Wer hat beim Export die Krone auf? Mexiko löscht Bierdurst in der ganzen Welt
06.08.2015, 10:56 Uhr
Es muss nicht immer ein leichtes Corona sein.
(Foto: REUTERS)
Es ist ein bisschen wie verkehrte Welt: Mexiko ist der größte Bierexporteur der Welt. Freihandelsverträge, massives Marketing und treue Anhänger in den USA machen's möglich. Deutsches Bier geht aber auch in Mexiko. Kenner wissen, warum.
Deutschland gilt zwar als das Bier-Land schlechthin, aber der größte Exporteur ist Mexiko. Im vergangenen Jahr exportierten die mexikanischen Brauereien 27,5 Millionen Hektoliter Bier - fast doppelt so viel wie deutsche Braustätten. Das geht aus den Daten des Wirtschaftsministeriums in Mexiko City hervor. Der größte Teil des Exports geht in die USA. Aber mittlerweile können Bier-Durstige mexikanisches Bier in insgesamt über 180 Ländern der Welt bestellen.
Hierzulande am bekanntesten ist die Marke Corona - wohl nicht zuletzt wegen ihrer schicken Flaschen im Retro-Look. "Corona - das meist verkaufte mexikanische Bier der Welt", lautet der stolze Werbeslogan der Brauerei mit der Krone. Aber auch sonst wird in der Branche immer weiter munter investiert. Zuletzt kündigte der US-Konzern Constellation Brands den Ausbau einer Bier- und Verpackungsfabrik im nördlichen Bundesstaat Coahuila für mehr als zwei Milliarden US-Dollar (über 1,8 Mrd. Euro) an. Dort werden die Marken Corona, Modelo, Pacífico und Victoria für den US-Markt gebraut. Nach dem Ausbau soll die Jahresproduktion auf 25 Millionen Hektoliter steigen. Das ist mehr als ein Viertel des jährlichen Bierabsatzes in Deutschland.
Insgesamt werden in Mexiko jährlich knapp 90 Millionen Hektoliter Bier gebraut, damit ist das Land der sechstgrößte Bierproduzent der Welt. Deutschland liegt beim Ausstoß vor Mexiko: Die deutschen Brauereien kamen 2014 nach Angaben des Statistischen Bundesamtes auf 95,6 Millionen Hektoliter. Allerdings waren fast 84 Prozent des Bierabsatzes für den Inlandsverbrauch bestimmt. Der Biermarkt in Mexiko ist fest in der Hand von zwei Brauereien, die zuletzt von multinationalen Konzernen gekauft wurden. Anheuser-Busch InBev übernahm 2013 den Marktführer Grupo Modelo für 13,2 Milliarden US-Dollar. Bereits 2010 hatte Heineken durch einen Aktientausch die Brauerei Cuauhtémoc Moctezuma (CCM) erworben.
Zollfreier Export in die ganze Welt
Die mexikanischen Brauereien profitieren von den über 40 Freihandelsverträgen Mexikos, die einen zollfreien Export in die ganze Welt ermöglichen. So stieg das Ausfuhrvolumen von Bier zwischen 1992 und 2014 von 190 Millionen US-Dollar auf 2,4 Milliarden Dollar. "Die Öffnung der mexikanischen Wirtschaft war der Schlüssel für unseren Erfolg als Bier-Exporteur", sagt Wirtschaftsminister Ildefonso Guajardo. "Und wir haben weiterhin große Erwartungen - 2015 wird unser Bierjahr."

Starkes Marketing: Vor fünf Jahren kreierte eine kleine mexikanische Brauerei ein neues Bier namens "Zapata", mit dem der gleichnamige Held der Revolution von 1910 geehrt werden sollte.
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Zum Erfolg der mexikanischen Brauereien dürfte auch die enorme Marktkonzentration beigetragen haben. Die Bier-Riesen Grupo Modelo und Cuauhtémoc Moctezuma waren schon vor ihrer Übernahme in der Lage, massive Werbekampagnen zu fahren. "Jahrelanges Marketing hat das mexikanische Bier in aller Welt gut positioniert", sagt Jesús Briseño vom mexikanischen Brauereiverband. Mit den ausländischen Groß-Konzernen im Rücken dürfte sich dieser Effekt noch einmal verstärken.
Allerdings können die mexikanischen Brauereien auch schon jetzt auf besonders treue Fans im Ausland setzen. Millionen ausgewanderter Mexikaner in den USA wollen in der neuen Heimat nicht auf ihr kräftiges Indio oder leichtes Corona verzichten. Während Mexiko sein Bier in alle Welt verschifft, hält sich die Nachfrage nach ausländischen Sorten noch in engen Grenzen. Gerade mal 1,7 Millionen Hektoliter Bier wurden im vergangenen Jahr importiert. Immerhin: Deutschland konnte die Einfuhr binnen Jahresfrist auf zuletzt knapp 26.000 Hektoliter fast verdoppeln.
Süddeutsche Biere verkaufen sich dabei nach Angaben von Peter Hagen, Geschäftsführer der Firma Eurofood, in Mexiko besser als norddeutsche Biere. Nach Angaben des mexikanischen Brauereiverbandes werden vor allem dunkle Sorten und Starkbiere nachgefragt. "Ich liebe deutsches Bier", sagt Francisco Mora und nimmt in der auf Importbiere spezialisierten Kneipe "El Depósito" in Mexiko-Stadt einen kräftigen Schluck Paulaner aus seinem stilechten Weißbierglas. "Es ist kräftiger und hat mehr Geschmack."
Quelle: ntv.de, Von Denis Düttmann, dpa