Wirtschaft

Schleppende Digitalisierung? Microsoft-Deutschland-Chefin "glaubt an dieses Land"

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Agnes Heftberger ist Deutschlandchefin von Microsoft.

Agnes Heftberger ist Deutschlandchefin von Microsoft.

(Foto: Microsoft)

Deutschland und Digitalisierung - ein schwieriges Verhältnis. Agnes Heftberger, die neue Deutschlandchefin von Microsoft, sieht eine große Chance, aber stellt auch die entscheidende Frage: Kann sich Deutschland weiter so viel Behäbigkeit leisten?

Die Digitalisierung in Deutschland kommt nur schleppend voran. In Asien werden Innovationen in rasantem Tempo umgesetzt, hierzulande wird stattdessen alles bis ins letzte Detail durchdacht. Agnes Heftberger kennt den internationalen Vergleich gut. Sie steht seit April 2024 an der Spitze von Microsoft Deutschland. Die gebürtige Österreicherin hat für IBM in Australien, Südostasien, Südkorea sowie in Neuseeland gearbeitet und zuletzt in Singapur gelebt. "In Asien gibt es diese Ambition, richtig schnell zu sein", sagt Heftberger. Deutschland hingegen diskutiere oft zu lange, anstatt einfach mal loszulegen, kritisiert die Managerin.

Microsoft investiert in den kommenden Jahren 3,2 Milliarden Euro in den Ausbau von Rechenzentren und KI-Infrastruktur in Deutschland. "Wir glauben an dieses Land", betont Heftberger, die besonders beim Thema Künstliche Intelligenz eine große Chance für Deutschland sieht - wenn wir denn endlich in die Gänge kommen.

Heftberger setzt vor allem auf praktische Anwendungen: Von der KI-gestützten Softwareentwicklung bei Mercedes bis zur Optimierung von Prothesen bei Ottobock - deutsche Unternehmen seien bereits weiter als viele denken, führt die 42-Jährige aus. Selbst ihr Friseur nutze bereits einen KI-Agenten. Heftberger selbst lebt das vor und hat in den letzten Wochen ihre eigenen KI-Agenten gebaut - kleine digitale Assistenten, die Aufgaben übernehmen. "Es ist gar nicht so schwer, wenn man es einfach mal ausprobiert."

"Kein Sprint, sondern Netflix-Serie"

Um den Fachkräftemangel zu bekämpfen, hat Microsoft gemeinsam mit Partnern wie der DHL Group eine Weiterbildungsoffensive gestartet. Bis 2025 sollen 1,2 Millionen Menschen in Deutschland digitale Kompetenzen erwerben. "Der Wert entsteht durch die breite Anwendung der Technologie", betont Heftberger. Die gebürtige Österreicherin vergleicht KI mit der Elektrizität während der industriellen Revolution: "Der Wert kommt selten von dort, wo es erfunden wurde, sondern durch die Verbreitung in allen Branchen."

Deutschland müsse jetzt nach vorne schauen und die Chancen der Transformation nutzen, anstatt zu hadern. Die Frage, ob Europa noch ein eigenes großes KI-Modell entwickeln sollte, sieht Heftberger pragmatisch. Der Fokus müsse darauf liegen, dass Unternehmen und Bürger KI schnell in ihren Alltag integrieren. "Das ist kein Sprint, sondern eine Netflix-Serie - und wer nicht dranbleibt, verpasst den Anschluss."

Mit Agnes Heftberger sprachen Frauke Holzmeier und Andreas Laukat. Das Gespräch wurde zur besseren Verständlichkeit gekürzt und geglättet. Das komplette Gespräch können Sie sich im Podcast "So techt Deutschland" anhören.

So techt Deutschland

In "So techt Deutschland" haken die ntv-Moderatoren Frauke Holzmeier und Andreas Laukat bei Gründern, Investoren, Politikern und Unternehmern nach, wie es um den Technologie-Standort Deutschland bestellt ist.

Alle Folgen finden Sie in der ntv App, bei RTL+, Amazon Music, Apple Podcasts, Spotify und im RSS-Feed.

Sie haben Fragen für Frauke Holzmeier und Andreas Laukat? Dann schreiben Sie eine E-Mail an sotechtdeutschland@ntv.de

Quelle: ntv.de

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