Ersteinsatz für neue Plattform VW lastet Stammwerk mit E-SUV Tiguan aus
16.02.2023, 19:17 Uhr
In Wolfsburg haben die Beschäftigten künftig wieder mehr zu tun.
(Foto: picture alliance/dpa)
Volkswagen hat den Start des neuen Kernmodells Trinity verschoben - und kann nun die Lücke füllen. Das wenig ausgelastete Stammwerk bekommt den Zuschlag für den elektrischen Tiguan. Unklar ist weiter, ob für Trinity und die damit verbundene neue Plattform eine Extra-Fabrik gebaut wird.
Der zuletzt wenig ausgelastete Stammsitz von Volkswagen hat konzernintern den Zuschlag für den Bau des elektrischen SUV Tiguan ab 2026 erhalten. Das kündigte der Konzern auf einer Betriebsversammlung an, zu der auch Bundeskanzler Olaf Scholz gekommen war. "Wir hier in Wolfsburg werden dieses neue Fahrzeug entwickeln und auch bauen", sagte Betriebsratschefin Daniela Cavallo. Das Auto sei eine "Premiere", denn es markiere den Ersteinsatz für die künftige Elektro-Plattform des Konzerns.
Das sei "eine wichtige Nachricht für uns im Stammwerk und für unseren weiteren Weg im Wandel der Branche", sagte Cavallo weiter. Volkswagen wollte 2026 eigentlich das neue Elektromodell Trinity einführen, dies war aber nach Amtsantritt von VW-Chef Oliver Blume im September wegen Softwareproblemen verschoben worden. Die Lücke, die damit 2026 entstehe, sei mit dem Tiguan geschlossen, sagte Cavallo.
Scholz äußerte sich nach Angaben aus dem Konzernumfeld indirekt auch zur umstrittenen neuen EU-Abgasnorm Euro-7. Diese soll starke Verschärfungen bei den erlaubten Emissionen bringen, die allerdings teils komplizierte Technik erfordern und nach Einschätzung der Autobranche vor allem kleine Fahrzeuge verteuern dürfte. Scholz versicherte, die Bundesregierung werde "bei dem Blick in die Zukunft die Gegenwart nicht vergessen und immer für realistische Lösungen sorgen". Um Investitionen in die E-Mobilität weiter voranzutreiben, sei es nötig, "dass wir unsere wirtschaftliche Kraft als Grundlage für die Erneuerung auch behalten". Konzernchef Oliver Blume sprach vor den Beschäftigten ebenfalls über das Thema.
Zuvor hatte der Kanzler die Wolfsburger Golf-Produktion besichtigt. Im Volkswagen-Hauptwerk, wo außerdem der Tiguan, Touran und Seat Tarraco gefertigt werden, war seit dem Beginn der Versorgungskrise mit Mikrochips und weiterer Elektronik viel Arbeit ausgefallen. Produktionskapazitäten konnten streckenweise nicht genutzt werden, der Stammsitz lag weit unter den einmal vereinbarten Zielen. Das künftige Kernmodell Trinity soll eigene Systeme bekommen und auf einer gänzlich neuen Plattform (SSP) fußen - der Anlauf dauert nun jedoch wohl noch bis zum Ende des Jahrzehnts.
Wolfsburg wird zudem für eine Überlaufproduktion des elektrischen ID.3 aus Zwickau vorbereitet. Eine geplante Extra-Fabrik für den Trinity könnte hingegen auf der Kippe stehen. Alternativ ließen sich Teile des Stammwerks umrüsten. VW betonte jüngst, man halte sich aber auch die Neubauoption offen. Bis März werde abschließend entschieden.
Quelle: ntv.de, jwu/AFP/dpa