Wirtschaft

Nach Software-Störung IT-Unternehmen beheben Fehler - aber die Probleme bleiben

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An vielen Flughäfen wird es noch dauern, bis wieder Normalbetrieb herrscht.

An vielen Flughäfen wird es noch dauern, bis wieder Normalbetrieb herrscht.

(Foto: picture alliance / ZUMAPRESS.com)

Nach dem IT-Crash in großen Teilen der Welt bringen die betroffenen Firmen Crowdstrike und Microsoft Updates heraus. Doch damit sind die Probleme bei den Kunden nicht sofort gelöst. Ein Angriff soll indes nicht verantwortlich sein für die Störungen.

Ein fehlerhaftes Software-Update hat weltweit weitreichende Störungen ausgelöst. Flüge fielen aus, Krankenhäuser sagten Operationen ab, Fernsehsender hatten Schwierigkeiten. Manche Bankkunden bekamen am Automaten kein Geld, Lebensmittelläden mussten vorübergehend schließen. Erst nach mehreren Stunden war der Software-Fehler behoben. Die Folgen waren aber noch länger zu spüren.

"Nach aktuellem Erkenntnisstand aus den Äußerungen der betroffenen Unternehmen gibt es keine Hinweise auf einen Cyberangriff", sagte ein Sprecher des Bundesinnenministeriums. Ursache sei offenbar ein fehlerhaftes Update eines IT-Sicherheitssystems mit dem Namen "Falcon Sensor" des Herstellers Crowdstrike. Die IT-Sicherheitsfirma aus Texas bestätigte den Fehler.

Die Panne führte in zahlreichen Ländern zu Problemen. In Deutschland musste der Flughafen Berlin zeitweise den Betrieb weitgehend einstellen, mehrere Fluggesellschaften meldeten Einschränkungen. Bei der niederländischen KLM kam der Flugbetrieb vorübergehend fast vollständig zum Erliegen. An vielen Flughäfen gab es Probleme, etwa bei der Abfertigung, darunter München, Hamburg, Köln und Stuttgart, international unter anderem auf Mallorca und in Warschau.

Der Lebensmittelhändler Tegut schloss vorübergehend seine bundesweit 340 Märkte. Mit Karten einzelner Anbieter kam es an Geldautomaten nach Bankenangaben vorübergehend zu Störungen, in manchen Apotheken hatten Patienten Probleme beim Einösen von E-Rezepten.

Kritische Infrastruktur betroffen

Das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein sagte für Freitag alle geplanten Operationen in Kiel und Lübeck ab, ähnliche Meldungen kamen aus den Niederlanden. Computerprobleme hatten auch Kreis- und Stadtverwaltungen, etwa in Schleswig-Holstein, Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg. In München konnten Bürger zeitweise keine Autos anmelden.

Nach Angaben des Bundesinnenministeriums sind auch Betreiber kritischer Infrastruktur betroffen. Zur kritischen Infrastruktur zählen unter anderem Energieversorger, Transport und Verkehr, die öffentliche Verwaltung, Krankenhäuser, Trinkwasser, Abwasser und Telekommunikation.

Allianz, Siemens, BMW und Mercedes-Benz bestätigten auf Anfrage Beeinträchtigungen. Die Bundeswehr war nach Regierungsangaben nicht betroffen.

IT-Unternehmen: Kein Cyberangriff

Crowdstrike teilte mit, es sei keine Cyberattacke und auch kein Sicherheitsvorfall gewesen. Der Software-Fehler steckte nach Angaben des Unternehmens in einer Aktualisierung der Software für Windows-Computer. Windows-Hersteller Microsoft meldete daraufhin Probleme mit seinem Cloud-Service 365. Der Software-Riese veröffentlichte auch eine Anleitung, wie Windows-Cloud-PCs auf den Zustand vor dem fehlerhaften Update zurückgesetzt werden können.

Crowdstrike betonte am Mittag, das Problem sei erkannt und behoben worden. Die IT-Sicherheitsfirma verwies ihre Kunden auf ein neues Update. Doch es gab auch danach noch Probleme: Die Fluggesellschaft Eurowings strich am Mittag mehr als 50 Flüge in Deutschland sowie von und nach Großbritannien, um ihre IT-Systeme zu entlasten.

Darüber hinaus sei es in der Microsoft-Lösung Azure zu einem Konfigurationsfehler gekommen, der ebenfalls weltweit Auswirkungen zeige, hieß es vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI). Ob und inwiefern die Vorfälle zusammenhängen, ist noch nicht abschließend geklärt.

Bis die Probleme völlig behoben sind, kann nach Darstellung des BSI noch etwas Zeit vergehen. "Im schlimmsten Fall muss jeder betroffene Rechner einzeln bearbeitet werden", sagte Amtspräsidentin Claudia Plattner. Sie fügte hinzu, im Nachgang der Krise müsse man darüber sprechen, wie die Qualitätssicherung bei Crowdstrike und bei Microsoft aussehe.

Anfälligkeit durch Konzentration in der Software-Industrie

Die Schockwellen der Softwarepanne waren weltweit zu spüren: Die australische Regierung berief eine Krisensitzung ein. Der Fernsehsender Sky News sendete vorübergehend ein Standbild. In Israel waren nach CNN-Informationen Krankenhäuser betroffen, in Neuseeland viele Geschäfte. Kreditkartenzahlungen funktionierten nicht mehr, vielerorts hieß es nach einem Bericht der Zeitung "New Zealand Herald" "cash only". In den USA stoppte die Luftfahrtaufsicht FAA Flüge von Airlines wie United, American und Delta. Der europäische Billigflieger Ryanair sprach ebenfalls von Problemen.

Mit der Konzentration in der Software-Industrie passiert es immer wieder, dass zahlreiche Unternehmen von Problemen einzelner Anbieter getroffen werden. So war zum Beispiel eine Cyberattacke auf den amerikanischen IT-Dienstleister Kaseya im Jahr 2021 bis nach Schweden zu spüren, wo die Supermarkt-Kette Coop fast alle Läden schließen musste.

Quelle: ntv.de, rog/dpa

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