Wirtschaft

Stau wegen Speicher-BoomMinisterium will Flut von Anträgen auf Netzanschluss für Großbatterien begrenzen

03.12.2025, 18:10 Uhr
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Netzanschlussanträge für Großbatteriespeicher sollen keine Priorität vor Anschlussbegehren von anderen Netznutzern wie Rechenzentren haben. (Foto: picture alliance / dpa)

Derzeit liegen in Deutschland Netzanschlussanträge für Großbatteriespeicher mit einer Gesamtleistung von mehr als 720 Gigawatt vor. Viele dieser Projekte können gar nicht realisiert werden und sorgen dennoch für einen Stau bei den Netzbetreibern. Andere Netznutzer stehen hinten an - und hoffen jetzt auf Abhilfe.

Das Bundeswirtschaftsministerium will die Flut von Anträgen für Netzanschlüsse von Batteriespeichern zulasten anderer Netzkunden wie Rechenzentren eindämmen. Darauf zielt der Entwurf zur Änderung der Kraftwerks-Netzanschlussverordnung. Konkret klargestellt wird darin, dass Großbatteriespeicher nicht in den Anwendungsbereich der Verordnung fallen - und so nicht denselben Anspruch auf einen Netzanschluss wie etwa Kraftwerke haben.

Das Ziel: Eine "unsachgerechte Vergabe" von Netzanschlusskapazitäten soll vermieden werden - oder im "Fall von Anschlussbegehren ohne Realisierungsabsicht eine Blockade" zulasten anderer Netznutzer.

Hintergrund ist ein "Speicher-Boom", eine stark gestiegene Zahl von Großbatterie-Projekten. Das Volumen bereits vorliegender Anträge für den Anschluss von Stromspeichern übersteige aber die Projektionen der Netzentwicklungsplanung für die nächsten 20 Jahre um ein Vielfaches, heißt es im Entwurf.

Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) zählt aktuell Netzanschlussanträge für Großbatteriespeicher mit einer Gesamtleistung von über 720 Gigawatt. Diese angefragte Leistung entspreche mehr als dem Zweieinhalbfachen der heute installierten Erzeugungsleistung von 263 GW in ganz Deutschland – also aller Erneuerbaren-Energien-Anlagen und konventionellen Kraftwerke zusammen. Viele Projekte haben trotz Antrag also gar keine Chance auf Realisierung.

Energieverbände hatten deswegen dringende Änderungen gefordert. "Die Netzanschlussbegehren für Großbatteriespeicher sind so stark gestiegen, dass es hier neuer Regeln bedarf", sagte Ende November Kerstin Andreae, Hauptgeschäftsführerin des BDEW. "Es muss sichergestellt werden, dass auch andere Netzkunden zu ihrem Recht kommen. In den hohen und mittleren Spannungsebenen ist Netzkapazität angesichts hoher Bedarfe von Großverbrauchern wie etwa Rechenzentren, Großwärmepumpen, E-Ladeinfrastruktur und Industrie zu einem knappen Gut geworden."

In der Kraftwerks-Netzanschlussverordnung sollten Großbatteriespeicher mit einer Nennleistung ab 100 Megawatt künftig ausgenommen werden, so Andreae - das plant nun das Wirtschaftsministerium.

Auch der Übertragungsnetzbetreiber 50Hertz teilte im November mit, das Netzanschlussverfahren sei dringend reformbedürftig. Es drohe eine Blockade der Anschlusspunkte. Grundsätzlich bestehe laut Energiewirtschaftsgesetz das Recht auf einen Netzanschluss. Für große Kraftwerke gelte die Kraftwerks-Netzanschlussverordnung. Die Anwendbarkeit auf große Batteriespeicher aber sei rechtlich nicht geklärt.

In einem Papier der vier Übertragungsnetzbetreiber hieß es: "Ohne politisches Gegensteuern sorgt der aktuelle Regulierungsrahmen für Anschlüsse an das deutsche Übertragungsnetz dafür, dass in den nächsten zehn Jahren vielerorts weder neue Industriegebiete noch Rechenzentren oder Gaskraftwerke angeschlossen werden können." Die Zahl eingereichter Netzanschlussanträge sei innerhalb kürzester Zeit förmlich explodiert - der Großteil davon entfalle auf Batteriespeicher im Übertragungsnetz.

Quelle: ntv.de, dsc/dpa

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