Technisches Problem bei Turbine? Siemens Energy steht bereit für Wartungsarbeiten
06.09.2022, 10:47 Uhr
Siemens Energy weist die russischen Vorwürfe zurück.
(Foto: IMAGO/Cord)
Was ist der Grund für den russischen Gas-Stopp? Laut Gazprom kann der Konzern die Gaslieferungen erst wieder aufnehmen, wenn Siemens Energy die fehlerhafte Anlage repariert habe. Siemens Energy erklärt jedoch, gar nicht mit Wartungsarbeiten beauftragt worden zu sein. Aber man stehe bereit.
Der Turbinenhersteller Siemens Energy weist die Darstellung von Gazprom zurück, dass die Gaspipeline Nord Stream 1 erst nach der Reparatur einer defekten Turbine wieder betrieben werden könne. "Diese neue Darstellung können wir aufgrund der uns am Wochenende zur Verfügung gestellten Informationen nicht nachvollziehen", erklärte Siemens Energy. "Daher gilt bis auf Weiteres unsere Einschätzung, dass der uns mitgeteilte Befund keinen technischen Grund für eine Einstellung des Betriebs darstellt."
Gazprom hatte erklärt, wegen eines Öl-Lecks an einer Gasturbine könne Russland bis auf Weiteres kein Gas durch Nord Stream 1 liefern. Siemens Energy erklärte dagegen, solche Leckagen beeinträchtigten im Normalfall den Betrieb einer Turbine nicht und könnten vor Ort abgedichtet werden. "Auch in der Vergangenheit ist es durch den Auftritt dieser Art von Leckagen nicht zu einem Stillstand des Betriebs gekommen. Dies haben wir dem Kunden bereits gestern schriftlich mitgeteilt."
Der Vize-Chef von Gazprom, Witali Markelow, hatte zuvor gesagt, der Konzern könne die Gaslieferungen nach Deutschland erst wieder aufnehmen, wenn Siemens Energy die fehlerhafte Anlage repariert habe. "Sie sollten Siemens fragen, sie müssen zuerst die Anlage reparieren", sagte Markelow, als er am Rande des Östlichen Wirtschaftsforums in Wladiwostok gefragt wurde, wann die Pipeline wieder Gas pumpen könne.
Siemens Energy erklärte zudem, dass der Konzern aktuell nicht mit Wartungsarbeiten beauftragt sei, aber bereitstehe. "Unabhängig davon haben wir bereits mehrfach darauf hingewiesen, dass in der Verdichterstation Portowaja genügend weitere Turbinen für einen Betrieb von Nord Stream 1 zur Verfügung stehen."
Habeck rechnet nicht mit Weiterbetrieb von Nord Stream 1
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck rechnet indes nicht mehr damit, dass es künftig wieder Gaslieferungen durch Nord Stream 1 geben wird. "Dass Nord Stream 1 wieder aufgemacht wird, gehört nicht zu den Szenarien, von denen ich ausgehe", sagte Habeck im ZDF.
Der russische Ex-Präsident Dmitri Medwedew hatte zuvor bereits durchblicken lassen, dass hinter dem Stopp der Gaslieferungen nicht nur ein technisches Problem stecken könnte. Er warf Deutschland "hybride Kriegsführung" gegen Russland vor und begründete den russischen Gas-Lieferstopp mit Berlins "unfreundlichem" Verhalten im Ukraine-Konflikt. Bundeskanzler Olaf Scholz habe Russland vorgeworfen, kein verlässlicher Energielieferant mehr zu sein, schrieb Medwedew am Sonntag bei Telegram. Tatsächlich aber sei es Deutschland, das "ein unfreundliches Land" sei, Sanktionen "gegen die gesamte russische Wirtschaft" verhängt habe und "tödliche Waffen" an die Ukraine liefere.
Deutschland verhalte sich wie ein Feind Russlands, verkündete der Ex-Präsident und heutige stellvertretende Vorsitzende des russischen Nationalen Sicherheitsrats. "Und dieser Onkel (Scholz) wundert sich, dass die Deutschen auf kleine Probleme mit dem Gas stoßen!"
Quelle: ntv.de, ghö/rts/AFP