Wirtschaft

Einigung auch mit GM UAW-Streik endet mit Rekordvereinbarungen

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Bis zu 45.000 Beschäftigte beteiligten sich an den Arbeitsniederlegungen der UAW.

Bis zu 45.000 Beschäftigte beteiligten sich an den Arbeitsniederlegungen der UAW.

(Foto: REUTERS)

Der lange Atem der Streikenden hat sich gelohnt: Nach sechs Wochen endet der Arbeitskampf in der US-Automobilindustrie. Nach Ford und Stellantis stimmt auch General Motors einem Kompromiss mit der Gewerkschaft UAW zu. Experten erwarten, dass der Verhandlungserfolg auf andere Branchen ausstrahlt.

Der historische zeitgleiche Streik gegen die drei großen US-Autobauer Ford, Stellantis und General Motors (GM) ist vorbei. Als letzter der "Detroit Three" erzielte GM eine vorläufige Einigung mit der Gewerkschaft United Auto Workers (UAW). Diese hatte sechs Wochen lang bis zu neun Betriebe der drei Konzerne gleichzeitig bestreikt und damit Rekordzahlungen für ihre Mitglieder ausgehandelt. Präsident Joe Biden begrüßte den Ausgang. "Diese Rekordvereinbarungen sind eine Belohnung für die Beschäftigten in der Automobilindustrie, die während der Finanzkrise vor mehr als einem Jahrzehnt viel aufgegeben haben, um die Branche am Leben zu erhalten."

Die UAW handelte bei GM ein ähnliches Paket aus wie zuvor bei den anderen beiden Autobauern. Das Gehalt für erfahrene Arbeiter in der höchsten Gruppe steigt dabei um 33 Prozent. Wie die Nachrichtenagentur Reuters von zwei Insidern erfuhr, stiegen damit die Personalkosten für GM um sieben Milliarden Dollar über einen Zeitraum von 4,5 Jahren. Die Nachrichtenagentur Bloomberg hatte gemeldet, die Einigung enthalte eine 25-prozentige Erhöhung des Stundenlohns und einen Inflationsausgleich.

Der Gewerkschaft zufolge sollen die Arbeiter ihren Streik beenden, noch während der neue Vertrag ratifiziert wird. "Wir freuen uns darauf, dass alle Mitarbeiter in allen unseren Betrieben wieder an die Arbeit gehen", erklärte GM-Chefin Mary Barra. Stellantis hatte einer Lohnerhöhung um 25 Prozent über eine Laufzeit von viereinhalb Jahren zugestimmt. Der Chrysler-Mutterkonzern sagte außerdem 19 Milliarden Euro an Investitionen in den USA und 5000 zusätzliche Arbeitsplätze zu. Stellantis verhinderte auch in Kanada einen Streik durch einen Tarifkompromiss. Bei Ford belaufen sich die Tariferhöhungen über die gesamte Vertragslaufzeit auf 33 Prozent.

Für die Gewerkschaft ist es nach Einschätzung von Experten ein wichtiger Erfolg, nachdem die UAW nach der Finanzkrise 2008 große Zugeständnisse gemacht hatte und die Löhne über lange Zeit stagnierten. Fast 50.000 der knapp 150.000 Gewerkschaftsmitglieder bei den drei Autokonzernen ließen die Arbeit in etlichen Montagewerken und Ersatzteil-Lieferzentren ruhen. Mangels Nachschub oder Abnehmern waren auch weitere Fabriken oder Zulieferer betroffen. Bereits der Arbeitskampf kostete die "Detroit Three" und ihre Zulieferer Milliarden.

Deutsche Autobauer ohne Gewerkschaften

Die Unternehmen befürchten, durch steigende Arbeitskosten im Konkurrenzkampf mit Tesla oder Toyota, die keine Tarife mit der UAW aushandeln, benachteiligt zu werden. Gewerkschaftsfrei sind auch die Werke der deutschen Autobauer Volkswagen, Mercedes-Benz und BMW. Sie sind in südlichen US-Bundesstaaten angesiedelt, wo Gewerkschaften einen schweren Stand haben. Mehrere Anläufe der UAW scheiterten, bei Abstimmungen zur Aufnahme von Tarifgesprächen bei VW und Mercedes die Mehrheit der Mitarbeitenden zu gewinnen.

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Experten erwarten, dass der Verhandlungserfolg der UAW auf andere Branchen ausstrahlt. Die Bezahlung der Beschäftigten in tariffreien Unternehmen liegt phasenweise sogar über denen von tariftreuen Arbeitgebern. In den vergangenen 40 Jahren hat sich der gewerkschaftliche Organisationsgrad der Arbeitnehmer in den USA nach Daten des Economic Policy Institute etwa halbiert auf elf Prozent. Nach Einschätzung von John Logan von der San Francisco State University könnte der UAW-Tarifabschluss der Gewerkschaft das Erobern bisher tariffreier Firmen erleichtern. "Den großen Drei wäre es recht, dass die UAW Tesla organisiert", sagte er. Das ließ die Gewerkschaft zuletzt auch schon anklingen. Bei der nächsten großen Tarifrunde 2028 werde man nicht nur mit den "Großen Drei", sondern den "Großen Fünf" oder "Großen Sechs" verhandeln.

Einer Reuters-Umfrage zufolge fand der UAW-Streik in der US-Bevölkerung große Unterstützung. Unzufriedenheit der Beschäftigten mit ihrer Bezahlung angesichts von Rekordgewinnen trugen dazu bei, dass Unternehmen Zugeständnisse machten, wie Marcos Feldman, Forscher einer arbeitnehmernahen Stiftung erklärte. Auch beim Paketdienstleister UPS oder dem Baumaschinenhersteller Caterpillar setzten sich Gewerkschaften durch. "Die gewerkschaftlichen Bemühungen sind die aggressivsten, die es je gab", sagte Feldman. Jetzt komme es darauf an, sie zu festigen und zu institutionalisieren.

Quelle: ntv.de, ino/rts

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