Wirtschaft

Rosneft-Chef auf Kuba Vor Amerikas Haustür demonstriert Russland seine Macht

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Moskau hatte im Februar 25.000 Tonnen Weizen an Kuba gespendet.

(Foto: IMAGO/ITAR-TASS)

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Nur 160 Kilometer trennen Kuba von den USA. Politisch aber liegen Welten zwischen beiden Ländern. Während US-Sanktionen den Karibikstaat seit Jahrzehnten wirtschaftlich schwächen, bekräftigt Russland seine Freundschaft - und weckt in Kuba Hoffnung auf neue Energiereserven.

Kuba steckt in einer schweren Krise: Seit mehr als sechs Jahrzehnten schwächt das US-Embargo die Wirtschaft der Karibikinsel. Die meisten Unternehmen sind verstaatlicht und arbeiten wenig effizient. In der Corona-Pandemie fiel zudem der Tourismus als wichtigster Devisenbringer aus. Heftige Unruhen waren die Folge. Auch wenn sich die Lage inzwischen etwas beruhigt hat: Lebensmittel, Medikamente und auch Benzin bleiben rare Güter. Mitten in der Treibstoffknappheit hat nun ein russischer Ölmulti das Land besucht.

Der kubanische Präsident, Miguel Díaz-Canel Bermúdez, hat es selbst getwittert: Vor wenigen Tagen war Igor Setschin, Vorstandschef des russischen Ölkonzerns Rosneft, im Palast der Revolution zu Gast. Bei den Gesprächen, so heißt es in der Meldung, ging es auch um den Energiesektor. Einzelheiten sind zwar nicht bekannt, doch fest steht, dass Russland reichlich Energiereserven hat, während auf Kuba aufgrund der US-Sanktionen Benzinmangel herrscht.

Kuba ist eines der Länder, die sich in beiden UN-Abstimmungen zum Ukraine-Krieg enthielten. Die Russen, seit dem Angriff auf die Ukraine vom Westen geächtet, scheinen die Beziehungen zu dem Karibikstaat offenbar stärken zu wollen - auch mit Weizenlieferungen, von denen die Nachrichtenagentur Reuters berichtet.

"Kuba ist ein Spiegelbild der Geschichte des 20. Jahrhunderts"

Dass Russland sich jetzt annähert, verwundert nicht. Schließlich ist Kuba das Land der kommunistischen Revolution: Fidel Castro und Ernesto "Che" Guevara übernahmen dort 1959 das Kommando. Ihre Bilder sind auch heute noch omnipräsent. Marcel Kunzmann kennt das aus seinen Studienzeiten in Havanna: "Kuba ist ein Spiegelbild der Geschichte des 20. Jahrhunderts", erklärt er im Podcast "Wirtschaft Welt & Weit". US-Oldtimer sind stille Zeugen einer längst vergangenen Freundschaft mit den USA. Sowjetische Bauten mischen sich mit Relikten der Kolonialgeschichte und machen Geopolitik selbst für Reisegruppen sichtbar.

Einst habe sich Kuba als Teil der blockfreien Staaten und des sowjetischen Lagers gleichermaßen verstanden, erklärt Kunzmann, der seit Jahren Kuba-Forschung betreibt. Für ihn manövriert Kuba heute im geopolitischen Spannungsfeld zwischen USA, China und Russland und steht dabei auch immer in Relation zu den Supermächten.

Zu Zeiten des Kalten Krieges war Kubas Position eindeutig: Sowjetische Raketen waren auf der Insel stationiert, ausgerichtet auf die USA. Nur 160 Kilometer Luftlinie trennen beide Länder. In der Kuba-Krise stand die Welt im Oktober 1962 erschreckend nah am Atomkrieg. Wenn Putin im Zuge seines Angriffs auf die Ukraine heute von Nuklearschlägen spricht, erinnert sich manch einer an diese Zeiten.

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Beim Besuch des Rosneft-Chefs in Havanna war das Klima laut einer kubanischen Nachrichtenmeldung freundschaftlich: Setschin soll Grüße des russischen Präsidenten und die Information überbracht haben, dass Putin direkt und persönlich alle Themen und Fragen der Zusammenarbeit zwischen Russland und Kuba überwache. Die USA, soviel scheint sicher, werden diese Zusammenarbeit sehr genau im Blick behalten.

Wirtschaft Welt & Weit

Was muss Deutschland tun, um in der Wirtschaftswelt von morgen noch eine wichtige Rolle zu spielen? Von wem sind wir abhängig? Welche Länder profitieren von der neuen Weltlage? Das diskutiert Mary Abdelaziz-Ditzow im ntv-Podcast "Wirtschaft Welt & Weit" mit relevanten Expertinnen und Experten.

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Quelle: ntv.de

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