Niedrigwasser im Rhein Sprit-Nachschub bereitet Scheuer Sorgen
18.11.2018, 16:05 Uhr
Historisch niedrige Pegelstände: Der Rhein bei Bingen im November 2018.
(Foto: dpa)
Die Engpässe bei der Spritversorgung an den deutschen Tankstellen zwingen die Bundesregierung zum Handeln. Verkehrsminister Scheuer lässt eilig nach neuen Maßnahmen suchen. Eine schnelle Lösung ist offenbar nicht in Sicht.
Mit Blick auf die Schwierigkeiten bei der Lieferung von Benzin und Diesel an Tankstellen in einigen Gegenden Deutschlands prüft die Bundesregierung weitere Hilfsmaßnahmen. "Wir sind bereits mit Hochdruck dran, Abhilfe zu schaffen", sagte Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer der "Bild am Sonntag". Das Lagezentrum des Ministeriums habe ihm "das Nachschub-Problem und die Situation an den Tankstellen" gemeldet. Details zu möglichen Hilfen nannte der CSU-Politiker nicht.
Bereits vor etwa drei Wochen hatte das zuständige Wirtschaftsministerium größere Mengen Benzin, Diesel und Kerosin aus der nationalen Ölreserve freigegeben. Zudem wurde stellenweise das Sonn- und Feiertagsverbot für Tankwagen aufgehoben. Zur aktuellen Lage in der deutschen Treibstoffversorgung wollte sich ein Ministeriumssprecher am Wochenende nicht äußern.
Aus der Branche kommen jedoch zunehmend beunruhigte Töne. "Wir haben in einigen Regionen durchaus Schwierigkeiten", erklärte etwa der Geschäftsführer des Bundesverbandes Freier Tankstellen, Stephan Zieger. Derzeit werde noch geprüft, ob ein neuer Antrag auf Freigabe weiterer Reserven für diese Regionen - vor allem in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfallen - gestellt werde. Zieger betonte aber: "Es gibt keine nennenswerten Ausfälle."
Auch leer gelaufene Tankstellen bekämen in aller Regel nach einigen Stunden wieder Ware. "Wir haben es noch im Griff", sagte er. Ausdrücklich lobte er den engagierten Einsatz der Tankwagenfahrer. Die Mineralölwirtschaft hatte die freigegebenen Bestände aus der nationalen Ölreserve weitgehend abgerufen. Neue Lieferungen kommen allerdings nur schleppend an.
Grund für die Lieferengpässe ist nach Branchenangaben vor allem der niedrige Rheinpegel. Dort hat sich die Lage in den vergangenen Tagen kaum verändert. Die Lieferung per Schiff über die Wasserstraßen der deutschen Binnenschifffahrt stellt jedoch eine der wichtigsten Nachschubwege der Mineralölwirtschaft. Zentrale Verkehrsader ist hier vor allem der Rhein, der die großen Ölterminals an der Nordsee mit bevölkerungsreichen Industrieregionen wie etwa das Ruhrgebiet verbindet.
Aufgrund der historisch niedrigen Wasserstände können Tankschiffe derzeit nur noch halb so viel oder noch weniger Benzin und Diesel transportieren. Dadurch gehen die Liefermengen erheblich zurück. Die Folgen spüren nicht nur Tankstellenbetreiber und Autofahrer. Auch die großen Industriebetriebe am Oberrhein müssen sich auf die saisonal ungewöhnlichen Einschränkungen in der Rheinschifffahrt einstellen.
Quelle: ntv.de, mmo/dpa