Wirtschaft

Erfolglose Verhandlungen Tsipras bremst Varoufakis aus

"Ich heiße ihren Hass willkommen", twittert Griechenlands Finanzminister Yanis Varoufakis.

"Ich heiße ihren Hass willkommen", twittert Griechenlands Finanzminister Yanis Varoufakis.

(Foto: REUTERS)

Griechenlands Ministerpräsident Tsipras will die Verhandlungen um die Rettungsmilliarden zur Chefsache machen. Und wegen des Auftretens seines Finanzministers scheint der Widerstand der Gläubiger gegen diese Idee zu schwinden.

Griechenlands Premier Alexis Tsipras läuft die Zeit davon. Und so musste er nun Bundeskanzlerin Angela Merkel und Eurogruppenchef Jeroen Dijsselbloem angesichts der angespannten finanziellen Lage darum bitten, noch in dieser Woche einen EU-Gipfel einzuberufen. Berlin und Den Haag bestätigten lediglich, dass beide am Wochenende mit Tsipras telefoniert haben. Zum Inhalt der Gespräche wurde nichts veröffentlicht.

Bisher haben Merkel und Dijsselbloem einen Sondergipfel abgelehnt und damit an der Position der internationalen Gläubiger festgehalten, wonach der Streit im Rahmen der Eurogruppe verhandelt werden müsse. Doch nach dem erfolglosen Treffen der Euro-Finanzminister in Riga bleibt den Gläubigern womöglich gar nichts anderes übrig, als den Konflikt von den Staats- und Regierungschefs lösen zu lassen.

Denn Griechenlands Finanzminister Yanis Varoufakis gerät mit den anderen Ressortchefs regelmäßig aneinander. "Sie alle sind einstimmig in ihrem Hass gegen mich, und ich heiße ihren Hass willkommen", twitterte der Ökonom und zitierte damit den ehemaligen US-Präsidenten Franklin D. Roosevelt. Zuvor war kolportiert worden, Varoufakis sei in Riga von Amtskollegen als "Spieler", "Amateur" und "Zeitverschwender" kritisiert worden. Spaniens Ministerpräsident Mariano Rajoy sagte, niemand in der Eurozone hasse Griechenland oder Varoufakis. "Im Leben ist es sehr wichtig, auf seine Worte zu achten", so der Regierungschef in Richtung Athen.

Varoufakis ist in der Runde der Euro-Finanzminister isoliert. Während sich die Ressortchefs am vergangenen Samstag in Riga zu einem gemeinsamen Abendessen trafen, nahm der Grieche daran nicht teil. Er habe andere Pläne, ließ er ausrichten.

Auf die Frage, ob Varoufakis der richtige Mann für die Verhandlungen sei, sagte Dijsselbloem der niederländischen Zeitung "De Volkskrant": Es gebe hierbei viele Dinge, die über dessen Aufgabenbereich hinausgingen. "Es geht um den Haushalt und den Finanzsektor. Es geht aber auch um Privatisierungen, Arbeitsmarkt und Pensionen." Das könnte als ein Hinweis verstanden werden, dass die Gläubiger in Kürze direkt mit Tsipras verhandeln.

Varoufakis verliert Einfluss

Und auch der griechische Premier scheint seinen Finanzminister angesichts mangelnder Erfolge ausbremsen zu wollen. Ein hochrangiger griechischer Regierungsvertreter sagte der "Financial Times", das Treffen in Riga werde sehr wahrscheinlich dazu führen, dass Varoufakis an die Seite gedrängt werde. Tsipras und sein Vize Yannis Dragasakis würden eine stärkere Rolle übernehmen.

Varoufakis sei eine Bremse für die Syriza-Regierung geworden, zitiert die britische Zeitung einen weiteren Insider. Es sei aber unwahrscheinlich, dass Varoufakis sofort entlassen werde. Der Finanzminister werde erst fallengelassen, wenn sich Gläubiger und griechische Seite auf einen Deal geeinigt hätten, um das gegenwärtige Hilfsprogramm zu beenden, und bevor die Verhandlungen über ein neues Paket beginnen, so der Insider.

Derweil streuen griechische Regierungsvertreter in verschiedenen Medien die Meldung, dass Varoufakis weiterhin von Tsipras die volle Unterstützung bekomme. Zugleich wird das griechische Team jedoch umgebaut, das mit der Gläubigergruppe von EU-Kommission, Europäischer Zentralbank und Internationalem Währungsfonds verhandelt – und Varoufakis' Position wird dabei offenbar geschwächt. Er soll die Gruppe zwar weiterhin "leiten", doch einer seiner engsten Vertrauten muss das Team verlassen. Andere sollen dort mehr Einfluss bekommen, unter anderem Vize-Außenminister Euclid Tsakalotos. Der Ökonom ist offiziell bisher für die "wirtschaftlichen Außenbeziehungen" verantwortlich und soll die griechische Delegation nun "koordinieren".

Griechenland wartet auf die letzte Zahlung in Höhe von mehr als sieben Milliarden Euro aus dem aktuellen Hilfspaket. Die Gläubiger wollen das Geld erst freigeben, wenn Athen im Gegenzug vorher vereinbarte Reformen und Sparmaßnahmen umsetzt. Die bisher vorgelegte Liste war als unzureichend zurückgewiesen worden. Wie lange die griechische Regierung noch ihren Zahlungsverpflichtungen nachkommen kann, ist unklar. Allgemein wird davon ausgegangen, dass ihr ohne Hilfe das Geld spätestens im Juni ausgeht.

Quelle: ntv.de

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