Folgen der Reisebeschränkungen Staat steigt bei Tui ein - drittes Rettungspaket
02.12.2020, 15:47 Uhr
		                      Im Frühjahr floss bereits ein KfW-Darlehen von über 1,8 Milliarden Euro an Tui.
(Foto: picture alliance/dpa)
Der Tui-Konzern kämpft ums Überleben. Reisebeschränkungen und ein geändertes Buchungsverhalten angesichts der Corona-Pandemie setzen dem Unternehmen zu. Zur Stabilisierung braucht es nun ein drittes Rettungspaket - und den Einstieg des Staates.
Der weltgrößte Reisekonzern Tui stemmt sich weiter gegen massive Einnahmeausfälle in der Corona-Pandemie. Dazu holt der Konzern nun auch den Staat ins Boot und öffnet ihm den Weg, Anteilseigner zu werden. Wie das Unternehmen mitteilte, einigte es sich mit privaten Investoren, Banken und dem Bund auf ein Finanzierungspaket in Höhe von 1,8 Milliarden Euro. Es ist das inzwischen dritte Hilfspaket.
Das Bundeswirtschaftsministerium erklärte, die Maßnahmen seien "wichtig, denn das Unternehmen war vor der Krise profitabel und hat als Unternehmen der Reisebranche durch die Corona-Krise mit nie dagewesenen Schwierigkeiten zu kämpfen." Mit den neuen Hilfen sieht sich Tui nun ausreichend gestärkt. Es gleiche "die bis zum Beginn der Sommersaison 2021 angenommenen Reisebeschränkungen aus", hieß es.
Wie es weiter hieß, steigt der in der Corona-Krise etablierte Wirtschaftsstabilisierungsfonds des Bundes (WSF) ein und nutzt dazu das Vehikel einer sogenannten Stillen Einlage in Höhe von 700 Millionen Euro, von denen 420 Millionen Euro in Aktien umgewandelt werden können. Sollte es dazu kommen, hielte der Staat 25 Prozent und eine Aktie an dem Reisekonzern. Zwei vom WSF benannte Personen ziehen zudem in den Aufsichtsrat ein.
Weitere KfW-Kredite
Das Paket sieht laut Tui ferner eine Kapitalerhöhung über rund 500 Millionen Euro vor, die von privaten Investoren geschultert wird. Die Unifirm Ltd., ein Unternehmen in Besitz des russischen Oligarchen Alexej Mordaschow, werde als größte Einzelaktionärin mit einer Beteiligung von rund 24,89 Prozent ihr Bezugsrecht im Rahmen der Kapitalerhöhung ausüben, hieß es. Sollten die restlichen Aktien nicht gezeichnet werden, verpflichtete sich Unifirm zudem, ihre Beteiligung auf mindestens 29,9 Prozent aufzustocken. Sollte die Bafin die Holding von der Pflicht zur Abgabe eines Übernahmeangebotes befreien, sei auch eine Gesamtbeteiligung von bis zu 36 Prozent möglich.
Hinzu kommt schließlich eine zusätzliche Kreditlinie der staatlichen Bankengruppe KfW über 200 Millionen Euro. Eine bestehende Kreditlinie der KfW wird bis Juli 2022 verlängert. Zudem könnten von den Bundesländern Kredite von bis zu 400 Millionen Euro kommen.
Die Corona-Krise mit ihren Einschränkungen, Reisewarnungen und kurzfristigem Buchungsverhalten der Kunden trifft Tui enorm hart. Als erstes deutsches Großunternehmen war Tui im Frühjahr von der staatlichen Förderbank KfW mit einem Darlehen über 1,8 Milliarden Euro unterstützt worden. Ende September waren 1,2 Milliarden Euro in Form einer zweiten Kreditlinie sowie einer Anleihe hinzugekommen, die der Bund auch in eigene Anteile bei den Hannoveranern umwandeln kann. Nun wurden Verhandlungen über eine dritte Hilfstranche beendet.
Der WSF stellt Unternehmen Stabilisierungsmaßnahmen zur Stärkung ihrer Kapitalbasis und zur Überwindung von Liquiditätsengpässen bereit. So hatte die Politik bereits ein milliardenschweres Rettungspaket für die Lufthansa beschlossen. Neben der Airline und Tui wird auch der Reise-Konkurrent FTI öffentlich gestützt.
Die EU-Kommission muss nach der Einigung über die stillen Einlagen bei der Tui noch prüfen, ob es sich um eine zulässige staatliche Beihilfe handelt.
Quelle: ntv.de, jwu/dpa/DJ/rts/AFP