"Das ist noch harmlos" Miese Jobdaten bringen Dow ins Schleudern
03.04.2020, 23:18 Uhr
Schon jetzt sind deutlich mehr Amerikaner arbeitslos geworden als befürchtet.
(Foto: AP)
Düstere Zahlen und noch düstere Aussichten am US-Arbeitsmarkt treiben die Anleger an der Wall Street wieder in die Flucht. Einziger Lichtblick für den Aktienmarkt ist die anhaltende Rally am Ölmarkt.
Der drastische Jobabbau in den USA hat die US-Börsen am Freitag belastet. Anleger machten angesichts der düsteren Wirtschaftsaussichten lieber Kasse. Der US-Leitindex Dow Jones verlor 1,7 Prozent auf 21.053 Punkte. Der technologielastige Nasdaq gab 1,5 Prozent auf 7373 Punkte nach und der breit gefasste S&P 500 büßte 1,5 Prozent auf 2489 Punkte ein. Auf Wochensicht verlor der S&P 2,1 Prozent, der Dow 2,7 Prozent und die Nasdaq 1,7 Prozent.
Nach dem Ausbruch der Coronavirus-Krise sind in den USA um ein Vielfaches mehr Jobs gestrichen worden als erwartet. Im vorigen Monat wurden 701.000 Stellen außerhalb der Landwirtschaft statt der erwarteten 100.000 abgebaut. "Der Job-Bericht lässt das Erdbeben und die Nachbeben, die den US-Arbeitsmarkt durchziehen, bereits erahnen", sagte Joe Brusuelas, Chefökonom beim Vermögensverwalter RSM. "Was wir momentan sehen, ist der größte Aderlass auf dem amerikanischen Arbeitsmarkt seit der Großen Depression".
Das Schlimmste steht Experten zufolge noch aus, da die Auswirkungen der Pandemie im März noch nicht vollständig erkennbar sind. "Der Arbeitsplatzabbau sieht noch harmlos aus im Vergleich zu dem, was noch vor uns liegt", sagte VP-Bank-Ökonom Thomas Gitzel. Die Analysten der US-Bank Morgan Stanley halten einen Einbruch der US-Wirtschaftsleistung um 38 Prozent im zweiten Quartal für möglich - das ist so viel wie seit dem Nachkriegsjahr 1946 nicht mehr. Einige Experten spekulierten angesichts der Misere auf weitere Notenbank-Hilfen.
Auch in Europa machten die Investoren vor dem Wochenende angesichts der unsicheren Lage Kasse. Der Dax ging 0,5 Prozent schwächer bei 9526 Punkten aus dem Handel. Der EuroStoxx50 verlor rund ein Prozent.
Ölpreise ziehen an
Als Stütze für den Aktienmarkt erwies sich eine Rally am Ölmarkt. Nordseeöl der Sorte Brent stieg auf Wochensicht um 36,8 Prozent, die größte relative Zunahme seiner Geschichte. Das galt auch für die US-Futures mit einem Anstieg von 31,8 Prozent. Hintergrund sind Spekulationen auf eine bevorstehende Einigung der großen Förderländer (OPEC+) auf weitere Produktionskürzungen. Im Gespräch ist Insidern zufolge eine Drosselung um zehn Mio. Barrel pro Tag. Aktien von Ölkonzernen wie Diamondback Energy, Apache und Occidental kletterten um bis zu 8,7 Prozent.
Fortschritte bei der Produktion des Model Y ermunterten Anleger zum Einstieg bei Tesla. Die Aktien des Elektroauto-Bauers stiegen um 5,6 Prozent. Die Fertigung und Auslieferung lägen vor dem Zeitplan. Zudem erzielt die Tesla-Fabrik in Shanghai trotz Rückschlägen weiter eine Rekordproduktion. Rund 3,2 Prozent abwärts ging es hingegen beim Unterhaltungskonzern Walt Disney. Nicht zwingend benötigte Mitarbeiter des Unterhaltungsgiganten, der besonders unter der Schließung von Themenparks und Kinos leidet, sollen ab April zu Hause bleiben. Zudem hat Disney den Start von mehreren Kinofilmen zum Teil um ein Jahr verschoben.
Quelle: ntv.de, ino/rts