Wirtschaft

Bitcoin über 94.000 Dollar Trump nimmt Kryptobörse Bakkt ins Visier

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Donald Trump auf der Bitcoin-Konferenz in Nashville Ende Juli. Trump weiß, mit welchen Versprechen er die Kryptogemeinde umgarnen kann.

Donald Trump auf der Bitcoin-Konferenz in Nashville Ende Juli. Trump weiß, mit welchen Versprechen er die Kryptogemeinde umgarnen kann.

(Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS)

Trump heizt die Krypto-Rallye weiter an. Einem Bericht zufolge greift sein Medienkonzern TMTG nach der Krypto-Plattform Bakkt. Nicht nur die Bakkt-Aktie reagiert mit einem Kurssprung. Auch der Bitcoin markiert ein frisches Rekordhoch.

Bitcoin ist am späten Dienstagabend erstmals über die Marke von 94.000 Dollar geklettert. Rückenwind dürfte ein Bericht der "Financial Times" gegeben haben, wonach die Trump Media and Technology Group (TMTG) kurz vor der Übernahme der Kryptobörse Bakkt Holdings stehen soll. Der designierte US-Präsident Donald Trump ist mit knapp 53 Prozent an Trump Media beteiligt.

"Sollte der Deal zustande kommen, wäre das ein weiterer Vertrauensbeweis für die Branche", kommentiert Timo Emden vom Analysehaus Emden. Trumps Kehrtwende im Sommer vom Kryptogegner zum Kryptobefürworter befeuert seit Wochen die Krypto-Kurse. Nicht nur dem Bitcoin gab das Gerücht vom Montag zusätzlichen Schub.

Bakkt Holdings
Bakkt Holdings 14,70

Auch Trumps eigenes Unternehmen profitierte. Die Trump-Holding TMTG, die auch sein soziales Netzwerk Truth Social betreibt, reagierte auf die Nachricht mit einem Kursplus von rund 17 Prozent. Die Aktie ist seit Trumps Wahlsieg eine der meistgehandelten. Obwohl TMGT in diesem Jahr nur einen Umsatz von 2,6 Millionen Dollar gemeldet hat, wird das Unternehmen mit 6 Milliarden Dollar bewertet, was dem Management die Mittel für den Kauf anderer Unternehmen verschafft. Der Kursverlauf ist allerdings äußerst volatil. Laut FT versuchen vor allem Kleinanleger von den Kursschwankungen zu profitieren.

Die Aktie von Bakkt schaffte nach dem Gerücht kurzzeitig sogar ein Plus von mehr als 160 Prozent. Damit verdoppelte sich der Wert des Unternehmens binnen eines Tages auf gut 150 Millionen Dollar. Der Kaufpreis soll laut FT noch Verhandlungssache sein.

Wie viele Kryptoplattformen fristete Bakkt bis zu den Übernahmegerüchten ein Schattendasein. Laut LSEG Market Manager schreibt das Unternehmen rote Zahlen. Gründerin von Bakkt ist die Intercontinental Exchange (ICE), die Muttergesellschaft der New York Stock Exchange (NYSE). Sie hält bis heute die Mehrheit an der Kryptobörse. Bakkt verspricht Anlegern einen besonders einfachen Zugang zur Kryptowelt. Interessantes Detail: Laut Wall Street Online kennen sich Trump und Bakkt-Chefin Kelly Loeffler bereits aus seiner ersten Amtszeit.

Loeffler war zuvor Marketingchefin von ICE und während Trumps erster Amtszeit auch republikanische Senatorin für Georgia. Laut Wall Street online ist sie derzeit auch Co-Vorsitzende des Komitees, das Trumps Amtseinführung im Januar organisiert. Zumindest privat besteht die Verbindung zur NYSE-Mutter weiter: Loeffler ist mit Jeff Sprecher verheiratet, dem Gründer, Vorsitzenden und CEO von ICE.

"Entscheidender Katalysator für die Rally ist und bleibt die Aussicht auf ein kryptofreundliches US-Staatsoberhaupt und die damit im Zusammenhang stehende Hoffnung auf eine Lockerung der regulatorischen Daumenschrauben im kommenden Jahr", sagt Emden.

Trumps wachsendes Krypto-Engagement spaltet jedoch die Gemüter. Kritisch wird vor allem die Vermischung von Trumps Geschäftsinteressen mit seinem Amt als künftiger Präsident gesehen. Kommt es tatsächlich zum Einstieg bei Bakkt würde er seinen neuen Geschäftsbereich noch einmal deutlich verstärken. Nicht wenige Marktteilnehmer beobachten das mit wachsender Sorge. Als selbst ernannter "Krypto-Präsident" sind er und seine Söhne bereits Mitbegründer des Krypto-Startups World Liberty Financial. Trump trägt dort den Titel des "Chief Crypto Advocate". Dass die maßgeblichen Manager, Chase Herro und Zachary Folkman, weitgehend unbekannt sind, ließ selbst Krypto-Fans aufhorchen. Beide sitzen in Puerto Rico. Der Inselstaat in der Karibik lockt seit Jahren mit wenig Regulierung und geringen Steuern Kryptounternehmer an. Herro blickt auf eine turbulente Vergangenheit zurück und bezeichnete sich einst sogar selbst als "Drecksack des Internets".

Macht Trump wirklich ernst?

Trump hatte im Sommer eine bemerkenswerte Kehrtwende vollzogen. Hatte er vor Juli noch behauptet, Kryptowährungen seien "Betrug" und "potenziell katastrophal", erklärte er nach seiner 180-Gradwende, er werde die "Verfolgung" der Kryptoindustrie beenden.

Vor jubelndem Publikum auf der Bitcoin-Konferenz in Nashville, Tennessee, verkündete er im Sommer, dass "der Anti-Krypto-Kreuzzug von Joe Biden und Kamala Harris an dem Tag, an dem ich vereidigt werde, vorbei sein wird". Er stellte eines der größten Krypto-Projekte, eine staatliche Kryptowährungsreserve - ähnlich der Goldreserve - in Aussicht. Ferner kündigte er an, das Finanzministerium anzuweisen, von der Schaffung einer digitalen Zentralbankwährung abzusehen und stattdessen einen Bitcoin- und Krypto-Beirat einzurichten.

Spannend dürfte auch werden, ob er den SEC-Vorsitzenden Gary Gensler "am ersten Tag meiner Vereidigung"- also im Januar - feuert, so wie er tönte. Die SEC hatte die Kryptowährungsbranche unter Biden stark reguliert und dazu beigetragen, den FTX-Gründer Sam Bankman-Fried und den Binance-Gründer Changpeng Zhao hinter Gitter zu bringen. Genseler hatte Anfang des Jahres gesagt, Kryptowährungen seien "ein Bereich, in dem es von Betrug und Manipulation wimmelt".

Ob Trump seine Ankündigungen wirklich umgesetzt? Der Kryptoexperte Emden sieht das im Interview mit ntv.de skeptisch. "Das ist die große Frage." Einiges sei umsetzbar, aber das Risiko, das Trump mit seinen vielen Versprechungen eingehe, auch sehr hoch. "Meiner Meinung nach haben diese Wetten in den letzten Tagen ein bedenkliches Ausmaß angenommen. Die Kursrallye ist aktuell insbesondere psychologisch und zum Teil irrational getrieben. Ich glaube, hier ist sehr viel Gier im Spiel."

Quelle: ntv.de

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