Anstieg schwächt sich weiter ab US-Inflation könnte Fed-Zinspolitik auf Zielgerade schicken
12.01.2023, 17:13 Uhr
Die Fed könnte den Pfad der Zinsanhebungen schon absehbar verlassen.
(Foto: REUTERS)
Zum sechsten Mal infolge sinkt der Preisanstieg in den USA. Erste Analysten sehen die Zielmarke von zwei Prozent bereits zur Jahresmitte greifbar. Dies könnte dann das Ende der Zinserhöhungen durch die Notenbank Fed bedeuten.
Der Anstieg der Preise in den Vereinigten Staaten schwächt sich weiter ab und bietet der Notenbank Spielraum für eine weniger aggressive Zinspolitik. Die Teuerungsrate für Waren und Dienstleistungen fiel im Dezember auf 6,5 von 7,1 Prozent im November, wie das Arbeitsministerium in Washington mitteilte, und lag damit auf dem Niveau der Expertenprognosen. Es ist bereits der sechste Rückgang in Folge und nährt Hoffnungen, dass die Inflationswelle abebbt.
"Der Rückgang der Inflationsrate war keine Eintagsfliege und wird voranschreiten. Im Juni könnte erstmals seit mehr als zwei Jahren wieder die Zwei vor dem Komma auftauchen", sagte Ökonom Bastian Hepperle von der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank. Damit würde sich die Teuerungsrate der Marke nähern, die sich die Notenbank Federal Reserve als Zielpunkt für Preisstabilität gesetzt hat.
Die Zentralbank hatte den Leitzins im Dezember um einen halben Prozentpunkt auf die neue Spanne von 4,25 bis 4,50 Prozent angehoben. Die Währungshüter sehen mittlerweile erhebliche Fortschritte beim Eindämmen des Preisauftriebs und wollen einen weniger aggressiven Kurs steuern. An den Terminmärkten verstärkten die Inflationsdaten die Erwartung, dass die Fed den Leitzins Anfang Februar nur noch um einen Viertelprozentpunkt anheben wird.
"Für die Fed ist die Inflationsentwicklung ein wahrer Segen", urteilt VP Bank-Chefökonom Thomas Gitzel. Die Leitzinsen seien im vergangenen Jahr deutlich erhöht worden, und nun seien die Inflationsraten im deutlichen Sinkflug. "Mehr kann sich eine Notenbank kaum wünschen, wenngleich der Einfluss der Fed auf die Inflationsentwicklung bislang eher gering ausfällt." Der Rückgang der Teuerungsraten sei vor allem den geringeren Energiepreisen und Corona-Sondereffekten zuzuschreiben.
Gitzel erwartet, dass die Fed ihre Zinsen bei den nächsten Sitzungen um je 25 Basispunkte anheben, aber ab Mai von weiteren Zinsschritten absehen wird. "Zu diesem Zeitpunkt werden die Leitzinsen über der Inflationsrate liegen. Ein positiver realer Leitzins dürfte das Ende des geldpolitischen Straffungszyklus markieren", kalkuliert er.
Investoren nahmen die Inflationsdaten mit Zurückhaltung auf. Die europäischen Börsen schränkten ihre Gewinne ein. Der DAX und der EuroStoxx50 lagen rund ein halbes Prozent im Plus nach Gewinnen von knapp einem Prozent vor der Veröffentlichung. Die Futures für die wichtigsten US-Indizes begaben sich dagegen auf Richtungssuche und lagen zwischen 0,2 Prozent im Minus und 0,2 Prozent im Plus.
Quelle: ntv.de, jwu/rts