Wirtschaft

Starker Franken Schweizer Firma will in Euro entlohnen

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Harte Einschnitte: Die Schweizer Wirtschaft kämpft mit ihrer starken Währung.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Die massive Aufwertung des Franken bringt viele Schweizer Export-Unternehmen in Not. Die Basler Frima Straumann will einige ihrer Angestellten nun in Euro bezahlen. Andere Unternehmen drohen mit noch drastischeren Maßnahmen.

In der Schweiz suchen Unternehmen nach Wegen, mit der schockartigen Aufwertung des Frankens umzugehen. Der Basler Zahnimplantate-Hersteller Straumann will seine in Deutschland und Frankreich wohnenden Arbeitskräfte in Zukunft in Euro bezahlen. Die Umstellung sei für diese Grenzgänger freiwillig, betonte Konzernchef Marco Gadola. Betroffen seien mehr als 200 von insgesamt 800 Angestellten in der Schweiz.

In der Schweiz wohnende Straumann-Mitarbeiter sollen stattdessen 2015 auf einen Teil ihres Bonus verzichten, was einer Lohneinbuße von fünf Prozent gleichkäme. Der Konzernchef selbst will mit gutem Beispiel vorangehen, er verordnete sich eine Lohnkürzung um 35 Prozent. Die Verwaltungsräte sollen auf 28 Prozent ihrer Honorare verzichten.

Straumann erwirtschaftet 95 Prozent des Umsatzes außerhalb der Schweiz, rund 40 Prozent fallen in Euro an. Zugleich entstehen 45 Prozent der Kosten in Franken. Seit der Aufhebung des Euro-Mindestkurses von 1,20 durch die Schweizerische Nationalbank im vergangenen Monat gaben Euro und Dollar zum Franken deutlich nach.

Ein starker Franken macht es Schweizer Exportunternehmen schwerer, ihre Waren im Ausland zu verkaufen. Zudem wird Urlaub in der Schweiz für ausländische Touristen teurer, worunter der große Tourismussektor leidet. Die Großbank UBS hat ihre Prognose für das Wirtschaftswachstum in der Schweiz 2015 drastisch von 1,8 auf 0,5 Prozent gesenkt. Viele Unternehmen denken einer Umfrage der Bank Credit Suisse zufolge über Personalabbau und andere Sparmaßnahmen nach.

Lohnsenkungen und Mehrarbeit als Alternativen

Lohnsenkungen und die Umstellung von Grenzgänger-Löhnen als Alternative zu Entlassungen stoßen jedoch auch auf Kritik. Der Schritt stelle Diskriminierung ausländischer Arbeitnehmer dar, sagte der Arbeitsmarktexperte George Sheldon von der Universität Basel. Es stelle sich die Frage, wie freiwillig der Verzicht sei, den Straumann den Mitabeitern nahelege, sagte ein Sprecher des Angestelltenverbandes. Wer nicht einwillige, müsse vielleicht bei der nächsten Stellenabbaurunde mit Kündigung rechnen.

Straumann erklärte, die Lohnkürzungen sollten helfen, Arbeitsplatzverluste vermeiden und die Rentabilität auf einem akzeptablen Niveau halten. Der Unternehmer und frühere SVP-Abgeordnete Peter Spuhler kann direkten Lohnsenkungen nichts abgewinnen. Das schlage auf die Stimmung und reduziere die Kaufkraft. Stattdessen sollten die Betriebe die Wochenarbeitszeit um zwei Stunden anheben. "Die Mannschaft würde das mittragen, wenn es eine temporäre Maßnahme bleibt", sagte er der Zürcher "Sonntagszeitung" im Hinblick auf die Belegschaft seines Unternehmens Stadler Rail.

Um die Folgen der Franken-Aufwertung abzufedern, lockerte die Regierung kürzlich die Regeln für Kurzarbeit. Firmen, die geltend machen, unter der Frankenstärke zu leiden, können ihre Angestellten auf Kurzarbeit setzen. Bisher galten Wechselkursschwankungen als normales Betriebsrisiko und waren kein Grund für Geld aus der Kasse der Arbeitslosenversicherung.

Quelle: ntv.de, mbo/rts/dpa

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