Kleines Geld zum hohen PreisTrump schafft den Penny ab - kann das ein Vorbild für Europa sein?
Laura Stresing
Die US-Regierung unter Donald Trump schafft den Penny ab und verweist dabei auf hohe Produktionskosten. Auch in Europa kostet die Herstellung von Ein- und Zwei-Cent-Münzen mehr, als das Kleingeld wert ist.
"Wer den Pfennig nicht ehrt, ist des Talers nicht wert", heißt es im Volksmund - oder auch in Donald-Duck-Comics. In den USA sieht die Wirklichkeit längst anders aus: Die kleinsten Dollar-Münzen, auch Pennys genannt, liegen meist achtlos und ungenutzt herum, weil sie fast nichts wert sind. Donald Trump regt das schon lange auf. "Viel zu lange haben die Vereinigten Staaten Pennys hergestellt, die uns sprichwörtlich mehr als zwei Cent kosten. Das war so verschwenderisch!", beschwerte sich der US-Präsident bereits im Februar auf seiner eigenen Social-Media-Plattform "Truth Social" und kündigte an, den Penny abzuschaffen.
In dieser Woche vermeldete das US-Finanzministerium schließlich den Vollzug: Nach mehr als 230 Jahren der Münzproduktion wurden in der US-Zentralbank feierlich die letzten Ein-Cent-Münzen geprägt. Laut dem US-Finanzministerium sollen durch den Stopp der Münzproduktion etwa 56 Millionen US-Dollar an Materialkosten eingespart werden. Einen Penny herzustellen kostete zuletzt fast 3,7 Cent.
In diesen Ländern sind Ein-Cent-Münzen überflüssig
Auch im Euroraum wird die Diskussion längst geführt: Etwa 1,65 Cent fließen in die Herstellung einer Eurocent-Münze, also mehr, als das Geldstück wert ist. Bereits Anfang 2020 legte die EU-Kommission deshalb einen Entwurf vor, wie man sich der kleinen Stahlmünzen mit Kupferauflage entledigen könnte. Finnland und die Niederlande sind hier Vorreiter. Dort werden Beträge schon seit Anfang der 2000er so gerundet, dass im Alltag auf Ein- und Zwei-Cent-Münzen verzichtet werden kann. Belgien, Irland und Italien haben ab 2014 nachgezogen.
Deutschland gilt zwar als das Land der Pfennigfuchser. Inzwischen spricht sich aber auch die Bundesbank für Rundungsregeln aus, um die Zahl der Cent-Münzen zu begrenzen. Laut der jüngsten Eurobarometer-Umfrage wäre sogar eine knappe Mehrheit (53 Prozent) der deutschen Bevölkerung dafür. Im gesamten Euroraum liegt die Zustimmung bei 61 Prozent.
Weil die meisten Verbraucherinnen und Verbraucher mehr von dem Wechselgeld erhalten, als sie wieder ausgeben, müssen die Münzstätten der Länder permanent für Nachschub sorgen. Allein zwischen 2002 und 2013 mussten die EU-Länder rund 1,4 Milliarden Euro für die Produktion aufbringen.
Produktion der Münzen kostet jedes Jahr Millionen
Am Ende verschwindet das Kleinstgeld oft ungenutzt in Hosentaschen, Sofaritzen und Sparschweinen oder Gläsern. Mit der Zeit kommen immer mehr Ein- und Zwei-Cent-Münzen in Umlauf. Laut den aktuellen Zahlen der Europäischen Zentralbank kursieren im Euroraum derzeit mehr als 40 Milliarden Ein-Cent-Stücke, das entspricht mehr als einem Viertel aller Euromünzen. Dabei machen die europäischen Pennys aber nur etwas mehr als ein Prozent des Gesamtwerts beim Kleingeld aus.
Mit der Abschaffung der Ein- und Zwei-Cent-Münzen könnte Deutschland jährlich Kosten in Millionenhöhe einsparen, sagen die Befürworter einer Rundungsregel. Doch es gibt auch gute Argumente dafür, die Kleinstbeträge zu bewahren. Im Einzelhandel etwa kommt es durchaus auf die Centbeträge an - ein Preisschild mit 99 Cent sieht einfach attraktiver aus als ein glatter Eurowert.
Auch in den USA äußern viele Besorgnis darüber, wie sich Trumps Penny-Bann auswirken könnte. Zwar bleiben die Ein-Cent-Münzen weiterhin im Umlauf - etwa 300 Milliarden Stück soll es noch geben. Menschen können damit immer noch bezahlen. Verlorenes Geld wird jedoch nicht mehr ersetzt. Schon jetzt weisen Geschäfte zum Teil auf einen "Penny-Mangel" hin und Wirtschaftsexperten warnen, dass die Abschaffung der Ein-Cent-Münze zum Inflationstreiber werden könnte, wenn der Einzelhandel seine Preise demnächst auf Fünferschritte anpasst - und dabei "vergisst", gelegentlich auch abzurunden.