Dividenden-Streit Porsche-Piëch-Clan stellt die Machtfrage
14.06.2016, 15:40 Uhr
Die Familien Porsche und Piëch halten gut 52 Prozent an Volkswagen
(Foto: dpa)
Die Familien Porsche und Piëch liegen derzeit mit dem VW-Kontrollrat wegen der Kürzung der Dividende über Kreuz. Im Raum steht die Drohung der Familien, gegen die Ausschüttung der Dividende zu stimmen. Dies birgt Gefahren für Niedersachsen.
Im Streit um die Zahlung einer Dividende bei Volkswagen wollen die Familien Porsche und Piëch in Kürze über ein gemeinsames Vorgehen beraten. Für den kommenden Montag sei eine Sitzung des Aufsichtsrats der Porsche SE anberaumt, auf der das Abstimmungsverhalten für die bevorstehende VW-Hauptversammlung festgelegt werden solle, sagten zwei Insider. Ziel sei, eine gemeinsame Linie zu finden. Sollte schon vorher eine Einigung erzielt werden, könnte die Aufsichtsratssitzung auch entfallen, sagte eine der Personen.
Der VW-Kontrollrat hatte im April gegen die Stimmen der Familien beschlossen, den Aktionären trotz des Dieselskandals eine Minidividende von elf Cent je Stamm- und 17 Cent je Vorzugsaktie vorzuschlagen. Über die Porsche SE halten die Familien Porsche und Piëch gut 52 Prozent an Volkswagen. Weitere VW-Eigner sind das Land Niedersachsen und das Emirat Katar.
Seit der VW-Aufsichtsratssitzung steht die Drohung von Teilen der Familien im Raum, auf der Hauptversammlung gegen die Ausschüttung einer Dividende zu stimmen. Ein nicht genanntes Mitglied des Porsche-Piëch-Clans habe damit aus Verärgerung über die Abstimmungsniederlage gedroht, sagten die Insider. Eine weitere Person mit Kenntnis der Beratungen bestätigte den Streit.
Soll Niedersachsen entmachtet werden?
Für eine Ausschüttung hatten den Eingeweihten zufolge die zwölf Vertreter der Arbeitnehmer und des Landes im Aufsichtsrat gestimmt. Dagegen seien die sieben Mitglieder der Kapitalseite gewesen, darunter die vier Familienvertreter. Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch habe sich der Stimme enthalten. Weder VW noch Porsche äußerten sich dazu.
Die Frage einer Dividendenzahlung ist kritisch, weil dahinter die Absicht einer Entmachtung Niedersachsens als VW-Aktionär vermutet wird. Sollte die Dividende zwei Jahre nacheinander ausfallen, erhalten die stimmrechtslosen Vorzugsaktien ein Stimmrecht. Der Anteil von Niedersachsen würde dann unter die wichtige Schwelle von 20 Prozent fallen und das Land seine Sonderstellung als VW-Aktionär verlieren. Es wäre womöglich der Beginn einer Umwälzung der Machtverhältnisse bei Europas größtem Autokonzern.
Quelle: ntv.de, wne/rts