Wirtschaft

Extrazahlung winkt Das müssen Sie zum Börsengang von Porsche wissen

VW bewertet Porsche mit 70 bis 75 Milliarden Euro.

VW bewertet Porsche mit 70 bis 75 Milliarden Euro.

(Foto: REUTERS)

Erst waren die Termine vage geblieben, jetzt dürfte es kaum ein Zurück geben: VW hat den Startschuss für den Börsengang der Porsche AG abgefeuert. ntv.de beantwortet die wichtigsten Fragen.

Was ist da los?

Volkswagen bringt die Porsche AG an die Börse. Sie ist bisher vollständig im Besitz von VW und damit eine Konzerntochter wie etwa Audi. In ihr ist das operative Geschäft von Porsche gebündelt - also Baureihen wie der 911er, Cayenne, Macan, Panamera oder Taycan.

Aber ist Porsche nicht schon längst an der Börse?

An der Börse ist nicht die Porsche AG, sondern die Porsche SE (PSE). Diese Beteiligungs-Holding wird von den Familien Porsche und Piëch kontrolliert. Sie hält etwas mehr als die Hälfte der Stimmrechte am Volkswagen-Konzern. An der Börsen werden nur die stimmrechtlosen Vorzugaktien der Porsche SE gehandelt. Die stimmberechtigten Stammaktien werden von den beiden Familien gehalten.

Wird die komplette Porsche AG an die Börse gebracht?

Nein. Das Kapital der Porsche AG wird in stimmlose Vorzugsaktien und stimmberechtigte Stammaktien gespalten. Volkswagen will 75 Prozent minus eine Aktie der Stämme der Porsche AG behalten. 25 Prozent plus eine Aktie gehen an die PSE. In den Handel an der Börse kommen bis zu ein Viertel der Vorzugsakten - das entspricht 12,5 Prozent des gesamten Grundkapitals von Porsche.

Vorzugsaktien?

In der Regel geben Aktiengesellschaften in Deutschland Stammaktien aus. Vor allem von Familien geprägte Unternehmen bieten aber häufig Vorzugsaktien an. Der wesentliche Unterschied: Besitzer von Vorzugsaktien haben kein Stimmrecht, bekommen dafür aber eine höhere Dividende. Durch die Stammaktien sichern Gründerfamilien ihren Einfluss auf das Unternehmen.

Wann geht es an die Börse?

Der erste Handelstag an der Frankfurter Börse ist für den 29. September geplant. Der Gang auf das Parkett wird einer der größten seit Langem in Europa sein. Anleger können die Aktien ab dem morgigen Dienstag zeichnen.

Wie teuer sind die Aktien?

Volkswagen bietet die Vorzugsaktien zu je 76,50 bis 82,50 Euro an. Das entspricht einem Firmenwert von 70 bis 75 Milliarden Euro.

Moment. Ist das nicht sehr hoch?

Die Bewertung der Porsche AG liegt in der oberen Hälfte der von Investmentbankern im Vorfeld genannten Spanne von 60 bis 80 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Die Porsche-Mutter Volkswagen wird derzeit mit gut 87 Milliarden Euro bewertet. Allein der nach einem erfolgreichen Börsengang beim Wolfsburger Konzern verbleibende Porsche-Anteil von 75 Prozent macht fast zwei Drittel davon aus. Das ist auch ein Kalkül hinter dem Börsengang: Luxus-Autobauer wie Porsche oder Ferrari werden an der Börse im Verhältnis zu ihren Gewinnen deutlich höher bewertet als Massenhersteller wie Volkswagen, auch weil sie deutlich weniger konjunkturempfindlich sind.

Wie profitabel ist Porsche eigentlich?

Porsche ist neben Audi die Cash-Cow des Wolfsburger Konzerns. Mit einer operativen Rendite um 15 Prozent seit Jahren ist sie die mit Abstand profitabelste der neun Pkw-Marken von Volkswagen. Im vergangenen Jahr erwirtschafte Porsche bei 302.000 ausgelieferten Fahrzeugen 33 Milliarden Euro Umsatz und verdiente operativ 5,3 Milliarden Euro. Für das stärkste Wachstum sorgen die SUV-Modelle Cayenne und Macan sowie der wichtigste Absatzmarkt China. Das Porsche-Management will den Erlös in den kommenden Jahren um sieben bis acht Prozent jährlich steigern. Renditeziel auf mittlere Sicht ist eine Spanne von 17 bis 19 Prozent des Umsatzes. Langfristig soll die Marke von 20 Prozent geknackt werden.

Wie bekommt man Porsche-Aktien?

Wer die Aktien zeichnen möchte, muss sich an seine Bank wenden und die Papiere bestellen. Bevorzugt werden die Banken, die Teil des Konsortiums sind, das den Börsengang organisiert. In Deutschland zählen dazu: die Baden-Württembergische Bank (BW), Comdirect, Commerzbank, Consorsbank, DAB BNP Paribas, Deutsche Bank, Deutsche Sparkassen/Finanzgruppe, Landesbank Baden-Württemberg (LBBW), Maxblue, S Broker und Unicredit. Ob man Aktien bekommt, hängt davon ab, wie groß die Nachfrage ist. Es ist durchaus möglich, dass man leer ausgeht oder weniger Aktien bekommt als gewollt. Ab Donnerstag kommender Woche können die Aktien regulär an der Börse gekauft werden.

Warum bringt VW Porsche AG an die Börse?

Insgesamt könnte der Porsche-Teilverkauf bis zu 19,5 Milliarden in die Kasse von VW spülen. Das "würde Volkswagen zusätzliche finanzielle Flexibilität verschaffen und dadurch helfen, die industrielle und technologische Transformation zu beschleunigen", so der Konzern. Übersetzt heißt das: VW will damit vor allem den Übergang zur Elektromobilität finanzieren.

Was haben die Familien Porsche und Piëch vor?

Die Familien bekommen mit dem Börsengang wieder direkten Zugriff auf Porsche. Bisher stand das Unternehmen unter dem Konzerndach von Volkswagen. Mit 25 Prozent plus einer Aktie haben die Familien bei Porsche künftig eine Sperrminorität - wichtige Entscheidungen können also nur mit ihrer Zustimmung getroffen werden.

Die Vorgeschichte ist nicht konfliktfrei, oder?

Das kann man so sagen. Unter dem später abgesetzten Chef Wendelin Wiedeking versuchte Porsche in den Jahren 2005 bis 2009, den großen Volkswagen-Konzern zu übernehmen. Das führte zu einem Familienkrach im Eigner-Clan Porsche und Piëch. Porsche stieg bei VW ein und sicherte sich schrittweise über Kauf und Optionen auf VW-Aktien 74 Prozent an dem Konzern. Im Zuge der Finanzkrise ging der damaligen Porsche-Dachgesellschaft aber das Geld aus. VW drehte den Spieß um und bewahrte den Angreifer mit finanziellem Beistand vor dem Zusammenbruch. Im Gegenzug erhielt der VW-Konzern zunächst knapp die Hälfte von Porsche. Seit 2012 gehört das Unternehmen vollständig VW.

Was bedeutet der Börsengang für die anderen VW-Aktionäre?

Es wird eine Sonderdividende geben - die exakte Höhe steht noch nicht fest. 49 Prozent des Gesamterlöses, also neun Milliarden Euro oder mehr, sollen an die Aktionäre ausgeschüttet werden. Rechnerisch ergibt sich daraus eine Sonderdividende von rund 18 Euro je Stamm- und Vorzugsaktie. Beschlossen werden soll sie auf einer außerordentlichen Hauptversammlung im Dezember. Die Dividende dürfte Anfang kommenden Jahres ausgeschüttet werden.

Wie kommt die Porsche SE an die Anteile?

Die Porsche SE will die stimmberechtigten Stammaktien an der Porsche AG in zwei Schritten kaufen. 17,5 Prozent mit dem Börsengang, weitere 7,5 Prozent, wenn VW die versprochene Sonderdividende aus dem Erlös der Emission ausschüttet. Der Preis dafür richtet sich nach dem Ausgabepreis für die Vorzüge - mit einem Aufschlag von 7,5 Prozent. Dafür ist die Porsche-Holding bereit, sich mit bis zu 7,9 Milliarden Euro zu verschulden.

Wird der Börsengang ein Erfolg?

Das lässt sich nicht vorhersagen. Für knapp 40 Prozent der angebotenen Aktien hat Volkswagen schon feste Zusagen: Neben dem auch an Volkswagen beteiligten Emirat Katar wollen der norwegische Staatsfonds (Norges Bank) und die Investoren T. Rowe Price und ADQ Porsche-Aktien zeichnen. Ankeraktionäre wie sie erleichtern einen Börsengang. Allein die katarische Staatsholding QIA will dafür bis zu 1,9 Milliarden Euro ausgeben. Katar wird knapp 5 Prozent des Vorzugsaktienkapitals der Porsche AG kaufen und damit einer der Großaktionäre an Porsche sein.

(Dieser Artikel wurde am Montag, 19. September 2022 erstmals veröffentlicht.)

Quelle: ntv.de, mit rts und dpa

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