biden sendet auch keine Signale, dass sich daran bald etwas ändert. Im Gegenteil.
Nach einem Treffen des britischen Premierministers Boris Johnson mit US-Präsident Joe Biden im Weißen Haus scheint ein bilaterales Freihandelsabkommen in weite Ferne gerückt zu sein. Britische Medien berichteten, dass London nun einen Beitritt zum nordamerikanischen Handelsabkommen USMCA zwischen den USA, Kanada und Mexiko anstrebe. "Es gibt mehrere Möglichkeiten dafür", zitierte die "Times" eine Regierungsquelle. Wie es weitergeht, liege an der US-Regierung. Zudem will sich Großbritannien dem Handelsabkommen CPTPP der Pazifik-Anrainerstaaten anschließen.
In Handelsfragen sei der Besuch in Washington für Johnson ein Rückschlag gewesen, kommentierte der britische Sender Sky News. Zwar sagte Biden, dass beide Länder weiter über ein Abkommen verhandelten. Er stellte jedoch klar, dass das Thema für ihn keinen Vorrang hat. Vor allem der Konflikt zwischen der EU und Großbritannien über Brexit-Regeln für die britische Provinz Nordirland bereitet Biden Sorgen, wie er erneut deutlich machte.
Die Freiheit, auf eigene Faust Handelsabkommen vor allem mit den USA zu schließen, war eines der wichtigsten Argumente für den EU-Austritt Großbritanniens. Doch bislang sind Abkommen mit den größten Märkten wie den USA, Indien und China nicht in Sicht.
Die neue US-Regierung hat sich wiederholt besorgt gezeigt über die Auswirkungen des Brexits auf den Frieden in Nordirland. Biden hat irische Wurzeln und gilt, anders als sein Vorgänger Donald Trump, als Skeptiker des britischen EU-Austritts. Der Status von Nordirland nach dem Brexit hatte zuletzt wieder zu Spannungen geführt. Wegen der im EU-Austrittsabkommen festgelegten Regelung, dass die Provinz de facto in Zollunion und Binnenmarkt der EU bleibt, kommt es zwischen Nordirland und dem Rest der Vereinigten Königreichs nun zu Warenkontrollen. Das bereitet Schwierigkeiten im Handel.
Quelle: ntv.de, jwu/dpa