Wirtschaft

Verlust für freie Betreiber Tankstellen zahlen Rabatt auf eigene Rechnung

Viele freie Tankstellen hatten keine Wahl, als bei den Rabatten der großen Ketten sofort mitzuziehen.

Viele freie Tankstellen hatten keine Wahl, als bei den Rabatten der großen Ketten sofort mitzuziehen.

(Foto: IMAGO/Michael Gstettenbauer)

Es gibt keinen funktionierenden Wettbewerb unter deutschen Tankstellen? Zumindest zum Inkrafttreten des Steuerrabatts auf Benzin und Diesel überbieten sich die Betreiber mit Preissenkungen. Selbst wenn sie dadurch zeitweise Verluste hinnehmen müssen.

Es kam anders als manche Branchenvertreter angekündigt und die Medien erwartet hatten. Schon am frühen Morgen nach Inkrafttreten der temporären Energiesteuersenkung für Benzin und Diesel senkten die meisten Tankstellen ihre Preise kräftig. Viele Betreiber gaben den Steuerrabatt von 35 Cent pro Liter Superbenzin und 17 Cent für Diesel nahezu in voller Höhe weiter - beziehungsweise zahlten die Differenz aus eigener Tasche. Das dürfte vor allem für freie Tankstellenbetreiber schmerzhaft sein.

Hintergrund ist, dass die nun abgesenkte Energiesteuer beim Verkauf vom Hersteller des Kraftstoffs an die Tankstelle erhoben wird. Dabei ist es unerheblich, ob beide zum selben Konzern gehören oder in unterschiedlichem Besitz sind. Da der heute Morgen und teils auch noch in den kommenden Tagen an den Tankstellen verfügbare Sprit vor der Steuersenkung eingekauft wurde, wurde für ihn auch noch der volle Steuersatz abgeführt. Deshalb wurde erwartet, dass der Rabatt heute noch nicht an die Kunden weitergeben wird.

Für die Mineralölkonzerne, die große Teile des Tankstellenmarktes beherrschen, dürften die Einbußen durch eine zunächst auf eigene Rechnung übernommene Preissenkung nicht allzu groß sein, sagt der Sprecher des Tankstellen-Interessenverbands, Herbert Rabl. Er verweist darauf, dass die Unternehmen die Preise für Benzin und Diesel in den vergangenen Wochen noch einmal deutlich erhöht hatten. So würde der öffentlichen Erwartung Rechnung getragen, dass die Steuersenkungen weitergegeben werden. Unter anderem der Chef des Bundeskartellamts hatte am Vorabend des Inkrafttretens wiederholt, dass die Branche nach den erheblichen Preissteigerungen der vergangenen Monate "unter dem Brennglas" der Wettbewerbshüter handle.

Die Mineralöl- und Tankstellenkonzerne selbst halten sich bedeckt, was ihre Gründe hinter der schnellen Preisabsenkung angeht. Von der BP-Tochter Aral, zu der das größte Tankstellennetz in Deutschland gehört, heißt es auf ntv.de Anfrage, man äußere sich aus "(kartell)-rechtlichen Gründen" generell nicht zur Preisentwicklung. Konkurrent Total teilt lediglich mit, dass die Steuersenkung seit der Nacht zum 1. Juni an allen Stationen "auf Basis einer Unternehmensentscheidung" weitergegeben worden sei, um die Kunden "bestmöglich von der Senkung der Energiesteuer profitieren zu lassen".

Mehr zum Thema

Die Pächter der Marken-Tankstellen vor Ort hätten keinen Einfluss auf die Preise, betont ihr Verbandssprecher Rabl: "Die Preise werden in den Konzernzentralen gemacht und von dort direkt in die Kassensysteme übertragen. Die Pächter haben heute Morgen teilweise selbst verwundert aus dem Fenster auf die Anzeigetafeln ihrer Tankstellen gesehen." Die Pächter und auch die Eigentümer von Markentankstellen profitieren weder von Preissteigerungen, noch sind sie von der Preissenkung betroffen. Sie werden in der Regel mit einem Cent pro Liter verkauftem Benzin am Umsatz des jeweiligen Mineralölkonzerns beteiligt.

Kurzfristig heftige Verluste erleiden dagegen Betreiber freier Tankstellen. Aufgrund der Preissenkungen der Markenkonkurrenz waren sie großteils gezwungen, ebenfalls den Steuerrabatt sofort einzupreisen, obwohl sie noch voll versteuerten Kraftstoff weiterverkaufen. "Manche freien Tankstellen, die sonst immer ein paar Cent billiger sind, als die Markentankstellen in der Nachbarschaft, lagen heute Morgen plötzlich 30 Cent über deren Preis beim Super", sagt Rabl. Dann hatten die Betreiber natürlich keine Wahl, als nachzuziehen und den Verlust zu tragen.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen