Wirtschaft

Fahrerlose Busse bis 2047Studie: Autonomer ÖPNV würde Unmengen einsparen

15.11.2025, 10:47 Uhr
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Zahlreiche Pilotprojekte werden in begrenzten Gebieten getestet. (Foto: picture alliance/dpa)

Robobusse- und Taxis sind bisher nicht in Deutschland zugelassen. Das würde aber laut einer Studie den öffentlichen Nahverkehr aber aus seinen Finanzierungsproblemen heben. Die autonomen Fahrzeuge bergen nämlich enorme Einsparpotenziale.

Mit einer in großem Umfang autonom fahrenden Fahrzeugflotte im öffentlichen Nahverkehr (ÖPNV) in Deutschland könnten Bund und Länder einer Untersuchung zufolge viel Geld sparen. Das geht aus einer Analyse der Unternehmensberatung PwC und der Universität St. Gallen hervor, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Darin berechneten die Autoren unter anderem die Investitionskosten und Einsparpotenziale für ein Szenario, in dem bis 2047 rund 75 Prozent des ÖPNV mit autonom fahrenden Bussen betrieben wird.

Dafür müssten bis dahin knapp 85.300 fahrerlose Busse unterwegs sein: große Linienbusse für bis zu 60 Fahrgäste, die das Rückgrat der gesamten Flotte bilden würden; kleinere Busse für bis zu 16 Passagiere sowie sogenannte Robotaxis, wie es sie etwa in den USA und China schon länger gibt. Nicht berücksichtigt sind in dieser Zahl Fahrzeuge, die alte oder kaputte Busse ersetzen. Die Kosten dieses Hochlaufs belaufen sich in diesem Szenario auf rund 5,7 Milliarden Euro bis 2047.

Aktuell gibt es zahlreiche Pilotprojekte, in denen der Einsatz von autonom fahrenden Bussen meist mit kleineren Flotten in begrenzten Gebieten getestet wird. Auch hat die Bundesregierung einen Rechtsrahmen für vollautonomes Fahren in Deutschland geschaffen, der von Branchenfachleuten überwiegend positiv bewertet wird. Eine serienmäßige Zulassung für voll autonom fahrende Busse fehlt aber noch. Für den Fahrzeughersteller Holon gab es jüngst immerhin eine Genehmigung des Kraftfahrt-Bundesamts für den bundesweiten Testbetrieb seines Elektro-Shuttles "Holon urban".

Bis zu 80 Prozent einsparen

Den Investitionen stehen laut PwC erhebliche Einsparpotenziale für den Staat gegenüber. Schon 2035 könnte demnach ein optimierter Robobus pro Kilometer im besten Fall bis zu 80 Prozent an öffentlichen Zuschüssen einsparen im Vergleich zu einem herkömmlichen Linienbus, mindestens aber 40 Prozent - je nach verglichenem Fahrzeugtyp. Hauptgrund: Die Kosten für den Fahrer oder die Fahrerin fallen komplett weg. Auch bei der Produktion insbesondere von Robotaxis und kleineren Bussen könne eingespart werden: Es brauche keine Spiegel, Lenkräder oder Pedale mehr.

Für die Organisation des ÖPNV in Deutschland sind die Bundesländer verantwortlich. Zur Finanzierung erhalten sie vom Bund unter anderem sogenannte Regionalisierungsmittel. Diese belaufen sich im aktuellen Jahr auf rund 11,56 Milliarden Euro. Aus Sicht der Verkehrsunternehmen reicht diese Summe nicht aus, um allein das aktuelle Angebot bereitzustellen, geschweige denn, es auszubauen.

Bis zur Corona-Pandemie waren die Verkehrsunternehmen laut ihrem Branchenverband (VDV) dazu in der Lage, rund drei Viertel ihrer Betriebskosten selbst zu finanzieren, etwa über die Ticketverkäufe. Die verbleibenden 25 Prozent kamen demnach vom Staat. Mit der Pandemie und der Einführung des Deutschlandtickets - einem bundesweit gültigen Monatsabo für den ÖPNV - habe sich das Verhältnis nahezu umgekehrt: Inzwischen könnten nur noch 30 Prozent der Betriebskosten über die Ticketeinnahmen gedeckt werden, 70 Prozent kämen aus öffentlichen Mitteln.

Darin enthalten sei etwa der staatlich finanzierte Ausgleich für die Umsatzeinbußen, die den Unternehmen durch das Deutschlandticket entstehen. Das kostet Bund und Länder gemeinsam jedes Jahr zusätzlich drei Milliarden Euro. Mit einer weitgehend autonom fahrenden Busflotte könnten die öffentlichen Mittel laut PwC zumindest wieder auf unter 60 Prozent der ÖPNV-Betriebskosten gedrückt werden.

Quelle: ntv.de, raf/dpa

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