"Gehaltsfreeze" und Boni-KürzungVW-Mitarbeiter vor schmerzhaften Gehaltseinschnitten

Vom Tarifbeschäftigten bis zum Vorstandsmitglied werden die meisten VW-Angestellten im kommenden Jahr spürbar weniger Geld im Portemonnaie haben. Der Autobauer will sein jahrzehntealtes Gehaltsgefüge reformieren – und Milliarden beim Personal einsparen.
Zehntausende Beschäftigte haben im Rahmen des historischen Spar- und Restrukturierungskurses bei VW schon zugestimmt, den Autobauer zu verlassen. Den verbleibenden der insgesamt mehr als 130.000 Mitarbeitern in Deutschland besteht ein finanziell ernüchterndes neues Jahr bevor. 2026 müssen nahezu alle Gehaltsgruppen Einbußen oder zumindest eine Nullrunde hinnehmen. Unternehmensintern ist laut einem "Handelsblatt"-Bericht von einem "Gehaltsfreeze" für die Tarifbeschäftigten die Rede.
Die Maßnahme ist Teil der von Konzernführung und der Gewerkschaft IG Metall vor einem Jahr ausgehandelten Vereinbarung "Zukunft Volkswagen". Im Rahmen des Kompromisses konnte eine befürchtete Schließung mehrerer VW-Werke in Deutschland abgewendet werden. Dafür stimmte die Gewerkschaft nicht nur dem sozialverträglichen Abbau von 35.000 Stellen zu, sondern auch einer grundlegenden Überarbeitung des jahrzehntealten Gehaltsgefüges.
Für das kommende Jahr wurde nicht nur ein Verzicht auf eine Tariferhöhung vereinbart. Auch Umstufungen von Beschäftigten in höhere Gehaltsgruppen soll es nicht geben. Andere Regelungen bedeuten teils kräftige Einschnitte. So wird die bisherige Zahlung der Gewinnbeteiligung im Mai 2026 und auch 2027 für die Tarifbeschäftigten entfallen, ebenso wie ein bislang gezahltes erhöhtes Urlaubsentgelt von knapp 2300 Euro. Sonderzahlungen für langjährige Betriebszugehörigkeit, sogenannte Jubiläumsgratifikationen, werden deutlich gesenkt. Auch Boni, die in der höchsten Tarifstufe gezahlte werden, werden spürbar reduziert.
Ab 2027 sind Gehaltserhöhungen zwar wieder möglich. Doch der Spardruck wird bleiben. Erklärtes Ziel der Neuordnung ist nicht nur eine Anpassung und Vereinfachung des komplexen Entgeltsystems, sondern auch die Lohnkosten im Tarifbereich um rund sechs Prozent zu senken.
Aber nicht nur die Tarifbeschäftigten bekommen den Sparkurs im nächsten Jahr im Portemonnaie zu spüren. Die rund 4000 Manager müssen 2026 auf einen erheblichen Teil ihrer Boni verzichten, so dass ihr Gehalt um acht bis zehn Prozent zurückgehen wird. Anfang dieses Jahres sprach VW von einem Beitrag von rund 300 Millionen Euro zu den Sparbemühungen durch das Management.
Die Unternehmensspitze will sich laut Konzernangaben "überproportional" im Verzicht üben. Den Vorstandsmitgliedern wird, wie schon im laufenden Jahr, auch 2026 das Gehalt um elf Prozent gekürzt. Berichten zufolge, stehen variable Entgeltbestandteile derzeit auf der Kippe.
Die gesamte Sparanstrengungen sollen VW bis zum Jahr 2029 wieder international wettbewerbsfähig machen. Das bedeutet, dass die Kernmarke des Konzerns eine Rendite von 6,5 Prozent des Umsatzes erwirtschaften soll. Dazu soll die Produktionskapazität in Deutschland deutlich reduziert und Kosten von vier Milliarden Euro jährlich eingespart werden. 1,5 Milliarden davon sollen sich auf die Personalkosten entfallen.