KI-Allianz hält nur drei Jahre VW und Ford beerdigen teures Roboterauto-Projekt
26.10.2022, 23:55 Uhr
Die Beschäftigten von Argo wurden bereits informiert, dass das in Pittsburgh ansässige Unternehmen geschlossen wird.
(Foto: picture alliance/AP Images)
2019 schließen Volkswagen und Ford einen ambitionierten Pakt. Gemeinsam wollen sie mit Argo AI selbst fahrende Autos entwickeln. Nur drei Jahre später ist das Projekt Geschichte. Während Ford bereits Abschreibungen verbucht, will VW wechselwilligen Mitarbeitern ein Angebot machen.
Der Volkswagen-Konzern und sein US-Partner Ford ziehen sich aus dem gemeinsamen Projekt rund um Roboterautos bei der Software-Firma Argo AI zurück. Während die Wolfsburger am Abend überraschend mitteilten, dass sie nicht weiter in Argo investieren würden, kündigte Ford den vollständigen Ausstieg aus dem Geschäft an. Der US-amerikanische Autobauer verbuchte dafür eine Abschreibung von 2,7 Milliarden Dollar, wie er nach US-Börsenschluss mitteilte. Diese Belastung führte im dritten Quartal zu einem Nettoverlust von 827 Millionen Dollar.
Die beiden Partner hatten sich 2019 auf eine breit angelegte gemeinsame Entwicklung der Technik geeinigt und jeweils 40 Prozent an Argo gehalten. VW will für seine bisher mit Argo geplanten Robotertaxis in Kürze einen neuen Partner präsentieren. Geplant ist nach wie vor, dass sie 2025 über die Mobilitätstochter Moia in Hamburg an den Start gehen sollen.
VW-Angebot für Argo-Beschäftigte
Die Entwicklung von Technik für autonomes Fahren ist kostspielig und gilt auch als riskant, denn die Erfolgsaussichten inklusive möglicher zukünftiger Gewinne sind unklar. Mit dem Ausstieg von Ford dürfte Argo als Firma Geschichte sein. Laut US-Medienberichten wurden die Beschäftigten am Mittwoch bereits darüber informiert, dass das in Pittsburgh ansässige Unternehmen geschlossen wird. Volkswagen will Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Angebote zum Wechsel machen.
"Gerade bei der Entwicklung von Zukunftstechnologien zählen Fokus und Geschwindigkeit", sagte Volkswagen-Konzernchef Oliver Blume. "Unser Ziel ist es, unseren Kundinnen und Kunden die leistungsfähigsten Funktionen zum frühestmöglichen Zeitpunkt anzubieten und unsere Entwicklung möglichst kosteneffizient aufzustellen."
Volkswagen war 2019 mit einem Investment über 2,6 Milliarden US-Dollar in die damalige Ford-Tochter eingestiegen. Die Beteiligung war als Teil einer umfassenderen Allianz mit großen Ambitionen beschlossen worden. Zusätzlich zu einer Milliarde Dollar an Finanzmitteln hatte VW auch die eigene Tochter AID eingebracht. Bis 2022 sollte VW Ford zudem weitere Anteile in Höhe von rund 500 Millionen Dollar abkaufen, so war damals der Plan.
Nächster Dämpfer für VW
VW muss mit dem Ende des gemeinsamen Projekts mit Ford einen weiteren empfindlichen Dämpfer bei seinen Software-Ambitionen verkraften. Der Konzern musste zuletzt bei seiner mit Milliarden ausgestatteten konzerneigenen Software-Tochter Cariad Probleme verarbeiten, so gab es Verzögerungen bei neuen Softwaregenerationen, die auch verspätete Starts neuer Automodelle zur Folge haben. Die Softwareprobleme gelten auch als ein Grund dafür, dass Ex-Chef Herbert Diess seinen Hut nehmen musste.
Vom Ende der Zusammenarbeit bei Argo ist die Nutzung von VWs eigenem E-Autobaukastensystems MEB durch Ford nicht betroffen. Die Kooperation zwischen den Autokonzernen ist bei der Tochter VW Nutzfahrzeuge in Hannover angesiedelt, wo auch gemeinsam Transporter entwickelt werden.
Quelle: ntv.de, chr/dpa