Konzern übertrifft Planungen Schenker ist der Goldesel der Bahn
22.03.2022, 18:41 Uhr
Die Logistik-Tochter Schenker trug maßgeblich zum Rekordumsatz der Bahn bei.
(Foto: picture alliance/dpa)
Die Deutsche Bahn wird von der Corona-Krise schwer getroffen. Mit der Erholung der Weltwirtschaft im zweiten Pandemiejahr findet auch der Konzern zurück in die Spur. Vor allem die Logistik-Tochter glänzt und sorgt für so hohe Einnahmen wie nie zuvor.
Die Deutsche Bahn hat sich vom Rekordverlust zu Beginn der Corona-Krise besser erholt als erwartet. Im vergangenen Jahr verringerte sich der Fehlbetrag deutlich und der Umsatz stieg sogar auf ein Rekordniveau, wie Insider berichteten. Die entscheidende Rolle spielte dabei die internationale Logistik-Tochter Schenker mit ihrem Milliarden-Gewinn. Der Gesamtkonzern verzeichnet so unterm Strich nur noch ein Minus von etwa 910 Millionen Euro nachdem dieses 2020 noch bei 5,7 Milliarden Euro gelegen hatte, wobei auch eine Sonderabschreibung eine Rolle spielte.
Auch der Umsatz profitierte von Schenker: Er kletterte um gut 18 Prozent auf 47,2 Milliarden Euro, den höchsten jemals erreichten Stand. Die Bahn wollte sich nicht zu den Zahlen äußern und verwies auf ihre Bilanzpressekonferenz Ende März.
Planungen trotz Flut und Streik übertroffen
Den Konzernvertretern zufolge verbesserten sich die Zahlen des Staatsunternehmens nicht nur im Vergleich zum Corona-Jahr 2020, in dem die Passagierzahlen zeitweise komplett einbrachen. Die Bahn konnte auch im Vergleich zu den eigenen Planungen zulegen. Dabei hatte das Unternehmen 2021 unter anderem mit der Flutkatastrophe im Ahrtal und in Nordrhein-Westfalen sowie den Streiks der Lokführer-Gewerkschaft GDL zu kämpfen. Dennoch seien die Verluste selbst im Passagier- und Güterverkehr nicht ganz so hoch ausgefallen wie zunächst befürchtet.
Das spiegelt sich auch im rein operativen Ergebnis wider: Vor Steuern und Zinsen (Ebit) steht den Angaben zufolge ein Minus von 1,55 Milliarden Euro. Damit halbierte sich der Betriebsverlust im Vergleich zu 2020 nahezu.
Anleger warten auf Schenker-Entscheidung
Auch hier half in erster Linie die Logistik-Tochter Schenker. Das Unternehmen hatte schnell auf die Probleme bei den Lieferketten während der Corona-Krise reagiert und profitierte von den hohen Tarifen vor allem bei der Luft- und Seefracht. Schenker konnte so ein operatives Ergebnis von 1,2 Milliarden Euro erzielen, was die Verluste des Gesamtkonzerns deutlich dämpfte.
Dies dürfte auch die Debatte um einen möglichen Verkauf der Tochter befeuern. Das Ergebnis wird am Finanzmarkt mit großer Aufmerksamkeit erwartet, da das Unternehmen als möglicher Übernahmekandidat gilt. In der Ampel-Regierung wird ein Verkauf von Schenker diskutiert, um einerseits dem hochverschuldeten Konzern zumindest kurzfristig Luft zu verschaffen. Zum anderen wird gerade bei Grünen und FDP bemängelt, dass der Staat einen Logistik-Konzern mit Aktivitäten rund um die Welt besitzt.
Finanzkreisen zufolge könnte für Schenker ein Erlös von bis zu 20 Milliarden Euro erzielt werden. Damit könnte die Schuldenlast des Staatskonzerns von rund 30 Milliarden Euro stark reduziert werden. Auf der anderen Seite fiele aber ein wichtiger Gewinnlieferant für die Deutsche Bahn weg. Bisher hat sich Verkehrsminister Volker Wissing noch nicht auf einen Verkauf festgelegt. Der Bahn-Vorstand hatte ihn bislang abgelehnt. Schenker gehört mit fast 75.000 Mitarbeitern in rund 130 Ländern zu den weltweit führenden Logistik-Unternehmen.
Quelle: ntv.de, jwu/rts