Wirtschaft

Branche fordert positive Impulse Wachstum am PKW-Markt täuscht wohl

Der Autoabsatz legte im September zu - doch eine Trendwende ist dies nicht.

Der Autoabsatz legte im September zu - doch eine Trendwende ist dies nicht.

(Foto: picture alliance / Rupert Oberhäuser)

Die deutschen Autobauer melden steigende Verkäufe. Doch die Zahlen sind trügerisch. Nach dem weitgehenden Ende der Material- und Lieferprobleme würden nun die schon vor längerem bestellten Fahrzeuge endlich ausgeliefert, sagen Experten. Neue Aufträge kämen hingegen eher spärlich.

Die Autohersteller kommen mit ihren Verkaufszahlen weiter nicht vom Fleck. Die Zahl der Neuzulassungen legte im September zwar kräftig um 14 Prozent auf rund 225.000 zu, wie das Kraftfahrt-Bundesamt mitteilte. Eine Trendwende ist das allerdings nicht, denn im Vorjahr war der Pkw-Absatz wegen Materialmangels besonders niedrig gewesen. "Der September sieht optimistischer aus, als er ist", sagte Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer. Die Zahlen spiegelten lediglich den hohen Auftragsbestand vorangegangener Monate wider, in denen die Autobauer die Nachfrage wegen fehlender Bauteile kaum bedienen konnten. Inzwischen würden die Fabriken wieder besser mit Bauteilen beliefert und die Orders abgearbeitet.

"Die Produktion läuft wieder einigermaßen rund", sagte Dudenhöffer, der das CAR-Institut in Duisburg leitet. Die Kunden hielten sich wegen der hohen Inflation und Rezessionsängsten inzwischen jedoch zurück. Neue Aufträge hereinzuholen, sei derzeit äußerst mühselig. "Ein Kippeffekt von einer Angebotsknappheit in einen Kundenmangel oder eine Nachfrageschwäche zeichnet sich immer stärker ab."

Endende E-Auto-Förderung bremst

Schwierig bleibt die Lage bei den reinen Elektroautos, deren staatliche Förderung zum Jahresende gedeckelt wird. Laut KBA kamen im September rund 44.400 Batterie-Autos neu auf die Straßen und damit fast ein Drittel mehr als vor einem Jahr. Inzwischen verfügt fast jeder fünfte Neuwagen über einen reinen Elektromotor.

"Alle, die jetzt ein E-Auto kaufen, müssen wegen der langen Lieferzeiten damit rechnen, dass sie nicht mehr die alte Prämie bekommen", erläuterte Dudenhöffer. Zwischen Januar und September wurden laut Stefan Bratzel, Gründer des Center of Automotive Management (CAM) in Bergisch Gladbach, fast 272.500 Elektrofahrzeuge neu zugelassen, 15 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Allerdings sei der Markthochlauf nach wie vor stark von "Förder- und Regulationskulissen" geprägt. "Aufgrund steigender Rohstoff- und Produktionskosten ist mittelfristig kaum mit sinkenden Anschaffungskosten für Elektrofahrzeuge zu rechnen", teilte Bratzel mit.

Audi mit größten Zugewinnen

Der Importeursverband VDIK erklärte, die Bilanz nach drei Quartalen sei ernüchternd. Zum ersten Mal überhaupt liege der Pkw-Absatz nach neun Monaten unter zwei Millionen Einheiten. "Der Markt braucht dringend positive Impulse durch stabile Rahmenbedingungen und eine Unterstützung der Verbraucher angesichts steigender Energie- und Lebenshaltungskosten", sagte Verbandschef Reinhard Zirpel. Jüngst hatte der Verband der Automobilindustrie (VDA) seine Absatzprognose für das laufende Jahr erneut nach unten korrigiert. Inzwischen geht der Verband für 2022 nur noch von 2,5 Millionen Neuzulassungen in Deutschland aus. Das wäre ein Rückgang von sechs Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

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Auch die Unternehmensberatung EY geht für die nächsten Monate von einer schwächeren Nachfrage aus. Eine echte Erholung des Neuwagenmarktes sei in weite Ferne gerückt, prognostizierte EY-Autoexperte Peter Fuß. Nach wie vor liege der Absatz unter dem Niveau vor der Krise.

Im September wies die Statistik der Flensburger Behörde für zwei Drittel der deutschen Marken ein Zulassungsplus aus. Am deutlichsten fiel der Zuwachs mit 71,8 Prozent bei der VW-Tochter Audi aus, gefolgt von Mercedes mit plus 46,1 Prozent und VW mit plus 30,2 Prozent. Porsche verkaufte 15,3 Prozent mehr von seinen Sportwagen und SUV. Dagegen verbuchten asiatische Hersteller wie Suzuki, Mitsubishi und Honda zweistellige Rückgänge. Auch Renault und Opel fuhren bei den Neuzulassungen im Rückwärtsgang. Insgesamt schrumpften die Neuzulassungen seit Jahresbeginn um 7,4 Prozent auf 1,87 Millionen Fahrzeuge.

Quelle: ntv.de, jwu/rts/dpa

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