LH-Gespräche ohne Ergebnis Piloten streiken Dienstag und Mittwoch
27.11.2016, 20:57 Uhr
Mehr als 2500 Flügen mussten bisher gestrichen werden, betroffen waren fast 350.000 Passagiere.
(Foto: dpa)
Nach zwei Tagen Pause kündigt die Pilotenvereinigung Cockpit erneute Ausstände an: Am Dienstag und Mittwoch sollen Kurz- und Langstreckenflüge bestreikt werden. Wie eine Einigung aussehen könnte, ist derzeit völlig offen.
Lufthansa-Passagiere müssen sich nach einer Streikpause am Sonntag und Montag wieder auf massive Flugausfälle einrichten. Die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) ruft am Dienstag und Mittwoch zum Ausstand auf, teilte die Organisation mit.
Am Dienstag sollten alle Piloten der Kurzstreckenflotte und am Mittwoch alle Piloten der Kurz- und Langstreckenflotte streiken. Es seien jeweils alle Flugverbindungen betroffen, die in dieser Zeit aus Deutschland abfliegen sollen, hieß es.
Der Lufthansa-Konzern zeigte sich seinerseits "sehr enttäuscht, dass die VC das Gespräch nicht fortsetzen wollte". Wie viele Flüge ausfallen, ist noch nicht bekannt. Das Unternehmen kündigte an, umgehend einen Sonderflugplan auszuarbeiten. Es wies zugleich darauf hin, dass die Konzerntöchter Eurowings, Germanwings, Swiss, Austrian Airlines, Air Dolomiti und Brussels Airlines nicht bestreikt werden. Flüge von und nach Deutschland, die von diesen Airlines durchgeführt werden, sollen den Angaben zufolge planmäßig stattfinden.
Zur Information über ihren Flug sollen Lufthansa-Kunden die Internetseite des Unternehmens konsultieren oder die kostenfreie Service-Hotline unter 0800 850 60 70 anrufen. Außerdem will der Konzern alle Fluggäste, die ihre Kontaktdaten hinterlegt haben, per E-Mail oder SMS über etwaige Streichungen informieren.
Gegenseitige Schuldzuweisung
Der Lufthansa-Konzern machte seinerseits die Pilotenvereinigung für den Abbruch der Gespräche verantwortlich und warf ihr vor, "nun wieder den Weg der Eskalation" zu gehen. "Die VC hat auf Forderungen beharrt, die weit über das hinausgehen, was zum Beispiel andere Berufsgruppen verlangt haben. Das ist nicht akzeptabel", hieß es in einer Erklärung.
"Leider hat ein kurzfristig anberaumtes heutiges Spitzengespräch zum Vergütungstarifvertrag kein Ergebnis gebracht", erklärte Cockpit-Vorstandsmitglied Jörg Handwerg. "Es liegt weiterhin kein verhandlungsfähiges Angebot der Lufthansa zur Vergütung der Piloten vor, so dass die Arbeitskampfmaßnahmen weitergeführt werden müssen."
Zuletzt hatten die streikenden Piloten die Lufthansa am Samstag zur Absage von 137 Flügen, darunter 88 Interkontinental-Verbindungen, gezwungen. Am Sonntag wurde "aus Rücksicht auf die Kunden" nicht gestreikt, wie die VC angekündigt hatte. Dennoch fielen noch 35 Verbindungen den Spätfolgen des Streiks zum Opfer. Für den ebenfalls streikfreien Montag rechnete die Lufthansa wieder mit einem normalen Flugbetrieb. Seit Mittwoch strich die Airline insgesamt 2755 Flüge, davon betroffen waren insgesamt rund 345.000 Kunden.
Lufthansa dringt auf Kompromiss
Wie eine Lösung des festgefahrenen Streits aussehen könnte, ist völlig offen. Lufthansa-Personalchefin Bettina Volkens hatte die VC erneut zu Gesprächen aufgerufen. "Ich wünsche mir sehr, dass die Vereinigung Cockpit von ihrer unnachgiebigen Haltung endlich abrückt", sagte Volkens der "Bild am Sonntag". Man müsse einen Kompromiss finden, mit dem beide Partner leben können. "Das kann nicht durch Streik erzwungen werden."
Die Piloten der Fluggesellschaft warten hingegen auf ein - aus ihrer Sicht - "verhandlungsfähiges Angebot". Alles, was das Unternehmen bisher auf den Tisch gelegt hat, reichte der VC nicht aus. Cockpit hatte am Freitag ein weiteres Lufthansa-Angebot zurückgewiesen und betont, dass es kein Enddatum für den Streik gebe. Die Inhalte des jüngsten Angebots seien bereits vor zwei Monaten auf den Tisch gelegt worden. Das Ganze sei allenfalls ein PR-Schachzug, sagte ein VC-Sprecher.
Die VC verlangt Tariferhöhungen von zusammen 22 Prozent über fünf Jahre bis April 2017. Die Gewerkschaft verweist darauf, dass es seit 2012 keine Gehaltserhöhungen gegeben habe, während das Unternehmen Milliardengewinne eingefahren habe. Die Lufthansa hatte zuletzt um 4,4 Prozent höhere Vergütungen, eine Einmalzahlung von 1,8 Monatsgehältern sowie die Zusage von Neueinstellungen angeboten. Für den kommenden Mittwoch hat die VC eine Piloten-Demonstration am Frankfurter Flughafen angemeldet.
Quelle: ntv.de, mli/dpa/AFP