Entspannung der Benzinkrise? Tankstellenverband widerspricht Regierung
01.10.2021, 00:34 Uhr
Die Tankstellen werden zwar beliefert, es kommt aber nicht genug.
(Foto: dpa)
Die Treibstoffkrise sei wieder "absolut unter Kontrolle", heißt es vonseiten der britischen Regierung. Das kann der Tankstellen-Verband nicht bestätigen. Nach wie vor säßen mehr als ein Viertel der Tankstellen auf dem Trockenen. Und das, obwohl Nachschub geliefert werde.
Der britische Tankstellen-Verband PRA sieht anders als die Regierung keine Entspannung in der Benzinkrise. Die Petrol Retailers Association (PRA) teilte am Donnerstag mit, 27 Prozent der Tankstellen hätten nach wie vor keinen Kraftstoff im Angebot. Das sei die gleiche Zahl wie am Vortag, sagte Verbandsleiter Gordon Balmer. An den Tankstellen, vor allem in London und Südengland, bildeten sich weiterhin lange Schlangen. Premierminister Boris Johnson sprach hingegen von einer Entspannung der Lage.
Der Chefsekretär des Finanzministeriums, Simon Clarke, erklärte gegenüber Sky News, dass "mehr Treibstoff an die Tankstellen geliefert als verkauft wird, sodass die Krise jetzt absolut wieder unter Kontrolle ist".
Verbandschef Balmer berichtete hingegen weiterhin von Engpässen: Seine Mitglieder erklärten ihm zwar, dass sie Treibstofflieferungen bekämen, diese aber aufgrund der beispiellosen Nachfrage schneller als üblich zur Neige gingen. "Es ist wichtig, daran zu erinnern, dass die Kraftstoffvorräte in den Raffinerien und Terminals normal sind, aber die Lieferungen nur wegen des Mangels an Lkw-Fahrern reduziert wurden", sagte Balmer weiter.
In den kommenden Tagen sollen Soldaten eingesetzt werden, um die Benzinkrise zu entschärfen. Die Regierung hatte am Montagabend den Einsatz des Militärs angeordnet. Seit vergangener Woche bildeten sich vor britischen Tankstellen lange Schlangen. Grund für das Chaos sind Lieferschwierigkeiten - dem Land fehlen infolge des Brexits und der Corona-Pandemie Zehntausende Lkw-Fahrer. Die Regierung dagegen macht vor allem Hamsterkäufe verantwortlich.
Quelle: ntv.de, ino/AFP