Gigafactory in Brandenburg Tesla-Fabrik könnte Trinkwasser gefährden
16.03.2021, 20:33 Uhr
In Grünheide sollen ab dem Sommer eine halbe Millionen E-Autos jährlich vom Band rollen.
(Foto: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild)
Für die Produktion seiner E-Autos im brandenburgischen Grünheide benötigt Tesla große Mengen Wasser. Der Chef des örtlichen Wasserverbandes befürchtet, dass die Trinkwasserversorgung der ganzen Region darunter leiden könnte. Tesla-Chef Musk will von den Problemen nichts wissen.
Die seit Monaten andauernde Debatte um den Wasserverbrauch des sich im Bau befindenden Tesla-Werks nahe Berlin geht weiter. "Die Trinkwasserversorgung wird geopfert auf dem Gabentisch der Wirtschaftspolitik", sagte der Chef des zuständigen Wasserverbandes Strausberg-Erkner, André Bähler, im ZDF. Er befürchte, dass es durch die Tesla Produktion im brandenburgischen Grünheide zu Einschränkungen beim Trinkwasser kommen werde. Die Fabrik soll im Juli die Produktion aufnehmen und pro Jahr bis zu 500.000 Fahrzeuge produzieren können. Tesla-Chef Elon Musk bestritt in einer Stellungnahme an den Sender mögliche Wasserprobleme. "Im Grunde sind wir nicht in einer sehr trockenen Region. Bäume würden nicht wachsen, wenn es kein Wasser gäbe", sagte Musk.
Tesla veranschlagt für seine Gigafactory bei voller Auslastung einen maximalen Wasserverbrauch von 1,4 Millionen Kubikmetern pro Jahr. Der Wert wurde durch Sparmaßnahmen um 30 Prozent gesenkt. Das ist der geschätzte Maximalbedarf unter ungünstigsten Konditionen, im regulären Betrieb soll der Verbrauch deutlich niedriger sein. Für das gesamte Areal, das Tesla mit der Zeit ausbauen könnte, setzte der Konzern einen theoretischen Höchstwert von 3,6 Millionen Kubikmetern Wasser pro Jahr an. Es ist allerdings unklar, ob er jemals erreicht wird.
Zudem berichtete das ZDF, dass die Investitionen für Teslas erstes europäisches Werk mittlerweile auf 5,8 Milliarden Euro angestiegen sein. "Die Größenordnung stimmt", sagte eine Sprecherin des Brandenburger Wirtschaftsministeriums auf Anfrage. Tesla selbst macht keine Angaben zur Höhe der Investitionen. Musk will auf dem Gelände auch die weltgrößte Batteriefabrik errichten. In Branchenkreisen ist von Investitionen in einem mittleren einstelligen Milliardenbereich noch ohne die Batteriefertigung die Rede.
Bürger fordern Einsicht in die Antragsunterlagen
Auch eine weitere Wasser-Debatte rund um das Werk rückte kürzlich in den Mittelpunkt. In einem offenen Brief an das Landesamt für Umwelt forderten drei Bürgervereine die Auslegung aktueller Antragsunterlagen. Dabei geht es darum, wie das Regenwasser von Dächern und gepflasterten Flächen der Fabrik im Boden versickern soll. Die Bürgervereine betonten, zahlreiche Anwohner nutzten Hausbrunnen zur Trinkwasserversorgung und wären betroffen, wenn sich der Grundwasserfluss verringere oder wenn Schadstoffe dorthin gelangten.
Nachdem Tesla zunächst ein großes Sammelbecken für Regenwasser geplant hatte, ist das Unternehmen nach Informationen aus Branchenkreisen von einem zentralen auf ein dezentrales Konzept zur Regenwasserversickerung umgestiegen - was auch Umweltverbände gefordert hätten. Dadurch seien die Umweltauswirkungen in der Summe noch einmal verbessert worden, hieß es. Vom Umweltministerium hieß es dazu, die Änderung des Antrags auf eine Erlaubnis für die Versickerung von Niederschlagswasser sei kein förmliches Verfahren mit Öffentlichkeitsbeteiligung.
Quelle: ntv.de, jhe/dpa