Wirtschaft

Mit frischem Kapital Lufthansa und TUI bereiten Staatsausstieg vor

Steigende Buchungszahlen machen den Anlegern wieder Hoffnung.

Steigende Buchungszahlen machen den Anlegern wieder Hoffnung.

(Foto: picture alliance / SvenSimon)

Entspannung in der Tourismusbranche: Während die Lufthansa bereits rund zwei Milliarden Euro von Investoren sicher hat, kündigt der Reisekonzern TUI eine Kapitalerhöhung an - und wirbt bei den Anlegern mit dem Verweis auf die wachsende Reiselust um Vertrauen.

Angesichts des absehbaren Endes der Corona-Krise wächst das Vertrauen der Anleger in die schwer gebeutelte Luftfahrt- und Tourismus-Branche. Nach der Lufthansa will auch der deutsch-britische Reisekonzern TUI staatliche Hilfen mit einer milliardenschweren Kapitalerhöhung zurückzahlen. TUI will bei den Anlegern 1,1 Milliarden Euro einsammeln, um den restlichen Kredit der Staatsbank KfW und Bankschulden zu tilgen.

Die anziehenden Buchungen machen TUI-Chef Fritz Joussen Mut. "Die Kapitalerhöhung bringt uns einen bedeutenden Schritt nach vorn, und wir können die Potenziale, die sich aus den Lockerungen der Covid-19-Beschränkungen ergeben, besser nutzen", sagte er.

Die Lufthansa meldete bereits Vollzug: Sie hat 2,14 Milliarden Euro bei Investoren eingesammelt. Mit dem Erlös will die Fluggesellschaft die Stillen Einlagen des staatlichen Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF), von denen sie 2,5 Milliarden Euro in Anspruch genommen hat, bis Ende des Jahres zurückgezahlt haben - als erster Großkonzern, der in der Corona-Krise Eigenkapital vom Staat erhalten hat. Die ersten 1,5 Milliarden sollen noch im Oktober fließen. Nach dem Jahreswechsel bliebe nur noch das Aktienpaket des WSF übrig.

Wachsende Reiselust bringt Vertrauen zurück

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In der Lufthansa stecken aber auch dann noch Milliarden an Staatshilfen. Mit Spannung war erwartet worden, wie sich der WSF bei der Kapitalerhöhung verhalten würde. Er hatte seine Beteiligung im Sommer auf 15,9 Prozent reduziert. Laut Insidern wollte er sie im Zuge der Kapitalerhöhung noch einmal leicht auf 14 bis 15 Prozent abschmelzen. Er hatte sich auch vorbehalten, einen Teil seiner Stillen Einlage direkt gegen neue Aktien einzutauschen. Insgesamt seien 98,4 Prozent der Bezugsrechte für die neuen Aktien ausgeübt worden, die die Lufthansa mit einem deutlichen Abschlag zu je 3,58 Euro angeboten hatte, erklärte der Konzern. Die restlichen Aktien sollten am Markt verkauft werden. An der Börse kosteten Lufthansa-Papiere 5,87 Euro - vor der Ankündigung Mitte September waren es 8,21 Euro.

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TUI war vom deutschen Staat mit 4,3 Milliarden Euro gestützt worden, weil die Pandemie den Reiseverkehr über die Landesgrenzen fast vollständig hatte zusammenbrechen lassen. 1,3 Milliarden Euro gab es in Form einer Stillen Einlage, drei Milliarden als Kredit der KfW. Von dem Staatskredit sind nur noch 375 Millionen Euro übrig, die mit der Kapitalerhöhung vollständig getilgt werden sollen. Von einem Bankkredit über fast 1,5 Milliarden Euro will TUI 724 Millionen zurückzahlen. Die neuen Aktien können für 2,15 Euro bis zum 26. Oktober gezeichnet werden. An der Frankfurter Börse kosteten sie 3,77 Euro. Der russische Großaktionär Alexej Mordaschow sicherte zu, voll mitzuziehen und seine Beteiligung von 32 Prozent damit zu halten.

TUI warb bei den Anlegern mit dem Verweis auf die wachsende Reiselust um Vertrauen: Die Zahl der Kunden habe sich im Juli und August auf 2,6 Millionen verdoppelt gegenüber den von der Corona-Krise geprägten Vorjahresmonaten. In Deutschland und den Niederlanden lägen die Buchungen inzwischen sogar deutlich über dem Niveau des Vorkrisenjahres 2019. Der britische Markt erhole sich, nachdem die Regierung die Corona-Auflagen Mitte September gelockert habe. "Wo immer staatliche Reisebeschränkungen aufgehoben sind, sehen wir sofort die schnelle Rückkehr des Geschäfts", hieß es.

TUI bald finanziell auf soliden Füßen

Für den Winter plant TUI mit 60 bis 80 Prozent des normalen Programms. Bei Langstreckenzielen werde sich die Erholung aber noch länger hinziehen. Im Sommer 2022 könne sich das Geschäft wieder annähernd auf dem Vorkrisenniveau einpendeln, erklärte TUI. Die Buchungen für den nächsten Sommer lägen um 54 Prozent, der Durchschnittspreis 15 Prozent über dem vergleichbaren Stand für den Sommer 2019.

Die beliebtesten Reiseziele seien die Türkei, Florida, Griechenland und Zypern. Finanziell werde TUI nach der zweiten Kapitalerhöhung wieder auf soliden Füßen stehen, hieß es in der Mitteilung. Im vierten Quartal werde die Verschuldung insgesamt um 2,2 Milliarden auf 6,5 Milliarden Euro sinken. Auf der hohen Kante habe der Konzern dann 4,5 Milliarden Euro.

Quelle: ntv.de, jki/rts

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