Von Norwegen nach Deutschland Längste Seekabel-Stromverbindung eingeweiht
27.05.2021, 15:54 Uhr
In diesem Konverter wird der aus Norwegen kommende Gleichstrom in Wechselstrom umgewandelt.
(Foto: picture alliance/dpa)
In Stromnetzen braucht es eine konstante Spannung - doch Erneuerbare Energien können dies nicht garantieren. Eine Verbindung zwischen Norwegen und Deutschland soll die Netze nun zusätzlich stabilisieren- durch Windkraft auf der einen und Wasserkraft auf der anderen Seite.
In einer virtuellen Zeremonie mit Bundeskanzlerin Angela Merkel und der norwegischen Ministerpräsidentin Erna Solberg ist die deutsch-norwegische Stromtrasse Nordlink offiziell in Betrieb gesetzt worden. "Heute ist ein guter Tag für die deutsch-norwegische Zusammenarbeit. Deutschland und Norwegen rücken enger zusammen", sagte Merkel per Videoschalte aus Berlin. "Norwegen trägt schon seit Jahren mit seinen Öl- und Gaslieferrungen zu Versorgungssicherheit in Deutschland bei". Künftig werde Norwegen auch bei der Stromversorgung ein wichtiger Partner sein.
Nordlink ermögliche den Transport von Wasserkraft-Strom von Norwegen nach Deutschland und von Windkraft-Strom von Deutschland nach Norwegen, und so lasse sich fluktuierende Stromerzeugung ausgleichen. Merkel betonte, dies trage auch zur Stabilisierung der Energiepreise bei.
"Nordlink allein löst Deutschlands Energieprobleme und Netzprobleme nicht", hob die Kanzlerin aber hervor. Norddeutschland müsse auch besser mit Süddeutschland verbunden werden. "Daran müssen wir sehr viel schneller arbeiten", forderte die. Zur Beschleunigung des Leitungsausbaus könne man zum Beispiel Gerichtsinstanzen bei den Klagewegen einsparen, schlug Merkel vor.
"Das ist ein besonderer Tag", erklärte Solberg aus Oslo. "Nordlink ist unsere erste direkte Stromverbindung nach Deutschland." Man brauche sichere Energie, müsse aber auch die Herausforderungen des Klimawandels bewältigen. "Es ist nicht mehr so lange hin bis 2030."
Die 632 Kilometer lange Stromtrasse ist laut Bundeswirtschaftsministerium ein wichtiger Baustein der europäischen Energiewende. Auf einer Länge von 516 Kilometern verläuft das Kabel durch die Nordsee und trifft in Deutschland im schleswig-holsteinischen Büsum an Land. Es handele sich laut den Angaben um die derzeit längste Seekabel-Stromverbindung der Welt. Mit einer Kapazität von 1400 Megawatt können über das Kabel mehr als 3,6 Millionen Haushalte mit Strom versorgt werden.
Die Bauarbeiten für das gemeinsame Projekt der Unternehmen Tennet, Statnett und der Förderbank KfW hatten im Jahr 2016 begonnen. Nach einer Bauzeit von rund fünf Jahren begann der Probebetrieb des Kabels im Dezember 2020, seit April ist Nordlink in Betrieb.
Quelle: ntv.de, jwu/DJ/AFP/rts