Wirtschaft

Es wird ungemütlich Kommt jetzt die Trump-Rezession?

An den Börsen ging es abwärts.

An den Börsen ging es abwärts.

(Foto: REUTERS)

Der Anleihemarkt sorgt gemeinhin nur dann für Gesprächsstoff, wenn dort richtig Unerfreuliches passiert. Jetzt ist es wieder so weit.

Donald Trump ist ein selbsterklärter Fan von Zöllen und davon überzeugt, dass er Handelskriege leicht gewinnen kann. Ob der jüngste Börsen-Hammer den US-Präsidenten vom Gegenteil überzeugt, ist fraglich. Fest steht allerdings: Die Aussichten für die Weltwirtschaft verdüstern sich - und Trump trägt daran jede Menge Mitschuld.

Ein eindrucksvolles Beispiel dafür war gestern an den Börsen zu sehen, als die Kurse an der Wall Street in den Keller rauschten. Auch an den Rohstoffmärkten ging es bergab. Das unerfreulichste Signal kam allerdings vom Anleihemarkt: die gefürchtete "inverse Zinskurve".

Hinter diesem sperrigen Begriff verbirgt sich ein Phänomen, das ein recht verlässliches Anzeichen dafür ist, dass eine Rezession droht. Dabei steigen die Renditen für zwei Jahre laufende Staatsanleihen über die Renditen von zehn Jahre laufenden Bonds. Genau das ist gestern bei US-Anleihen passiert. Es zeigt, dass Investoren mittelfristig schwächeres Wachstum in den USA erwarten und die kurzfristigen Risiken für die Wirtschaft höher einschätzen als die langfristigen.

Allerdings kommt es nicht nach jeder "inversen Zinskurve" zu einer Rezession. Und wenn es passiert, dauert es normalerweise ein bis zwei Jahre, bis sie eintritt. Wie ernst das Rendite-Phänomen Rezessions-Ankündigung aber genommen wird, war gestern an den US-Börsen zu sehen: Als es eintrat, schalteten die US-Börsen in den Panikmodus. Auch der Goldpreis zeigt, dass Investoren vorsichtiger werden. Gold gilt als "sicherer Hafen" in stürmischen Zeiten, seit Jahresanfang ist der Preis um fast ein Fünftel gestiegen.

Deutsches BIP schrumpft

Das hat wesentlich mit dem von Trump angezettelten Handelskrieg zwischen den USA und China zu tun. Der Zoll-Zoff schlägt langsam weltweit auf die Konjunktur durch.

So schrumpfte das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) im zweiten Quartal. Sollte die Wirtschaftsleistung auch im laufenden Quartal zurückgehen, steckt die Bundesrepublik in der Rezession. Die chinesische Industrieproduktion wuchs derweil im Juli so langsam wie seit 17 Jahren nicht, die Konjunktur der Volksrepublik verliert an Fahrt. "Wenn Chinas Industrieproduktion schwächelt, ist das immer auch eine Aussage über den Zustand der Weltwirtschaft", sagt Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners.

Auch das britische BIP sank im zweiten Quartal, während die Konjunktur in Italien stagniert. Mexiko ist nur knapp an einer Rezession vorbeigeschrammt, während Brasilien wahrscheinlich in eine hineingerutscht ist. All diese Länder gehören zu den 20 größten Volkswirtschaften der Erde.

Für die wirtschaftliche Schwäche gibt es jeweils mehrere Gründe - auch hausgemachte. Doch der Handelskrieg ist ein ganz wesentlicher. Er sorgt für rückläufige Nachfrage und dafür, dass die Zuversicht von Unternehmen sinkt. Als Konsequenz halten sie sich angesichts unschöner Aussichten mit Investitionen zurück.

Trump zuckt zurück

Auch die USA bekommen die Auswirkungen des Handelskriegs immer kräftiger zu spüren: Im zweiten Quartal lagen die Gewinne der im Leitindex S&P 500 gelisteten US-Unternehmen der "New York Times" zufolge bislang im Schnitt 0,7 Prozent unter dem Niveau vor einem Jahr. Damit gehen die Gewinne das zweite Quartal in Folge zurück. Die US-Notenbank Fed hat die Leitzinsen deshalb bereits gesenkt, um durch billigere Kredite sowohl Investitionen als auch Konsum zu beleben und so die Konjunktur zu stützen.

Selbst Trump gibt plötzlich zu, dass die gegen China verhängten Schutzzölle die Amerikaner Geld kosten. Der Präsident verschob für September angekündigte Zollerhöhungen unter anderem auf iPhones, Laptops, Turnschuhe und Spielzeug, "damit sie für die Weihnachtszeit nicht relevant sind." Mit anderen Worten: Die Zölle würden Weihnachtsgeschenke verteuern, das würde Trump nicht gerade beliebter machen.

Mittlerweile geht es allerdings nicht mehr nur darum, ob in die USA verschiffte iPhones mit höheren Zöllen belegt werden oder nicht. Der Graben zwischen den beiden weltgrößten Volkswirtschaften vertieft sich. Das lässt sich weder mit einem Zugeständnis Trumps bei Zöllen reparieren noch dadurch, dass die Volksrepublik mehr Sojabohnen in den USA einkauft. Der Handelskrieg richtet weltweit Schäden an, und es ist durchaus wahrscheinlich, dass Trump weiter eskaliert.

Es war für Trump ein Leichtes, die Weltwirtschaft in Turbulenzen zu stürzen. Sie wieder zu stabilisieren, wird dagegen außerordentlich schwierig.

Quelle: ntv.de, mit rts

Social Networks
Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen