Wirtschaft

Asien-Konkurrenz kommt mit Wucht Konzernchef Blume beschreibt alarmierende Lage bei VW

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Oliver Blume ist seit September 2022 Chef des VW-Konzerns.

Oliver Blume ist seit September 2022 Chef des VW-Konzerns.

(Foto: picture alliance/dpa)

Erstmals seit 30 Jahren stehen Entlassungen bei VW im Raum. Konzernchef Blume macht dafür unter anderem neue Konkurrenz aus Asien verantwortlich. "Der Kuchen ist kleiner geworden und wir haben mehr Gäste am Tisch", sagt er in einem Interview. Einen Kahlschlag wird es ihm zufolge aber nicht geben.

Volkswagen-Chef Oliver Blume hat in einem Interview ein alarmierendes Bild des VW-Konzerns gezeichnet. Bei der Marke VW sei die Lage "so ernst, dass man nicht einfach alles weiterlaufen lassen kann wie bisher", sagt Blume in der "Bild am Sonntag". "In Europa werden weniger Fahrzeuge gekauft. Gleichzeitig drängen neue Wettbewerber aus Asien mit Wucht in den Markt. Der Kuchen ist kleiner geworden und wir haben mehr Gäste am Tisch."

Blume zufolge befindet sich die gesamte europäische Autoindustrie in einer sehr anspruchsvollen Lage, die es zuvor noch nie gegeben habe. "Und das wirtschaftliche Umfeld hat sich nochmals verschärft, gerade bei der Marke VW."

Der Konzern habe in allen Marken und Gesellschaften Ergebnisprogramme etabliert, sagt Blume. Bei VW würden die Kostenreduzierungen aber aktuell nicht ausreichen. "Meine Kollegen VW-Chef Thomas Schäfer und Thomas Schmall arbeiten mit ihren Teams deshalb an weiteren Maßnahmen", ergänzte Blume. Welche das sein könnten, sagte Blume in dem Interview nicht.

Einen Kahlschlag wird es dem VW-Chef zufolge nicht geben: "Wir stehen fest zum Standort Deutschland, denn Volkswagen hat ganze Generationen geprägt. Wir haben Mitarbeiter, deren Großväter schon bei Volkswagen gearbeitet haben. Ich will, dass auch ihre Enkel hier noch arbeiten können."

VW kündigt Vereinbarungen auf

Der Konzernvorstand um Blume hatte am Montag angekündigt, bei der Kernmarke VW kräftig sparen zu müssen. Der bisher geplante Stellenabbau durch Altersteilzeit und Abfindungen reiche nicht mehr aus, um die angepeilten Einsparziele zu erreichen, hieß es. Werksschließungen und betriebsbedingte Kündigungen bei der Kernmarke VW seien nicht länger ausgeschlossen. Die mit dem Betriebsrat geschlossene Vereinbarung zur Beschäftigungssicherung werde aufgekündigt. Diese schloss betriebsbedingte Kündigungen bis 2029 aus. Erstmals seit 30 Jahren könnte es bei VW somit Entlassungen geben. Der Betriebsrat lehnt dies ab und wirft dem Management schwere Fehler vor.

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Die Arbeitnehmervertreter brachten bereits eine Vier-Tage-Woche ins Spiel. Auch die SPD-Co-Vorsitzende Saskia Esken hält dieses Modell für möglich. Wenn es um nachhaltige Personalkonzepte gehe, seien auch "Drehscheiben-Modelle" sinnvoll, sagte Esken dem "Handelsblatt". "Damit ermöglicht man Beschäftigten einen Wechsel zu einem anderen Arbeitgeber und hält sich offen, sie wieder in den Konzern zu holen."

Linken-Chefin Janine Wissler wies zudem darauf, dass VW im vergangenen Geschäftsjahr 4,5 Milliarden Euro als Dividende an seine Aktionäre ausgeschüttet habe. Es sei "unfassbar schäbig", dass der Volkswagen-Konzern nun behaupte, "er könne fünf Milliarden Euro nicht auftreiben, um Werksschließungen und Entlassungen zu verhindern", sagte sie der "Rheinischen Post". "Wenn VW wirklich so dringend Geld braucht, dann sollen die Großaktionäre wie der Porsche-Piëch-Clan diese 4,5 Milliarden Euro zurückzahlen."

Quelle: ntv.de, chr/rts/dpa

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