Liquidität verbessern Steinhoff plant Rettungsverkäufe
12.12.2017, 15:52 Uhr
Aktuell wird Steinhoff an der Börse noch mit rund 2,5 Milliarden Euro bewertet.
(Foto: dpa)
Unter Betrugsvorwürfen verlieren Steinhoff-Papiere an der Börse innerhalb kürzester Zeit 12,6 Milliarden Euro an Wert. Um die Liquidität des Möbelhändlers zu garantieren, prüft die Interimsführung Anteilsverkäufe. Derweil greifen Anleger wieder beherzt zu.
Das deutsch-südafrikanische MDax-Unternehmen Steinhoff überlegt Insidern zufolge, seine Liquidität durch Anteilsverkäufe abzusichern. Der weltweit zweitgrößte Möbelhändler hinter Ikea erwäge die Veräußerung von Aktienpaketen der Investmentfirma PSG Group und dem Logistikunternehmen KAP Industrial, sagten mit dem Vorhaben vertraute Personen. Steinhoff ist bei beiden Unternehmen größter Einzelaktionär. Die Anteile sind aktuell an der Börse knapp 1,4 Milliarden Euro wert.
Steinhoff war vergangene Woche erneut wegen möglicher Bilanzfälschungen unter Druck geraten. Nach dem Rücktritt von Konzernchef Markus Jooste hatte Interimschef und Großaktionär Christoffel Wiese bereits angekündigt, sich von Randgeschäften trennen zu wollen. Steinhoff hält rund 39 Prozent an KAP und 24 Prozent an PSG.
In Südafrika wird die Affäre derweil zum Politikum. Verantwortliche des Einzelhandelskonzerns sollen Anfang kommenden Jahres vor dem Parlament erscheinen und Rechenschaft ablegen, wie es in einer Erklärung der südafrikanischen Regierung hieß. Der Vorsitzende des Parlaments, Themba Godi, forderte die Ermittler darin zudem auf, dringend die Sachverhalte um Steinhoff zu überprüfen. Das Ansehen des Landes stehe auf dem Spiel. Auch das südafrikanische Handelsministerium teilte mit, es wolle sich mit dem Fall beschäftigen.
Anleger greifen wieder zu
Steinhoff ist in Deutschland vor allem als Mutter der Möbelhauskette Poco bekannt. Trotz der Vorwürfe griffen Anleger bei den Unternehmenspapieren am Dienstag wieder zu. Die MDax-Aktie stieg den zweiten Tag infolge und kletterte zwischenzeitlich um 35,6 Prozent auf 79 Cent. Vergangene Woche hatten die Papiere noch 85 Prozent und damit 12,6 Milliarden Euro an Wert eingebüßt.
Derzeit ist das Unternehmen an der Börse noch mit rund 2,5 Milliarden Euro bewertet. Die Ratingagentur Moody's stufte die Papiere zuletzt von "B1" auf "Baa3" auf Ramschstatus herunter. Die seit dem Sommer börsennotierte Steinhoff-Tochter Steinhoff Africa Retail, an der der Mutterkonzern 80 Prozent hält, wird derweil auf dem Parkett mit umgerechnet 3,5 Milliarden Euro bewertet.
Gegen Steinhoff laufen in Deutschland bereits seit zwei Jahren Ermittlungen wegen möglicher Bilanzfälschungen. Der Konzern hatte die Veröffentlichung der Geschäftszahlen wegen der Vorwürfe zuletzt verschoben.
Quelle: ntv.de, chr/rts