Wachstumsprognosen kassiert Weltbank: Wirtschaft nahe an Rezession
10.01.2023, 18:34 Uhr Artikel anhören
Rund um den Globus wird sich nach Einschätzung der Weltbank das Wirtschaftswachstum deutlich verlangsamen. Jeder unerwartete Schock könne zu einer Rezession führen. Vor allem auf die ärmeren Länder kämen harte Zeiten zu. Die Ökonomen befürchten, dass es bis zu einer Verbesserung dauern könne.
Die Weltbank in Washington erwartet in diesem Jahr wegen hoher Inflationsraten, steigender Zinsen und als Folge des russischen Angriffs auf die Ukraine einen deutlichen und lang anhaltenden weltweiten Wirtschaftsabschwung. "Das globale Wachstum hat sich so weit verlangsamt, dass die Weltwirtschaft gefährlich nahe an einer Rezession ist", erklärte sie in ihrem jüngsten Bericht. Die Experten senkte ihre Prognose von bislang 3,0 auf nur noch 1,7 Prozent. Abgesehen von den Krisenjahren 2009 und 2020 wäre das der niedrigste Wert seit fast drei Jahrzehnten. Die vorherige Prognose der Finanzorganisation stammt aus dem Juni. Im nächsten Jahr wird sich der Prognose zufolge zwar eine wirtschaftliche Erholung zeigen. Sie werde mit 2,7 Prozent aber vergleichsweise bescheiden ausfallen.
"Ich bin zutiefst besorgt, dass die Verlangsamung andauern könnte", sagte Weltbank-Chef David Malpass. In praktisch allen Regionen der Welt werde das Pro-Kopf-Einkommen langsamer wachsen als in den der Zeit vor der Corona-Pandemie, heißt es in dem Bericht "Global Economic Prospects". Die Entwicklung werde besonders Entwicklungsländer hart treffen, so Malpass. "Es besteht eine verheerende Diskrepanz zwischen den Regionen, die umfangreiche neue Investitionen benötigen, um die wachsende Bevölkerung zu versorgen, und den tatsächlichen Investitionsströmen", mahnte er.
Für die Industrienationen erwartet die Weltbank eine spürbare Abkühlung. Die Experten sprachen von einer fragilen Situation. Jeder unerwartete Schock könne zu einer globalen Rezession führen. Als mögliche Beispiele dafür wurden neue geopolitische Spannungen oder ein Wiederaufflackern der Corona-Pandemie genannt.
Für China - die zweitgrößte Volkswirtschaft - sagt die Weltbank dieses Jahr ein Wachstum von 4,3 Prozent voraus. Das sind 0,9 Punkte weniger als noch im Juni erwartet. Im vergangenen Jahr lag die Wachstumsrate bei 2,7 Prozent, der zweitniedrigste Wert seit Mitte der 1970er Jahre. Verantwortlich dafür waren neben der strikten Corona-Politik Verwerfungen auf den Immobilienmärkten des Landes und ein schwacher Konsum. Für die USA erwartet die Weltbank ein geringes Wachstum von 0,5 Prozent, für die Eurozone gar wegen der Energiekrise ein Nullwachstum.
Quelle: ntv.de, jwu/rts/AFP/dpa