Spezialhubschrauber fürs Militär Pentagon entscheidet sich für Boeing
25.09.2018, 11:49 Uhr
Heikle Aufgabe: Einsatzteams der Air Force sind für die Bewachung der Atomwaffen zuständig.
(Foto: U.S. Air Force photo / Staff Sgt. Stephany Richards)
Das US-Militär rüstet den Wachschutz der mit Atomsprengköpfen ausgestatteten Interkontinentalraketen auf. Die Einsatzteams der Luftwaffe sollen künftig mit einem Hubschrauber aus italienisch-amerikanischer Produktion von Silo zu Silo fliegen.
Der US-Luftfahrtkonzern Boeing hat sich einen Aufsehen erregenden Großauftrag des Pentagons im Wert von 2,4 Milliarden Dollar gesichert. Zusammen mit einem europäischen Partner, Leonardo, soll Boeing die US-Luftwaffe mit neuen Helikoptern beliefern. Bei der Air Force sind die Maschinen vom Typ MH-139 zum Schutz der Atomwaffenbasen vorgesehen.

Nachfolger für die betagte "Hueys": MH-139-Hubschrauber sollen den Schutz von Amerikas Interkontinentalraketen übernehmen.
(Foto: © Fred Troilo, Boeing)
In der Ausschreibung setzte sich Boeing zusammen mit dem italienischen Rüstungskonzern gegen die beiden konkurrierenden Gebote von Lockheed Martin und Sierra Nevada durch. In US-Medien war von einem schweren Rückschlag für Lockheed die Rede.
Der Rüstungsriese, dessen Konzernzentrale in den Außenbezirken der US-Hauptstadt liegt, beliefert die US-Streitkräfte unter anderem mit dem Standard-Transporthubschrauber UH-60 "Blackhawk". Lockheed und Sierra hatten jeweils überarbeitete Blackhawk-Versionen ins Rennen geschickt. Das Hauptquartier von Boeing liegt in Chicago, der wichtigste Produktionsstandort ist Everett bei Seattle an der US-Westküste - weit entfernt vom Washingtoner Politikbetrieb.
Air Force drückt den Preis
Die für die Luftwaffe zuständige Staatssekretärin Heather Ann Wilson sprach von einem Erfolg für die Steuerzahler. Ein "starker Wettbewerb" habe die Kosten des Beschaffungsprogramms nach unten getrieben, erklärte sie. Ursprünglich waren für den Einkauf einer neuen Hubschrauberflotte demnach 4,1 Milliarden Dollar vorgesehen.
Die Hubschrauber-Bestellung berührt eine der heikelsten Alltagsmissionen aus dem Aufgabenbereich der US-Luftwaffe. Bisher werden die unter strategischen Gesichtspunkten im Mittleren Westen verstreuten Silos für Interkontinentalraketen und die dazugehörigen Depots für Nuklearsprengköpfe noch mit bewaffneten Transporthubschraubern des Typs UH-1N kontrolliert und bewacht.
Die betagten "Hueys", in denen Einsatzteams in Bundesstaaten wie Montana, Wyoming oder North Dakota von Silo zu Silo fliegen, stammen größtenteils noch aus den 1970er-Jahren. Im Vietnamkrieg kamen die aufgrund ihres charakteristischen Anfluggeräuschs "Chopper" getauften Drehflügler massenhaft zum Einsatz. Die Anschaffung eines Nachfolgermodells für die veraltete "Huey" ist Teil der Bemühungen, das nukleare Raketenarsenal zu modernisieren.
Hubschraubertechnik aus Europa
In einem ersten Schritt sollen Boeing und Leonardo die in die Jahre gekommenen Huey-Helikopter durch vier Maschinen einer überarbeiteten Version der ursprünglich für den zivilen Bereich bestimmten AW139 des italienischen Partners ersetzen. Insgesamt plant die US-Luftwaffe bis 2031 die Neuanschaffung von 84 MH-139-Spezialhubschraubern.
Die ersten Exemplare der neuen leichten Transportmaschinen sollen 2021 bei der Air Force eintreffen. Die Abkürzung AW deutet an, auf welchen Erfahrungen in der Hubschraubertechnik Leonardo aufbaut: In dem Technologieunternehmen mit Hauptsitz in Rom, das vormals unter dem bekannteren Namen Finmeccanica firmierte, ging vor gut zweieinhalb Jahren auch der britische Helikopter-Hersteller Agusta Westland (AW) auf.
Der Kurs der an der Mailänder Börse notierten Aktien von Leonardo zog nach Bekanntwerden des Großauftrags deutlich an. Für Boeing ist es bereits der zweite Rüstungsgroßauftrag binnen weniger Wochen: Ende August erhielt der Flugzeugbauer den Zuschlag zur Lieferung von neuartigen Flugtanker-Drohnen. Mit den unbemannten Fliegern des Typs MG-25 "Stingray" will die US Navy künftig von Flugzeugträgern aus Kampfjets bei Einsätzen über dem offenen Meer betanken.
Quelle: ntv.de, mmo/DJ