Kein Blick zurück auf Ära Ghosn Renault und Nissan verkünden Neustart
12.03.2019, 10:38 Uhr
Ohne den langjährigen Chef und Vater der Allianz, Carlos Ghosn, schauen die Spitzen von Renault, Nissan und Mitsubishi fröhlich nach vorn.
(Foto: REUTERS)
Die Allianz zwischen Renault, Nissan und Mitsubishi - zusammen der größte Pkw-Hersteller der Welt - ist untrennbar mit dem Namen Carlos Ghosn verbunden. Bislang. Nun vereinbaren die Partner einen Neustart. Die umstrittenen Zukunkftspläne des alten Chefs sind passé.
Die internationale Autoallianz aus Renault, Nissan und Mitsubishi will sich eine neue Führungsstruktur geben. In einer Absichtserklärung vereinbarten die drei Unternehmen einen "Neustart" ihrer Zusammenarbeit nach den Erschütterungen durch die Verhaftung und Absetzung ihres langjährigen Chefs Carlos Ghosn. Das Bündnis solle künftig von einem neuen Vorstandsgremium geführt werden, das die gesamte Kooperation der drei Autokonzerne steuern werde, gab der Vorsitzendes des Verwaltungsrats von Renault, Jean-Dominique Senard, an der Konzernzentrale von Nissan in Yokohama bekannt.
Senard übernimmt die Rolle des Vorsitzenden im geplanten Führungsgremium. Nissan bekommt in der neuen Struktur allerdings mehr Eigenständigkeit zugebilligt, als es zuletzt in dem Bündnis unter der Führung des ehemaligen Renault-Boss' Ghosn der Fall war. So soll ein Beirat des Konzerns künftig den eigenen Verwaltungsratschef auswählen dürfen. Anders als Ghosn will Senard zusätzlich zum Chefposten bei Renault und dem Vorsitz im Führungsgremium der Allianz nicht auch noch Chefaufseher bei Nissan werden. Ghosns Machtfülle hatte bei dem japanischen Autobauer zunehmend Widerstand hervorgerufen.
Nicht in die Vergangenheit schauen
Senard betonte seine Bereitschaft, Konflikte und die Affäre um Ghosn hinter sich zu lassen. "Dies ist ein echter Neustart", sagte Senard in Yokohama. "Ich schaue in die Zukunft, nicht in die Vergangenheit." Das neue Gremium werde das einzige Organ sein, das die Allianz kontrolliere und die von Ghosn geschaffenen Strukturen ersetze, hieß es weiter. "Als solches wird es das Gesicht und der wichtigste Motor für den Neuanfang der Allianz sein". Das neue Board plant, sich monatlich entweder in Paris oder Tokio zu treffen
Der in der vergangenen Woche aus der Untersuchungshaft entlassenen Carlos Ghosn hatte die Allianz einst geformt und lange geführt. Der 65-Jährige, der weiterhin Direktor bei Nissan ist, wollte an dem Toptreffen in Yokohama teilnehmen. Das Bezirksgericht in Tokio lehnte jedoch nach eigenen Angaben vom Montag einen entsprechenden Antrag Ghosns ab.
Der gebürtige Brasilianer, der Nissan einst vor der nahen Pleite gerettet und zusammen mit Renault und Mitsubishi eine mächtige Autoallianz geschmiedet hatte, war am 19. November wegen Verstoßes gegen Börsenauflagen in Tokio festgenommen und angeklagt worden. Zudem soll er laut der japanischen Staatsanwaltschaft private Investitionsverluste auf Nissan übertragen haben.
Ghosn hat wiederholt seine Unschuld beteuert und vermutet ein Komplott gegen ihn und seine Pläne, aus den drei Partnerunternehmen einen einzigen Konzern zu schmieden. Nach mehr als dreimonatiger Untersuchungshaft war er vergangene Woche gegen Kaution freigekommen.
Quelle: ntv.de, mbo/dpa