Verkauf für 520 Millionen Euro Unilever zieht in Russland den Stecker
10.10.2024, 15:09 Uhr Artikel anhören
Erst im vergangenen Monat soll Unilever einem Bericht zufolge die Genehmigung zum Verkauf bekommen haben.
(Foto: picture alliance / Daniel Kalker)
Nach Dauerkritik aus dem Westen und der Genehmigung der russischen Regierung verkauft Unilever seine Vermögenswerte an die russische Arnest Group. Hinter dem Unternehmen steckt Alexei Sagal - es ist nicht der erste Deal, bei dem der Industrielle bei westlichen Vermögenswerten zugreift.
Unilever hat sich endgültig aus Russland verabschiedet. Wie der britische Konsumgüterkonzern mitteilte, hat er den Verkauf seiner dortigen Tochter an die Arnest Group, einen russischen Hersteller von Parfum, Kosmetika und Haushaltsprodukten, abgeschlossen. Der Verkauf umfasste das komplette Geschäft samt vier Fabriken sowie die Aktivitäten im benachbarten Belarus. Details nannte Unilever nicht. Laut Informationen der "Financial Times" sollen 520 Millionen Euro geflossen sein.
Erst im vergangenen Monat hat Unilever einem Bericht der Wirtschaftszeitung RBC zufolge die Genehmigung der russischen Regierung zum Verkauf von Vermögenswerten bekommen. Der Kreml verlangt einen Nachlass von mindestens 50 Prozent auf Exit-Geschäfte mit Unternehmen aus Ländern, die er als "unfreundlich" bezeichnet. Gemeint sind damit Länder, die Sanktionen gegen Russland nach dem Einmarsch in der Ukraine verhängt haben - darunter Großbritannien. Hinzu kommt eine "Ausstiegssteuer" von mindestens 15 Prozent.
Die anhaltende Geschäftstätigkeit von Unilever in Russland sorgte zuletzt immer mehr für Kritik. Dabei war es der Konsumgüterkonzern, der im März 2022 als erstes großes europäisches Unternehmen die Importe nach und die Exporte aus Russland eingestellt hatte. Unilever hatte zuvor aber nicht angedeutet, dass es einen Rückzug aus dem russischen Markt plant.
"Im vergangenen Jahr haben wir das Geschäft von Unilever Russland sorgfältig auf einen möglichen Verkauf vorbereitet. Diese Arbeit war sehr komplex und umfasste die Trennung von IT-Plattformen und Lieferketten sowie die Umstellung der Marken auf das kyrillische Alphabet", zitiert die Nachrichtenagentur Reuters Konzernchef Hein Schumacher aus einer Erklärung. Der Abschluss des Verkaufs beende die Präsenz von Unilever Russland in dem Land, fügte er hinzu.
Entgangene Einnahmen
Seit Moskaus Einmarsch in der Ukraine hat die Arnest Group bereits die lokalen Vermögenswerte des US-amerikanischen Dosenherstellers Ball Corp, der niederländischen Brauerei Heineken und des schwedischen Kosmetikkonzerns Oriflame erworben. Das Unternehmen gehört dem russischen Industriellen Alexei Sagal. Die Geschäfte haben ihn der "Financial Times" zufolge zu einem der Hauptnutznießer der größten Umverteilung von Vermögenswerten in Russland seit dem Fall der UdSSR gemacht. Sagal hat die Vermögenswerte oft mit hohen Abschlägen erworben. Heineken verkaufte sein Geschäft an Arnest etwa für einen symbolischen Preis von einem Euro - der Bierbrauer machte 300 Millionen Euro Verlust.
Die Abwanderung von Firmen aus Russland hat ausländische Unternehmen laut einer Reuters-Analyse vom März mehr als 107 Milliarden Dollar an Abschreibungen und entgangenen Einnahmen gekostet. Danone teilte Anfang des Jahres mit, dass es die behördliche Genehmigung erhalten habe, seine russischen Vermögenswerte zu veräußern. Der Verlust: 1,3 Milliarden Dollar.
Quelle: ntv.de, jki