Wirtschaft

EFSA-Studie sorgt für Diskussion Umwelthilfe klagt gegen Glyphosat-Zulassung

00:00
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Mehr Infos
Glyphosat sei wie kein anderes Produkt dafür verantwortlich, dass Insekten und Vögel aus der Kulturlandschaft verschwänden, so DUH-Geschäftsführer Resch.

Glyphosat sei wie kein anderes Produkt dafür verantwortlich, dass Insekten und Vögel aus der Kulturlandschaft verschwänden, so DUH-Geschäftsführer Resch.

(Foto: picture alliance / Fotostand)

Nach dreijähriger Analyse erklärt die EU-Behörde EFSA den umstrittenen Wirkstoff Glyphosat für weitgehend unbedenklich. Die Studie lässt jedoch einen wesentlichen Aspekt aus, mahnt Agrarminister Özdemir. Auch die DUH warnt vor erheblichen Risiken für Mensch und Umwelt und erhebt Klage.

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) und die Verbraucherorganisation Foodwatch haben Klage gegen die Zulassung eines Unkrautvernichtungsmittels mit dem umstrittenen Wirkstoff Glyphosat vor dem Verwaltungsgericht im niedersächsischen Braunschweig eingereicht. Wie die DUH in Berlin mitteilte, richtet sich die Klage gegen den Unkrautvernichter Roundup des zum Bayer-Konzern gehörenden US-Herstellers Monsanto. Glyphosat wirke "extrem schädlich auf die Artenvielfalt".

Die DUH erklärte weiter, glyphosathaltige Pflanzenschutzmittel wie Roundup PowerFlex "vernichten nahezu alle wildwachsenden Pflanzen auf Äckern". Es fehlten Nahrungsquellen für blütenbesuchende Insekten und in der Folge auch für Vögel. Der Stoff gelange zudem "in erheblichem Ausmaß" in Böden und Gewässer und werde sogar in der Luft gemessen.

Krebserregende Wirkung?

"Unsere Klage auf Aberkennung der Zulassung von Roundup PowerFlex ist ein wichtiger Schritt in unserem Kampf gegen hochtoxische Pestizide", erklärte DUH-Geschäftsführer Jürgen Resch. Glyphosat sei wie kein anderes Produkt dafür verantwortlich, dass Insekten und Vögel aus der Kulturlandschaft verschwänden. Foodwatch-Expertin Annemarie Botzki ergänzte: "Glyphosat ist nicht nur ein Risiko für Konsumentinnen und Konsumenten, sondern gefährdet auch die Artenvielfalt auf unseren Feldern."

Roundup steht seit Langem in der Kritik, wird in der Landwirtschaft aber weltweit trotzdem eingesetzt. In Europa konzentriert sich die Debatte insbesondere auf eine mutmaßliche krebserregende Wirkung des Stoffes. Untersuchungen unter anderem der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatten dies nahegelegt. Die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) kam im vergangenen Jahr indessen zu dem Schluss, dass Glyphosat die wissenschaftlichen Kriterien für eine Einstufung als krebserregender, erbgutverändernder oder fortpflanzungsgefährdender Stoff nicht erfüllt.

EFSA-Analyse nicht abschließend

Vor rund drei Wochen gab die für Lebensmittelsicherheit zuständige EU-Behörde EFSA bekannt, dass sie keine wissenschaftlichen Einwände gegen eine Verlängerung der Zulassung für Glyphosat sieht. Sie habe bei der Risikobewertung "keine kritischen Problembereiche ermittelt, die in Bezug auf das von ihm ausgehende Risiko für Mensch und Tier oder die Umwelt Anlass zu Bedenken geben", teilte die Behörde damals mit. Die Ergebnisse sind auf der Internetseite der Behörde seit diesem Mittwoch einsehbar, wie die EFSA auf Anfrage mitteilte.

Mehr zum Thema

Gleichwohl konnten die EFSA-Untersuchungen in einigen Bereichen nicht abgeschlossen werden, weil relevante Daten fehlten. Dies betrifft der Behörde zufolge mögliche Risiken für die Ernährung der Verbraucher und für Wasserpflanzen. Auch die Auswirkungen auf die Artenvielfalt hätten noch nicht abschließend bewertet werden können, erklärte die Behörde. Damit lasse die Analyse einen wesentlichen Aspekt aus, kritisierte auch Bundesagrarminister Cem Özdemir. "Das ist wie wenn Sie ein Fahrzeug fahren und auf alles testen, außer auf die Bremse", so der Grünen-Politiker.

Unmittelbar nach Bekanntgabe der EFSA-Entscheidung hatten die DUH und Foodwatch angekündigt, in Deutschland gegen die Zulassung von Roundup zu klagen. Glyphosatprodukten dürfte nicht länger erlaubt sein.

Quelle: ntv.de, lno/dpa/AFP

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen