Wirtschaft

Vor allem Europa betroffen Solarhersteller Meyer Burger will fast jede fünfte Stelle streichen

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Die Standorte in Sachsen und Sachsen-Anhalt sollen vom Stellenabbau nicht betroffen sein.

Die Standorte in Sachsen und Sachsen-Anhalt sollen vom Stellenabbau nicht betroffen sein.

(Foto: picture alliance/dpa)

Beim Solarmodulproduzenten Meyer Burger werden Nägel mit Köpfen gemacht. Nachdem ein Standort bereits im Frühjahr schließt, geht es jetzt erneut ans Personal. Zunächst finden Wechsel in der Geschäftsführung statt. Zudem sollen bis Ende 2025 viele Mitarbeiter ihren Job verlieren.

Der angeschlagene Schweizer Solarhersteller Meyer Burger will Stellen abbauen. "Die erhebliche Verschlankung insbesondere in der gesamten Konzernstruktur wird zu einem Abbau der globalen Mitarbeiterzahl von aktuell etwa 1050 auf voraussichtlich 850 zum Ende des Jahres 2025 führen", teilte das Unternehmen mit. Dabei sollen vor allem Stellen in Europa gestrichen werden, während in den USA ein Aufbau angedacht sei. Mit der Restrukturierung möchte Meyer Burger wieder Profitabilität erreichen.

Meyer Burger
Meyer Burger ,09

Wo genau welche Jobs wegfallen werden, sei bisher nicht sicher. Entlassungen seien auch an deutschen Standorten nicht ausgeschlossen, sagte der Verwaltungsratspräsident Franz Richter. Er betonte allerdings, dass die Produktion in Sachsen-Anhalt nicht gefährdet werden dürfe. "Die Zell-Produktion in Thalheim ist das Rückgrat und bleibt bestehen", so Richter. Auch der Standort im sächsischen Hohenstein-Ernstthal sei für Forschung und Entwicklung bedeutend. Für den Stellenabbau würden eher Stellen, etwa im Verwaltungsbereich, in den Blick genommen werden.

Die Anleger blieben skeptisch: Die Aktie notierte mit knapp acht Prozent im Minus bei 1,76 Franken. "Wir erachten die Rosskur als sinnvoll, sie kommt jedoch (zu) spät", kommentierten Experten der Zürcher Kantonalbank. "Ob sie Meyer Burgers langsamen Untergang verhindern kann, wird sich zeigen."

Stühlerücken in der Geschäftsführung

Die Verschlankung des Unternehmens zeigt sich auch an anderer Stelle: Der bisherige Geschäftsführer Gunter Erfurt hat sein Amt abgegeben und wird Meyer Burger verlassen, hieß es. Es sei die eigene Entscheidung Erfurts gewesen, sagte Richter, der ab sofort die Geschäftsführung übernimmt. Auch Finanzvorstand Markus Nikles verlässt das Unternehmen. Für die Finanzen sollen zunächst Ralf Hermkens (USA) und Frank Zimmermann (Europa) dem Vorstand berichten. Die auf drei Mitglieder reduzierte Geschäftsleitung werde sich zunächst auf die möglichst schnelle Wiedererreichung der Profitabilität konzentrieren. Zudem würden zur Schließung der verbleibenden Finanzierungslücke verschiedene Möglichkeiten analysiert.

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Ziel sei es, ab 2026 bei einem Umsatz von 350 bis 400 Millionen Franken ein operatives Ergebnis (EBITDA) im mittleren zweistelligen Millionenbereich zu erzielen. Die Planungen basierten auf den bereits überwiegend vorhandenen Produktionskapazitäten und bestehenden Abnahmeverträgen.

Meyer Burger schreibt seit Jahren Verluste. 2023 verbuchte die Firma bei einem Umsatz von 135 Millionen Franken ein EBITDA von minus 164 Millionen Franken. Der Vorstand wollte ursprünglich seine Produktion weitestgehend in die USA verlagern, musste die Pläne aber mangels Finanzierungsmöglichkeiten aufgeben. Im Frühjahr hatte er bereits die nach eigenen Angaben größte Solarmodulproduktion Europas im sächsischen Freiberg geschlossen.

Quelle: ntv.de, als/dpa/rts

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