Leere Supermarktregale Mars fordert Edeka und Rewe heraus
11.10.2022, 12:42 Uhr
Vor alllem große Hersteller versuchen, höhere Preise durchzusetzen.
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Der Lebensmittelriese Mars beliefert die Einzelhändler Edeka und Rewe nicht mehr. In Regalen fehlen damit bekannte Süßwaren- und Tierfutter-Marken. Was steckt hinter dem Konflikt?
Ein Ende des Preiskampfs zwischen Mars und den Supermarktketten Edeka und Rewe ist nicht in Sicht. Der "Lebensmittelzeitung" zufolge beliefert der US-Hersteller die Läden nicht mehr. Die Folge: Lücken in den Regalen. Zum US-Konzern gehören in Deutschland rund 300 bekannte Marken. Darunter sind Süßigkeiten und Kaugummis wie M&M's, Bounty, Snickers, Twix und Wrigley's. Mars stellt auch Tierfutter her - zum Portfolio gehören Whiskas, Sheba, Frolic und Pedigree. Auch die Reismarke Ben's ist Teil des Mars-Imperiums.
Der Grund für den Lieferstopp: Mars will höhere Preise durchsetzen. Mit Edeka und dem zur Gruppe gehörenden Discounter Netto liegt der US-Konzern seit rund drei Monaten im Streit. Vor Kurzem kam Rewe mit seinem Discounter Penny dazu. Lieferstopps im Rahmen von Preisverhandlungen zwischen Herstellern und Händlern kommen immer wieder vor. Ungewöhnlich ist allerdings die Dauer des aktuellen Konflikts.
Der Einzelhandel und die Lebensmittelhersteller kämpfen mit anziehenden Preisen etwa für Energie und Logistik, aber auch Rohstoffe sind auch infolge des russischen Überfalls auf die Ukraine teurer geworden. Der Nahrungsmittelriese Nestle hatte im ersten Halbjahr seine Preise im Schnitt etwa um 6,5 Prozent in die Höhe geschraubt. Mars-Süßwarenchef Carsten Simon sagte der "Lebensmittel Zeitung", dass sein Unternehmen wegen Kostensteigerungen "dringend eine zweite Preiserhöhung in diesem Jahr" benötige.
"Das ist total unrealistisch"
Rewe zufolge müssen sich Verbraucher auf höhere Preise einstellen, weil vor allem große Lieferanten weiter an der Preisschraube drehten. "Ein Großteil sind Trittbrettfahrer ... die auf der Preiswelle surfen und davon profitieren, um ihre Ergebnisse zu verbessern", sagte Rewe-Chef Lionel Souque. Der Einzelhändler wehre sich aber gegen die Forderungen: "Da kämpfen wir brutal dagegen." Auch Konkurrent Edeka hat seine Lieferanten vor überhöhten Preisforderungen gewarnt. "Lebensmittel dürfen nicht zum Luxusgut werden", sagte Edeka-Chef Markus Mosa. Rewe hatte seinerseits schon angekündigt, nicht alle Steigerungen an die Kunden weitergeben und damit auch Auswirkungen auf den Gewinn in Kauf nehmen zu wollen.
"Viele kommen und kündigen Preiserhöhungen von zehn Prozent an und sagen, Rewe soll das an den Kunden weitergeben", berichtete Souque. "Das ist total unrealistisch." Die weit verzweigte Rewe-Gruppe mit einem Jahresumsatz von zuletzt knapp 77 Milliarden Euro sei in vielen Ländern unterwegs und verfüge etwa über eine Einkaufspartnerschaft mit der französischen Kette Leclerc. "Wenn man hört, dass ein Lieferant bei uns sagt, er will in Deutschland 30 Prozent mehr und will für denselben Artikel ... in Frankreich fünf Prozent mehr, dann frage ich mich, wo die Logik ist", berichtete der Rewe-Chef. "Da gibt es dann große Diskussionen."
Ein Großteil der Lieferanten verhalte sich vernünftig, sagte der Rewe-Chef weiter. "Wir haben aber ein Problem mit den ganz großen Herstellern, die die Kraft haben, Forderungen durchzusetzen", fügte er hinzu. Coca-Cola etwa argumentiere in Analysten-Präsentationen, der Konzern drücke seine Kosten durch Sparprogramme - und begründe dann Rewe gegenüber Forderungen nach Preiserhöhungen mit steigenden Kosten. "Dann haben wir ein Problem", fügte er hinzu.
Quelle: ntv.de, jga/rts