Anleger in Lauerstellung Nervöser Tag endet für US-Indizes im Minus
22.08.2024, 22:59 Uhr Artikel anhören
Entspannung könnte nach den Worten Powells eintreten.
(Foto: REUTERS)
Mit Hochspannung erwarten Börsianer den Auftritt von Jerome Powell in Jackson Hole. Welche Andeutungen macht der US-Notenbank-Chef mit Blick auf die Zinswende? Am Tag vor der Rede geht es mit den Kursen an der Wall Street nach unten - einige Firmen lassen aber aufhorchen.
Die Spannung vor einer Rede von Fed-Chef Jerome Powell macht die Anleger an der Wall Street nervös. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte schloss 0,4 Prozent schwächer bei 40.712 Punkten. Der breiter gefasste S&P 500 gab 0,9 Prozent auf 5570 Zähler nach. Der Index der Technologiebörse Nasdaq verlor 1,6 Prozent auf 17.619 Stellen.
Ein leichter Anstieg bei den Erstanträgen auf US-Arbeitslosenhilfe und schwache Umfragedaten für die US-Industrie bestärkten zwar zunächst die Hoffnung der Anleger auf eine Zinswende der US-Notenbank Fed im September. Die Währungshüter versuchen, mit erhöhten Zinsen die Inflation einzudämmen und den heiß gelaufenen Arbeitsmarkt abzukühlen, ohne die Wirtschaft abzuwürgen. Doch Experten zeigten sich skeptisch: "Der Arbeitsmarkt kühlt sich ab, aber die eigentliche Frage ist, in welchem Ausmaß", sagte etwa Peter Cardillo, Chefökonom beim Vermögensverwalter Spartan in New York. "Wir sollten die Arbeitslosenzahlen für August abwarten und sehen, ob die Fed dann energischer reagieren wird."
Inzwischen steht die internationale Notenbankkonferenz in Jackson Hole im US-Bundesstaat Wyoming im Rampenlicht. Investoren warten dabei vor allem auf eine Rede von US-Notenbankchef Jerome Powell am Freitag. Auf ihrer jüngsten Sitzung fassten die Währungshüter den Protokollen zufolge eine erste Zinssenkung konkret ins Auge. Auch die Fed-Vertreter Patrick Harker und Susan Collins deuteten Bereitschaft für einen Lockerungsschritt im September an. "Aber Powell könnte enttäuschen, wenn er die Argumente für eine baldige Zinssenkung nicht weiter verstärkt", sagte Naomi Fink, Chefstrategin beim japanischen Vermögensverwalter Nikko.
"Der Rohölmarkt hat sich stabilisiert"
Die zuletzt angeschlagenen Ölpreise begaben sich indes auf einen Erholungskurs. Die Nordsee-Sorte Brent und die US-Sorte WTI verteuerten sich jeweils um rund 1,4 Prozent auf 77,10 und 72,92 Dollar je Fass (159 Liter). "Der Rohölmarkt hat sich stabilisiert. Allerdings steht er weiterhin unter Druck angesichts anhaltender makroökonomischer Probleme", sagte George Khoury, Manager beim Broker CFI. Vor allem die Konjunkturabschwächung in China belaste derzeit die globale Nachfrage.
Wie der Tag auf dem Frankfurter Parkett verlief, können Sie in unserem Börsen-Tag nachlesen.
Gefragt bei den Einzelwerten waren unter anderem die Titel von Zoom mit einem Plus von fast dreizehn Prozent. Der Anbieter von Videokonferenzlösungen hatte angesichts einer regen Nachfrage nach seinen KI-gestützten Werkzeugen seine Umsatzprognose für das Gesamtgeschäftsjahr erhöht. Die Investoren griffen auch bei den Aktien von Paramount zu, die um knapp 0,8 Prozent zulegten. Im Übernahmekampf um den US-Medienkonzern legte der Medienmanager Edgar Bronfman deutlich nach.
Ein kleines Umsatzwachstum stützte den angeschlagenen Heimtrainer-Anbieter Peloton. Die Anteilsscheine schossen um 35 Prozent in die Höhe. Der Umsatz von Peloton rückte im vergangenen Quartal um 0,2 Prozent vor. Dabei handelt es sich um das erste Wachstumsquartal seit 2022 für das Unternehmen, das nach dem Ende der Corona-Pandemie stark unter Druck steht. "Die Zahlen sind zwar bescheiden, aber man muss auch bedenken, dass sie sich auf den Sommer beziehen, wenn die Kunden eher nach draußen gehen, um zu trainieren", kommentierte Zak Stambor vom Analyseunternehmen Emarketer.
Aus den Depots flog dagegen Microsoft. Die Papiere gaben zwei Prozent nach. Als Reaktion auf die wachsende Bedeutung Künstlicher Intelligenz (KI) ändert der Software-Riese seine Bilanzierungspraxis. Da die Einnahmen aus diesem Geschäft aber langsamer wachsen als erhofft, senkte der Konzern zuletzt seine Umsatzziele für die Cloud-Sparte. Auf deren Hochleistungsrechnern laufen KI-Programme wie ChatGPT.
Quelle: ntv.de, fzö/rts