Angriffe auf Raffinerien Ukrainische Drohnen kosten Russland 600.000 Barrel Öl pro Tag
19.03.2024, 16:30 Uhr Artikel anhören
Eine Drohne schlug in einer Raffinerie im russischen Rjasan ein.
(Foto: picture alliance/dpa/TASS)
Russlands Wirtschaft ist trotz Sanktionen widerstandsfähig. Eine besondere Taktik der Ukraine macht dem riesigen Land jedoch zu schaffen: Drohnenangriffe auf Ölraffinerien. Die hinterlassen nachhaltig Schaden. Russland verliert einer Analyse zufolge Hunderttausende Barrel raffinierten Öls - pro Tag.
Die ukrainischen Drohnenangriffe auf russische Ölraffinerien in den letzten Wochen haben die russische Wirtschaft rund 600.000 Barrel raffiniertes Öl täglich gekostet. Die berichtet Torbjorn Tornquist, Leiter der Gunvor Group, eines internationalen Handelsunternehmens für Rohstoffe, in einem Interview mit Bloomberg am Montag. Die Gunvor Group war vor der Invasion Russlands in die Ukraine ein wichtiger Händler für russisches Erdöl, zog sich aber im Frühjahr 2022 aus dem Handel zurück.
Die Ukraine griff in den letzten gut zwei Wochen ganz gezielt die russische Ölindustrie mit Drohnen an. Attacken auf mindestens acht Raffinieren oder Tanklager sind bis zum Beginn der Woche dokumentiert. Eine Quelle berichtet der "Ukrainska Prawda" sogar von zwölf Anlagen. Dort schlugen jeweils eine oder mehrere Kamikaze-Drohnen ein und verursachten teils erheblichen Schaden. Es entstanden meist großflächige Brände, die die Feuerwehren stundenlang forderten. Dabei wurden nicht nur grenznahe Standorte attackiert, sondern auch Anlagen, die teils Hunderte Kilometer entfernt sind.
Nach Angaben von Bloomberg stiegen die Diesel-Futures infolgedessen viermal in Folge, bei Benzin gab es gar sechs Anstiege hintereinander. "Das ist bedeutsam, weil es natürlich sofort die Destillatexporte treffen wird", sagte Tornqvist Bloomberg. Das werde die Exporte um einige Hunderttausend Barrel verringern, so Tornqvist weiter.
JPMorgan Chase & Co geht in seinen Schätzungen sogar noch weiter. Sie vermutet, dass die Kapazitäten der russischen Ölraffinerien durch die Attacken und die daraus folgenden Ausfälle pro Tag um 900.000 Barrel schrumpfen könnten, so Bloomberg.
Dass die Angriffe tatsächlich bleibenden Schaden hinterlassen haben könnten, machten Erwägungen des Kremls deutlich. So berichtete Reuters, dass ein Sprecher des russischen Energieministeriums einen besseren Schutz der Energieinfrastruktur des Landes mithilfe von Raketensystemen plane. Im Interview mit ntv.de erklärt Oberst Markus Reisner, dass 10 bis 15 Prozent des russischen Raffineriepotenzials getroffen worden sein könnten. Eine Folge zeige sich in der Rationierung von Treibstoff, die in Russland bereits verhängt wurde. Sollte der Kreml tatsächlich Raketenabwehrsysteme in der Nähe von Raffinerien platzieren, könnten diese wiederum an der Front fehlen, so Reisner. Dies könnte der Ukraine einen Vorteil bringen, sollte diese bald F-16-Kampfjets geliefert bekommen und gegen russische Stellungen einsetzen.
Quelle: ntv.de, als